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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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passiert ist«, stellte er fest. »Sie haben das hier erwartet.«
    »Ich bin darauf vorbereitet.«
    »Worauf denn? Meine Stadt liegt im Sterben, Oberst, und Moskau schickt Sie, um mir zu helfen?«
    »Moskau hat mich geschickt, Bürgermeister, um zu verhindern, dass die Dinge noch schlimmer werden. Wo ist Ihr Büro?«

 
VIERTER TAG
29.
    Wassili Anatoljewitsch beugte sich im Stuhl vor, grinste Danielle an und sagte zu Ben: »Also kehrt der Sohn von Jafir Kamal zurück.« Er ließ den Blick durch das komfortabel möblierte, bewachte Zimmer in Colonel al-Asis sicherem Haus im exklusiven Vorort Al-Bireh im Norden Ramallahs schweifen. »Sagen Sie, Inspector, behandeln die Palästinenser alle ihre Gefangenen so? Kein Wunder, dass ihr kein eigenes Land besitzt.«
    »Fühlen Sie sich schlecht behandelt?«, fragte Ben.
    »Ich habe gestern meine letzte Flasche Wodka geleert.« Anatoljewitsch strich sich das Haar mit den Händen glatt. Er war frisch rasiert und roch nach Fliederseife, wie sie in den schicken Boutiquen von Tel Aviv verkauft wurde. »Wo ist eigentlich denn Ihr Colonel al-Asi? Er hat mir eine neue Flasche versprochen, damit ich mit Ihnen spreche, Inspector.«
    »Sie können noch heute ein freier Mann sein, wenn Sie uns helfen«, sagte Ben, ohne auf Anatoljewitschs Worte einzugehen.
    »Ich werde so oder so ein freier Mann sein. Es dauert nur ein bisschen länger.«
    »Aber Sie werden kein reicher Mann sein«, warf Danielle ein.
    Anatoljewitsch musterte Danielle lüstern. »Sie bringen eine sehr hübsche Frau mit. Ich bin erstaunt.«
    »Pakad Barnea war so freundlich, an Ihrer Stelle an dem Treffen in Ostjerusalem teilzunehmen, das Sie am Montag verpasst haben«, erklärte Ben.
    »Was für ein Treffen? Wovon sprechen Sie?«
    »Hiervon.« Danielle holte einen kleinen Beutel hervor, der die Brillanten enthielt, die in Ranieris Brille eingebettet gewesen waren. Sie öffnete den Beutel und nahm einen der schön geschliffenen Steine heraus. »Die sollten Sie im Austausch für Waffen bekommen.«
    Anatoljewitsch quollen die Augen aus dem Kopf. Er streckte eine Hand aus, als wollte er nach dem Brillanten greifen, zog sie dann aber zurück.
    »Was ist jetzt?«, fragte Ben. »Wollen Sie mit uns kooperieren oder nicht?«
    Am Abend zuvor hatte Danielle sich das Haar kurz geschnitten und sich eine Brille ohne verstärkte Gläser sowie ein paar formlose Kleidungsstücke auf dem Flohmarkt besorgt, um ihre Verkleidung zu vervollständigen.
    »Was meinst du?«, hatte sie Ben gefragt.
    »Du siehst gut aus.«
    »Du gibst mir allen Grund, an deiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln.«
    Ben zuckte die Achseln. »Ich bin froh, dass deine Haare nachwachsen.«
    »Und jetzt bist du dran …«
    Danielle hatte sein Haar schwarz gefärbt, straff zurückgekämmt und anschließend mit Pomade eingerieben, um ihm einen wachsartigen Glanz zu verleihen.
    »Rasieren darfst du dich in der nächsten Zeit nicht«, hatte sie ihn angewiesen, nachdem sie sein Gesicht mit Selbstbräuner dunkler getönt hatte. Als sie fertig war, hatte Ben in den Spiegel geschaut und zugeben müssen, dass sein Erscheinungsbild sich stark verändert hatte.
    »Du kannst das sehr gut.«
    »Ich hatte mal viel Übung.«
    »Im Sayaret?«
    »Ja. Damals schien alles so einfach zu sein.«
    »An der Mission, bei der du dem Cowboy das erste Mal begegnet bist, war nichts einfach.«
    »Vielleicht wurde er bei der Explosion des Krankenwagens gestern getötet.«
    »Glaubst du wirklich, Danielle?«
    »Nein. Männer wie er sterben nicht so einfach.« Sie hielt kurz inne. »Oder wie du, Ben.«
    »Ist das ein Kompliment?«
    »Was meinst du? Du hast mir in New York das Leben gerettet …«
    »Aber nicht das deines Kindes.«
    »Du bist stärker, als du denkst, Ben. Du wirst stark genug sein für uns beide.«
    »Vielleicht«, erwiderte Ben, bemüht, das Thema zu wechseln. »Und wenn du mit dem Cowboy richtig liegst, werden wir ihn zweifellos wiedersehen.«
    »Ich hätte ihn in Beirut töten sollen, wie ich es vorgehabt hatte«, sagte Danielle.
    »Du warst damals vierundzwanzig, nicht wahr?«
    »Fünfundzwanzig. Alt für die Spezialeinheit.«
    »Aber jung für den Shin Bet, als sie dich wieder eingestellt haben.«
    »Um mir einen ehrenvollen Abschied zu gewährleisten.«
    »So etwas gibt es nicht, Danielle.«
    Sie hatten die Fahrt in die Westbank kurz nach Sonnenaufgang angetreten, versteckt auf der Ladefläche eines mit Kühlschränken und Öfen voll beladenen Lasters, der nach Ramallah unterwegs

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