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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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der Küche angekommen, die erfüllt war von den köstlichen Gerüchen nach Kräutern und frischem Gemüse, füllte Danielle eine Schüssel mit Wasser. Dann zog sie das Brillenetui aus der Tasche und öffnete es. Nachdem sie die Brille herausgenommen hatte, drückte sie die großen, übermäßig dicken, gefärbten Gläser nacheinander heraus und ließ sie in die Schüssel gleiten, wo sie im Wasser schnell zu Boden sanken. Dann schob sie die Schüssel in die Mikrowelle, stellte die Temperatur sehr hoch ein, schaltete die Uhr auf fünf Minuten und drückte den Startknopf.
    Die Mikrowelle begann zu surren. Ben sah, wie das Wasser zu kochen begann, als sein Handy klingelte.
    »Meine israelischen Kollegen sind sehr wütend auf mich – Inspector«, begrüßte Nabril al-Asi ihn. Seine Stimme klang heiser und ungeduldig.
    »Ich …«
    »Sie wollen wissen, warum jemand, dessen Papiere sie auf mein Geheiß genehmigt haben, in einen Gefängnisausbruch verwickelt ist.«
    »Gefängnisausbruch?«
    »So war es doch, oder?«
    »Nein. Das heißt … ja, aber nicht so.«
    »Ist Pakad Barnea immer noch in Haft?«
    »Nein.«
    »Ist sie mit Ihnen in Haifa?«
    Ben erinnerte sich an die neue Technologie, die es al-Asi erlaubte, seine Position anhand seines Handysignals zu bestimmen. »Ja.«
    »Dann haben Sie ihr geholfen, zu entkommen.«
    »Weil sie sonst getötet worden wäre. Im Gefängnis war ein Attentäter«, erwiderte Ben und blickte zu Danielle hinüber. Die Mikrowelle surrte weiter. »Ein amerikanischer Attentäter, den Pakad Barnea zuvor bereits getroffen hat. Er hat zugeschlagen, als wir im Befragungszimmer zusammensaßen.«
    »Ich nehme an, Sie wollen mir erzählen, dass er für die neun Toten verantwortlich ist – die acht israelischen Polizisten und den Anwalt, der Pakad Barnea vertreten hat.«
    »Um ehrlich zu sein …«
    »Ich glaube Ihnen, Inspector. Das Problem ist nur – die Israelis werden Ihnen nicht glauben. Die Geschichte, die sie verbreiten, erzählt nichts von einem Attentäter. Ich möchte, dass Sie mir genau zuhören: Wenn Sie jetzt in die Westbank zurückkehren, kann ich Sie da rausholen, Sie beschützen. Noch einen Tag, und ich habe keine Kontrolle mehr über die Sache. Sie müssen sofort zurückkommen.«
    Ben warf erneut einen Blick auf Danielle. »Tut mir Leid, Colonel«, sagte er ins Telefon.
    Er hörte al-Asi seufzen. »Mir auch. Sie und Pakad Barnea sind drauf und dran, die meist gesuchten Personen in ganz Israels zu werden, mehr noch als die Terroristen, die ich meinen israelischen Kollegen von Zeit zu Zeit serviere.«
    Ben schluckte schwer. »Was ist mit Ihnen?«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich leiste den Israelis zu viele Dienste, als dass sie lange sauer auf mich sein werden. Sie werden mich vermutlich wegen der Anschläge aufs Korn nehmen und dann das Gebäude bombardieren, wenn ich nicht da bin.«
    »Danke, Colonel. Es tut mir Leid, dass ich Sie mit hineingezogen habe.«
    »Ich habe dieser Tage kaum etwas anderes zu tun. Ich verbringe viel Zeit in Rafiqs Baumarkt, um Sachen für das Haus und unser neues Büro zu holen. Jeden Tag bin ich dort. Übrigens, kennen Sie sich mit Rosen aus?«
    »Nein.«
    »Ich pflanze welche in meinem neuen Garten, mache aber irgendetwas falsch. Ich nehme an, Pakad Barnea ist bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Ob Sie etwas von Rosen versteht?«
    »Ich kann sie fragen.«
    Ben konnte al-Asi am anderen Ende der Leitung erneut seufzen hören. »Bemühen Sie sich nicht. Ich fürchte, ich verschwende nur meine Zeit. Schaukeln bauen, Rasen mähen, Gärtner spielen. Wir können nicht wieder aufleben lassen, was wir verloren haben.«
    »Wir müssen es versuchen, Colonel.«
    »Gestern habe ich einen Trupp angeführt, um ein besonders widerwärtig militantes Versteck im Flüchtlingslager von Jabalaya auszuheben. Die Bewohner haben sich gegen uns erhoben, bevor wir auch nur in die Nähe kamen.« Al-Asi unterbrach sich. »Ich habe immer gedacht, unsere Leute stehen im Schlamm, aber eigentlich ist es Treibsand, nicht wahr, Inspector?«
    »Ich habe das Gefühl, ich sinke auch ein.«
    Die Mikrowelle piepte, als Ben sein Handy zurück in die Tasche gesteckt hatte. Danielle nahm die Schüssel aus dem Gerät. Ben sah sofort, dass die Brillengläser nicht mehr zu erkennen waren; sie waren im jetzt kochenden Wasser geschmolzen. Dennoch spähte Danielle in das dampfende Wasser. Sie wartete, bis es sich ein wenig abgekühlt hatte, bevor sie hineingriff und ein Objekt vom Boden der

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