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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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erstarren ließ und sie geblendet hätte, wenn sie nur eine Sekunde länger darauf gestarrt hätte! Etwas, das einen Wind erzeugte, der weder Wärme noch Kälte enthielt und der durch das Gebälk der Kirche brauste wie Myriaden winzigster schillernder Vögel ...
    Lilith fühlte sich davon zu Boden geworfen, und Lenas Körper schien plötzlich das Mannigfache seines früheren Gewichts zu besitzen.
    Sie klebte förmlich auf den steinernen Platten und begriff nicht, warum es Salvats Anhängern, die ebenfalls diesem tobenden, jenseitigen Flügelschlag ausgesetzt waren, nicht ebenso erging.
    Alles schien sich auf Salvat zu konzentrieren.
    Auf ihn und seinen Widerpart im Kokon, dessen äußerer Glanz Fadenlänge um Fadenlänge erlosch, indes die Bewegungen unter der seidig bleichen Hülle noch an Ungestüm zunahmen.
    Lilith war zum Zuschauen verdammt. Während ringsum der Kampf blutig wurde und mancher Schrei in warmem Schwall erstickte, begann es in den Grundfesten des Gemäuers zu rumoren und verhalten zu beben, als grollte ein Vulkan unter der schwarzen Oberfläche eines tiefen Sees.
    Salvat hatte den Kokon jetzt erreicht, und Lilith traute ihren Augen nicht, als sie sah, wer als einziger es wagte, sich ihm entgegenzustellen.
    Es war der siechende Alte. Belier.
    Beth' Sohn ...!
    Aber Salvat hatte nicht vor, sich aufhalten oder in seinem Vorhaben umstimmen zu lassen. Für jeden Beobachter mußte klar sein, daß Belier nur ein weiteres Opfer der Klinge aus lohendem Rubin werden würde.
    Und dann fauchte der Stahl, der in keiner irdischen Schmiede ge-formt worden sein konnte, auch schon auf das schüttere Haar des angeblichen Tuchhändlers nieder - mit einer Wucht, die gewiß nicht nur genügte, um seinen Schädel zu spalten, sondern seinen ganzen Körper vom Scheitel bis zum Schritt in zwei exakt gleiche Hälften zu zerteilen .
    Jetzt!
    Jetzt würde das unmögliche Kind einer unmöglichen Frau und ihres höllischen Galans sterben .
    *
    Ewigkeitslange Momente stand Beth da, einem grotesken Standbild gleich - und keineswegs wie gebannt, sondern wirklich und tatsächlich in Bann geschlagen von dem, was durch das Portal in die Kirche einfuhr. Anders war die Art dieses Auftrittes nicht zu nennen, und in gleicher Weise raste das monströse Geschöpf den Mittelgang zwischen den Bankreihen entlang - ohne daß es einer Bewegung seiner Füße oder auch nur einer Berührung des Bodens bedurfte. Es kam heran in einem Orkan, den es selbst entfesselte, auf eine Weise, die Beth' Blick sich zu akzeptieren weigerte.
    Es war, als trüge eine brodelnde Wolke dieses Wesen, die es einhüllte, unsichtbar, aber spürbar vorhanden und gespeist von einer Macht, die Zorn und Haß von nichtirdischer Qualität war.
    Selbst die lohende Klinge in den Fäusten dieses Wesens (das Beth viel, sehr viel mehr schien denn ein Mann) bezog ihre Energie offenbar aus dieser kochenden Aura. Als wollte die Schneide bersten unter dieser Kraft, ästelten sich Blitze durch ihre Rubinröte wie feine Sprünge.
    Gleich würde die gesamte verheerende Gewalt der Klinge in eben jenem Streich explodieren, zu dem sehnige Fäuste sie schon in die Höhe gerissen hatten. Und es konnte längst keinen Zweifel mehr daran geben, wem dieser vernichtende Hieb galt.
    Denn der Blick dieses zürnenden Wesens bohrte sich schon jetzt tief hinein in das, was es mit der lohenden Klinge zu zerschlagen und zerstören trachtete.
    Den Kokon .
    Ohne ein Glied rühren zu können richtete Beth ihre Augen auf den grauweißen Balg, in dessen Hülle es inzwischen nur noch vereinzelt fahl glomm. Zugleich nahm sie noch etwas anderes wahr: Das Blähen des Kokons hatte zugenommen; es ging nicht mehr ruhig und gleichmäßig vonstatten, sondern deutlich schneller, beinahe hektisch. Als wüßte das, was immer sich jenseits des Gespinstes entwickelte, daß nunmehr winzigste Sekundenbruchteile entscheidend sein würden .
    »Nein!«
    Beth glaubte zu schreien, aber es war kaum mehr als ein Hauch, der von ihren Lippen tropfte. Nur aus den Augenwinkeln hatte sie die Bewegung registriert. Und als wäre sie der Auslöser, zerbarst mit einemmal die lähmende Hülle um Beth.
    Sie sah, was geschehen war.
    Und sie wußte, was gleich geschehen würde.
    Charles Belier (David!) hatte sich mit einem grotesken Sprung in den Weg des Mannes mit dem Flammenschwert geworfen. Hinein in die Bahn der schon niederrasenden Klinge!
    Ein rotglosender Bogen hing einem höllischen Regenbogen gleich in der Luft. Und er raste geradewegs

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