Die Spur Des Feuers
fahren?«
»Eine halbe Stunde vielleicht.«
»Dann beeilen wir uns.«
»Keine Sorge.« Silver hielt ihr die Beifahrertür auf.
»Ich werde keine Zeit vergeuden, Kerry.«
7
Es war fast halb sechs. Das Ziel müsste inzwischen unterwegs sein.
Trask richtete seinen Blick auf die Landstraße. Der VW des Ziels war zum Stehen gekommen und Trask sah den Wagen der Geheimdienstler kurz dahinter halten.
Er lächelte amüsiert, als er die Agenten aussteigen sah. Sie waren so ernst. So beflissen. So vollkommen unbeholfen, wenn sie nicht im Dienst waren. Zu wissen, dass sie abgestellt waren, um das Ziel zu beschützen, machte die Herausforderung nur noch interessanter.
Seine Spannung wuchs, während er eine letzte Justierung an der Schüssel vornahm.
Los, macht schon! Bewegt euch! Bringen wir es hinter uns. Ich bin bereit …
»Relax«, sagte Silver zu Kerry. »Ihre Nerven sind ja zum Bersten gespannt. Noch eine Viertelstunde.«
Sie schaute nach Osten. Der Himmel wurde immer heller, am Horizont zeigte sich bereits ein hellgrauer Streifen. »Sind Sie sicher, dass George alle in Alarmbereitschaft versetzt hat?«
»Was glauben Sie denn? George macht keine Fehler. Kimbles Leibwächter wussten, dass wir kommen würden.«
Er hatte Recht. Sie glaubte auch nicht, dass George nachlässig war, aber das konnte sie nicht beruhigen. Seit sie bei Kimble losgefahren waren, wuchs ihre Panik. Verdammt, sie fühlte sich so machtlos. »Vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht war es doch Kimble.«
»Sollen wir zurückfahren?«
»Ja. Nein. Ich weiß nicht. Aber irgendwas fühlt sich … nicht richtig an.«
»Was fühlt sich nicht richtig an?«
»Ich weiß nicht.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Vielleicht bin ich einfach nur müde.«
»Sehen Sie irgendwas?«
»Nein. Überhaupt nichts. Vielleicht war der Kontakt mit Trask ein einzelner Glücksfall. Vielleicht hab ich auch alles falsch interpretiert. Vielleicht werde ich seine Schwingungen nie wieder aufnehmen.« Sie schüttelte den Kopf. »Beeilen Sie sich einfach, okay?«
»Okay.« Er schwieg eine Weile. »Aber Sie sollten sich nicht selbst misstrauen. Meiner Erfahrung nach sind spontane Eindrücke meist die richtigen.«
»Ich habe aber keine Erfahrungen, an denen ich mich orientieren könnte«, erwiderte sie ungehalten. »Ich konnte Ihnen nur sagen, was ich empfunden habe. Er wollte jemanden töten, und er war sich sicher, dass es ihm gelingen würde. Er war frustriert und wütend auf mich, und er war froh, dass … O mein Gott!« Plötzlich saß sie kerzengerade. »Großer Gott im Himmel!«
»Was ist?«
»Es ist eine Frau. Das Opfer ist eine Frau.« Ihre Lippen zitterten. »Es muss Joyce Fairchild sein.«
»Warum?«
»Er wollte mich, aber dann brauchte er irgendeinen Trost.
Einen Ersatz. Eine andere Frau an meiner Stelle. Begreifen Sie denn nicht? Das wäre ein Trost für sein Baby.«
»Sie reden ja schon wie er. Bisher haben Sie nie von einem weiblichen Opfer gesprochen.«
»Glauben Sie, das wüsste ich nicht? Er hat nicht bewusst an eine Frau gedacht. Für ihn sind sie alle nur Ziele. Ich habe nur etwas von Wasser gespürt und dass er sich mit irgendwas darüber hinwegtröstete, dass sein Baby mich nicht hatte verbrennen können. Das Opfer würde vielleicht nicht perfekt sein, aber gut genug, um ihn zufrieden zu stellen.«
»Wasser. Joyce Fairchild wohnt nicht in der Nähe von Wasser.«
»Das ist mir egal, verdammt! Kehren Sie um und fahren Sie
…« Sie versuchte, sich zu erinnern. »… Fredericksburg. Dort wohnt sie doch, oder?«
Er nickte, während er nach einer Wendemöglichkeit suchte.
»Nehmen Sie mein Handy und rufen Sie George an. Seine Nummer ist gespeichert. Sagen Sie ihm, er soll sich mit Fairchilds Bewachern in Verbindung setzen, um sich zu vergewissern, dass sie noch lebt.«
Das Ziel kam den Weg entlang auf ihn zugelaufen.
Sie lief schnell, gleichmäßig, scheinbar ohne Anstrengung.
Aber Joyce war eine geübte Langstreckenläuferin. Er erinnerte sich noch gut, wie sie, wenn sie im Labor alle die Nacht durchgearbeitet hatten, am frühen Morgen auf einer Pause bestanden hatte, um ihren täglichen Lauf zu absolvieren. Stets hatte sie behauptet, auf diese Weise einen klaren Kopf zu bekommen und ihre Kreativität zu steigern.
Dummes Miststück! Sie hatte keine Ahnung von Kreativität.
Sie hatte doch immer nur von seinen Ideen profitiert und sie als ihr Verdienst dargestellt.
Aber damit war es jetzt vorbei.
»Joyce Fairchild geht jeden
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