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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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und so allmählich kommen auch meine Kollegen … Sie müssen wissen, Herr, ich war damals der jüngste und mußte zuallererst da sein.
    Wie ich so mein Holz zusammentrage, wird mir warm und immer wärmer, und dabei hatten wir 15 Grad Kälte im Freien.
    Wie ich noch so stehe und mir den Schweiß von der Stirn wische, da gibt mir mein Kollege einen Stoß in die Rippen und zeigt auf das Manometer am Kessel. Und da denke ich doch, der Deubel soll mich holen … da zeigt das Manometer auf zwölf Atmosphären. Dabei, Herr, kein Stückchen Feuer auf den Rosten … eben erst kaltes Wasser aus der Leitung in den Kessel gepumpt.
    Da kommt gerade der Ingenieur. Der sagt ganz harmlos: ›Na, Leute, ihr habt ja schon ganz schönen Dampfdrucks ›Ja!‹ sage ich. ›Aber den Kessel hat der Deubel geheizt.‹
    ›Wieso?‹ fragte der Ingenieur. Ich gehe langsam an den Kessel ‘ran, mache die Feuertür auf und zeige ihm die kahlen Roste.
    Mit einem einzigen Satz ist er an der Tür und verschwindet, ohne noch ein Wort zu sagen.
    In fünf Minuten war er mit dem Direktor wieder da. Und wie der Direktor die Bescherung sieht, stellt er sich hin und lachte. Dann sprang er plötzlich zu und schaltete den unheimlichen Kessel auf die Maschinen. Es war aber auch nachgerade Zeit, denn der Druck war inzwischen auf fünfundzwanzig Atmosphären gestiegen.
    Da kam der Direktor zurück und sagte nur ganz trocken: ›Der Doktor Frowein soll mal kommen.‹ Und als der kam, da guckte er ihn bloß an und sagte: ›Junge, Junge, daß dir das gelungen ist !‹ Und dann fiel der Direktor dem Doktor Frowein um den Hals.
    Als er ihn wieder losließ, da sagte er zu uns: ›Kinder, merkt euch den heutigen Tag. Der 13. Februar 1963 wird noch für Jahrhunderte ein Gedenktag bleiben. Heute fängt ein neues Kapitel der Zivilisation an. Der hier ist’s, dem die Menschheit das verdankt.‹
    Wie es dann mit der Erfindung weiterging, das wissen Sie ja wohl. Kohlen zum Heizen brauchten wir nicht mehr, Öl auch nicht mehr. Die Bergarbeiter wurden größtenteils überflüssig. Die ganze Wirtschaft wurde auf den Kopf gestellt. Na, ganz glatt ist das ja nicht gegangen. Auf einmal so viele Menschen ohne Brot! … Zwanzig Millionen Leute aus Europa wohnen jetzt hier in bestem Wohlstand, wo früher ein paar Kirgisen kümmerlich hausten. Aber kommen Sie! Ich will Sie zu unserer Schmelzstelle bringen.«
    Gespannt hatte Wellington Fox der Erzählung des alten Schmelzmeisters gelauscht, während der Magnetograph in seiner Tasche sie Wort für Wort niederschrieb. Jetzt folgte er dem Alten, der ihn auf einem neuen Pfad weiter bergan führte. Die Luft war hier verhältnismäßig klar. Noch eine kurze Wendung, und vor ihnen lag ein mächtiger Gletscher. Wohl mehrere Kilometer breit schob sich der gigantische Eisstrom zu Tal. Wellington Fox konnte hier und da schwarze Punkte wie Fliegen über die Fläche kriechen sehen. Er nahm sein Glas zu Hilfe und sah, daß es große tankartige Fahrzeuge waren, die das Gletschereis befuhren und gleichmäßig mit Dynotherm bestreuten.
    Während seine Augen an dem interessanten Schauspiel hingen, nahm der Schmelzmeister seine Erklärungen wieder auf:
    »Sehen Sie, Herr, wie der Strom des erschmolzenen Wassers etwa fingerhoch über der Gletscherfläche zu Tal läuft. Meilenweit über das Eis läuft und dabei immer heißer wird.«
    Wellington Fox ließ sein Glas sinken.
    »… Und wie lange hält der Gletscher aus?«
    »Ja … eigentlich sollte der Gletscher längst verbraucht sein, wenn nicht …«
    »Wenn was nicht?«
    »Ja … die Gelehrten behaupten, daß hier überhaupt viel mehr Regen und Schnee fällt, seitdem die Schmelzerei im Gange ist. Trotzdem könnten die Gletscher hier bald zu Ende gehen, wenn wir nicht sparsam schmelzen müßten … Ja, wenn wir da oben im Quellgebiet des Ili schmelzen könnten … aber das gehört ja den Gelben … und die lassen uns nicht ‘ran, obgleich sie auch Vorteile dabei hätten.
    Und dabei könnten wir noch so viel Wasser gebrauchen, da doch der Balkaschsee mit dem Pulver nächstens zum Dampfer gebracht werden soll. Sie wissen, Herr, damit die Wolkenbildung und die Niederschläge reichlicher werden. Sie machen da unten schon große Vorbereitungen für die großen Feierlichkeiten, die bei der Gelegenheit von Stapel gelassen werden. Na, davon habe ich nichts. Aber ich werde dann hier oben abgelöst und komme ‘runter an den See. Das ist mir auch viel lieber.
    Die alten Knochen wollen nicht mehr so recht.

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