Die Spur Des Feuers
einfach«, erwiderte Kerry.
»Haben wir ein Foto?«
»Aber selbstverständlich.« George reichte ihr die Papiere, die er in der Hand hielt. »Zweite Seite. Das dritte Blatt ist ein Strafenregister.«
Dickens war ein massiger Typ mit einem Bulldoggengesicht und widerspenstigen grau melierten Haaren. Sie gab das Foto an Silver weiter. »Immerhin haben wir den Vorteil, dass er nicht ahnt, dass wir wissen, wer er ist.«
Silver nickte erneut. »Und Trask hat ihn garantiert die Beinarbeit machen lassen, bevor er dich aufs Korn genommen hat. Er wird ihn dir sicherlich wieder auf den Hals hetzen, wenn er erfährt, dass Carmela überlebt hat.« Er schaute George an.
»Haben die Zeitungen schon über Carmelas Rettung berichtet?«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte George.
»Hübsches, obdachloses Mädchen von unseren heldenhaften Feuerwehrmännern aus flammendem Inferno gerettet. Eine solche Story ist für die Medien doch ein Geschenk des Himmels.«
»Dann weiß Trask also schon Bescheid.« Kerry hatte Mühe, ihr Zittern zu unterdrücken. Es war albern, sich jetzt Angst einjagen zu lassen. Schließlich hatte sie gewusst, dass Trask früher oder später erfahren würde, dass es ihm nicht gelungen war, Carmela zu töten. »Bist du sicher, dass Carmela gut bewacht wird?«
»Ja, ganz sicher.« Silver reichte George die Papiere zurück.
»Aber Trask wird sich möglicherweise sagen, dass es sich nicht lohnt, sich weiter mit ihr abzugeben. Sie war letztlich bloß ein Opfer, das er sich ganz zufällig ausgesucht hat.«
»Zufällig.« Das Wort hinterließ einen bitteren Geschmack in Kerrys Mund. Ein kaltes Wort für eine eiskalte Tat. Die Vorstellung, dass jemand wahllos irgendeinen Menschen als Opfer aussuchte, so wie Trask es getan hatte, war einfach grässlich. Sie leckte sich die Lippen. »Vielleicht hast du Recht.
Aber ich bin kein Zufallsopfer, und es kann kein Zweifel daran bestehen, dass er wieder versuchen wird, mich zu erwischen.
Dafür wird er wahrscheinlich Dickens’ Hilfe brauchen.«
»Wahrscheinlich.«
»Also sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass Dickens mich findet.«
»Vergiss es«, sagte Silver knapp.
»Moment mal.« George schaute Kerry aus
zusammengekniffenen Augen an. »Ich glaube nicht, dass sie vorhat, sich zur Märtyrerin zu machen. – An was hatten Sie gedacht, Kerry?«
»Ich dachte, ich könnte mich ein bisschen hier und da in der Stadt sehen lassen. Solange ich mich hier im Haus verbarrikadiere, wird Dickens sich nicht zeigen. Aber wenn ich ein paar Ausflüge unternehme, hat er einen Grund, mir zu folgen. Und das gibt Ledbruks Leuten vielleicht Gelegenheit, ihn zu identifizieren oder sogar zu schnappen. Meinen Sie nicht auch?«
George nickte. »Klingt plausibel.«
Sie wandte sich an Silver. »Und falls es uns gelingt, ihn zu identifizieren, ohne dass er es merkt, führt er uns womöglich zu Trask.«
»Und was ist, wenn Trask beschließt, auf Dickens zu verzichten? Was ist, wenn er seine kleine Antenne schon auf dich gerichtet hat und nur auf eine Gelegenheit wartet, dich knusprig zu brutzeln?«
»Dann musst du dafür sorgen, dass ihm das nicht gelingt. Ich kann schließlich nicht alles übernehmen.«
Sie drehte sich um und ging in Richtung Küche. »Aber ich kann mir Kaffee und Toast machen und genau das werde ich jetzt tun. Du kannst dich noch ein bisschen mit George herumstreiten, wenn du das brauchst. Aber du weißt genau, dass ich Recht habe.«
Sie hörte, wie er leise vor sich hin fluchte, reagierte jedoch nicht darauf. Im Moment hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, sich mit Silver zu streiten. Sie brauchte alle ihre Energie, um dieses Gefühl der … ja, was eigentlich? Was war es, das sie abschütteln wollte? Angst? Nervosität? Eine böse Vorahnung?
Vielleicht war es eine Mischung aus allem.
Oder vielleicht ging einfach ihre Phantasie mit ihr durch. Nach allem, was sich in dem Lagerhaus abgespielt hatte, war es weiß Gott kein Wunder, dass ihre Nerven blank lagen.
Sie trank gerade ihre zweite Tasse Kaffee, als Silver in die Küche kam. »Das hat ja lange gedauert. Ich hätte George für überzeugender gehalten.«
»Keine Sorge, ich habe meine Zeit nicht vergeudet. Mir war klar, dass dein Entschluss längst feststeht.« Er schenkte sich Kaffee ein und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Ich habe mich mit George und Ledbruk unterhalten und dafür gesorgt, dass du ein paar Bewacher bekommst. Wenn du schon wild entschlossen bist, es zu tun, dann
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