Die Spur des Drachen
mussten die Beine einziehen, damit er sich herausschieben konnte. Sie beobachteten, wie er Danielle, die ihm auf halbem Weg den Gang entlang entgegenkam, in seine gewaltigen Arme schloss.
Dann schob Sabi sie auf Armeslänge von sich, die Hände auf den Schultern, und warf einen kurzen Blick auf Ben, der in der Tür stehen geblieben war. »Ich habe mir Sorgen gemacht, Pakad Barnea. Nach allem, was ich in den letzten Tagen so gehört habe … Aber bitte, was kann ich für Sie tun?«
»Sie könnten mir etwas von den Russen erzählen, die Waffen über Israel verschieben.«
Sabi setzte eine finstere Miene auf. »Diese Bastarde besitzen keine Ehre. Unmöglich, mit denen Geschäfte zu machen.«
»Sie handeln doch sowieso nicht mit Waffen.«
»Seit langem nicht. Zu gefährlich. Schlecht für das Geschäft. Und alles, was schlecht für das Geschäft ist, ist schlecht für Sabi.«
»Aber nicht schlecht für diese Russen, wie es scheint.«
Sabi kicherte. »Unternehmerische Kriminelle, die von Israel freundlicherweise aufgenommen wurden, nachdem sie ihr eigenes Land ausgelaugt hatten. Befolgen Sie meinen Rat, packen Sie diese Leute am Kragen, und werfen Sie sie hinaus! Kommen Sie«, sagte er und führte sie zu der Nische, die seine beiden Bodyguards freigemacht hatten, »leisten Sie mir Gesellschaft!«
»Ich bin zurzeit nicht in der Position, irgendwelche Ratschläge weiterzugeben«, sagte Danielle, sobald sie in der Nische einander gegenübersaßen.
Sabis ovale Augen mit den schweren Lidern bekamen einen sanften Ausdruck. »Sie sehen hungrig aus, Pakad Danielle Barnea. Bitte, essen Sie etwas!« Er wies auf eine Auswahl an Gerichten auf dem Tisch. »Min fadlak. Bedienen Sie sich.«
»Später, Sabi.«
»Nur einen Happen Tabuleh«, drängte er und zeigte auf einen Salat. »Oder ein wenig Molochiya, Spinatsuppe. Macht Sie stark wie den Amerikaner Popeye.«
Danielle musste gestehen, dass die Gerüche einladend genug waren, um die Konzentration auf jene Dinge zu erschweren, die wichtig waren. Sie hatte seit drei Tagen kaum etwas gegessen. Ihr Magen knurrte, während Sabi sie weiter zu überreden versuchte.
»Wie wäre es mit einem Teller Mezze, Vorspeisen, oder frisch gebackenem Mankushi? Es liegen gerade ein paar Laibe zum Auskühlen in der Küche.«
»Nein, danke.«
Sabi runzelte die Stirn. »Wenn ein hungriger Mensch es vorzieht, nichts zu essen, heißt das normalerweise, dass er mehr als nur seinen Appetit verloren hat.«
Danielle schwieg.
Sabi nahm eine Flasche, die vor ihm gestanden hatte. »Dann ein Glas Wein.« Er schenkte Danielle ein Glas Cabernet Sauvignon ein, ohne ihre Antwort abzuwarten. »Vom Bestem, was die Kefraya-Weinberge im Libanon zu bieten haben. Sie schicken diesen Wein vorzugsweise mir. Wollen Sie wissen, warum? Weil ich dazwischen gegangen bin, als die israelischen Truppen während der Invasion 1982 ihre Weinberge zertrampelt haben. Die Menschen vergessen solche Gefälligkeiten nicht so schnell.«
Danielle ließ ihr Weinglas unberührt stehen. »Ich verstehe.«
»Wirklich? Dann sollten Sie für mich arbeiten.« Sabi beugte sich vor, dass sein gewaltiger Bauch gegen den Tisch stieß. »Sie würden aufblühen in einer Welt ohne Politik.«
»Politik gibt es überall. Nur ist sie von anderer Art.«
»Und welcher Art ist die Politik, die Sie zu mir führt?«
»Ich muss in die Westbank.«
Sabi sah sie argwöhnisch an, dann warf er einen Blick auf Ben. »Hat das irgendetwas mit dem Palästinenser zu tun, der da in der Tür steht?«
»Er hat mir heute das Leben gerettet.«
»Ich weiß, wer der Mann ist, Pakad. Ich weiß alles über ihn.«
Danielle schaute nicht zu Ben, sondern hielt den Blick auf Sabi gerichtet. »Nicht so viel, wie Sie denken. Können Sie mir helfen, in die Westbank zu kommen?«
»Das erbittet man nicht oft von mir. Aus der Westbank heraus, ja, aber in die Westbank hinein …« Er zuckte die Achseln, dass sein dicker Hals mit den Schultern zu verschmelzen schien. »Das dürfte kein Problem sein. Ich werde nur ein wenig Zeit brauchen, um die Vorbereitungen zu treffen.«
»Nehmen Sie so viel Zeit, wie Sie brauchen. Könnte ich die Restaurantküche benutzen?«
Sabi zündete sich eine riesige Zigarre an, fragte Danielle aber nicht weiter aus. »Natürlich. Noch etwas, Pakad?«
Danielle warf Ben einen kurzen Blick zu. »Nur eine Sache noch …«
25.
»Ich werde nicht fragen«, meinte Ben, als er Danielle in die Küche folgte.
»Es ist besser, wenn du es siehst.«
In
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