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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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der fast kahlen Schädeldecke des Alten zu!
    In Beth erupierte ein Vulkan. Doch er gebar weder Glut und Feuer, noch Schmerz und Trauer ob des unvermeidlichen Todes ihres Sohnes. Was sich da auftat, schien ein geheimer Winkel tief in ihr zu sein, in dem seit 16 Jahren ein ganz besonderes Gefühl wohl verwahrt geschlummert hatte.
    Ein Gefühl, das sie zum letzten Mal erfahren hatte, als sie den kleinen David an ihre Brust gedrückt hatte.
    Jetzt, binnen eines einzigen Augenblicks, kehrte es zurück! Und noch im selben Moment bestimmte es ihr Tun, dem kein Denken vorausgehen mußte, weil die Zeit nicht mehr für auch nur einen einzigen Gedanken reichte!
    Die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn erwies sich in diesem Sekundensplitter als übermächtig. Und sie befähigte Beth zu Dingen, die nicht einmal sie für möglich gehalten hätte.
    Stumm brüllend erwachte in ihr eine Kraft, an der selbst die Zeit zerbrach.
    *
    Etwas ... geschah.
    Es vollzog sich im kleinsten Teil einer Sekunde. Und doch hatte Lilith den Eindruck, als bliebe ihr selbst alle Zeit der Welt, es zu beobachten.
    Trotzdem reichte diese Zeit nicht, es zu begreifen oder auch nur im Ansatz zu verstehen.
    Ohne den Grund benennen zu können, wußte Lilith nur eines: Beth hatte es getan. Wofür dieses Es auch stehen mochte. Lilith erfuhr nur seine Auswirkungen - in letzter Konsequenz schließlich am eigenen Leibe .
    Zuvor jedoch wurde sie Zeuge, wie Beth MacKinsey den siechen Alten (ihren Sohn ...) vor dem herabrasenden Flammenschwert Sal-vats rettete.
    Etwas schien die Zeit zu zertrümmern, als wäre sie genau in diesem Moment gefroren, erstarrt zu etwas Angreifbarem, das tatsächlich in Trümmer gehen konnte unter unvorstellbaren Gewalten. Und in jedem einzelnen dieser Splitter des Ganzen schien die Zeit in anderer Weise zu verstreichen.
    Während dieses unbeschreiblichen Momentes wähnte Lilith sich zumindest akustisch in einem Raum voll mit unzähligen Uhren, de-ren Werke asynchron liefen. Die Geräusche des Tickens überlagerten einander, und doch war jedes einzelne dröhnend laut.
    Lilith sah, wie Beth sich mit gestreckten Armen nach vorne warf und gegen Charles Belier prallte, ihn fortstieß und beide zu Boden stürzten .
    ... während der Hieb des Flammenschwertes in einem Maße verlangsamt war, daß der eben noch flirrende Halbkreis, den die Klinge beschrieb, wie ein Bogen glühenden, aber festen Metalls in der Luft hing!
    Erst in dem Moment, da Beth und der Alte auf den steinernen Boden schlugen und vom eigenen Schwung weitergetragen wurden, setzte sich die Bewegung der lohenden Klinge in ursprünglicher Geschwindigkeit fort und - Was im Weiteren geschah, vermochte Lilith nicht zu verfolgen.
    Denn der Bruch in der Zeit erreichte nun auch sie, als verliefe er in der Form eines Blitzes, dessen Spur sich erst jetzt bis zu ihr hingefressen hatte. Und der »Kontakt« blieb für sie nicht ohne Auswirkung.
    Zerstörte Zeit und die Macht des Sturmes, der Lilith nach wie vor wie an den Boden nagelte, kollidierten. Kräfte, weit jenseits aller Vorstellung, entluden sich.
    Und Lilith Eden wurde zu ihrem Spielball.
    Die unsichtbaren Bande, die sie bislang niedergehalten hatten, zerrissen. Der Stein unter ihr schien sich aufzubäumen - nicht als drücke etwas von unten einfach nur dagegen, sondern als explodiere unter seiner Oberfläche etwas in einer gewaltigen Detonation.
    Die Gewalt des Sturms verkehrte sich ins Gegenteil, riß Lilith empor. Rubinrotes Leuchten füllte für einen Augenblick Liliths Gesichtsfeld zur Gänze aus. Glut, wie sie vom ärgsten Feuer nicht ausgehen konnte, sengte über ihre Haut.
    Und dann - eine Berührung, übergehend in brennenden Schmerz.
    Unter ihr färbte sich das Gespinst des monströsen Kokons dunkel, wo ein blutiger Schwall ihn traf.
    Das Ende ihres linken Armes schien in Flammen zu stehen - dort, wo eben noch ... Lilith brachte den entsetzlichen Gedanken nicht zu Ende. Der Sturm ließ sie aus seinen wütenden Krallen, spie sie aus. Holz ging unter der Wucht ihres Aufpralls splitternd und krachend in die Brüche. Ihr Bewußtsein erlosch, ehe die Schmerzen es über alle Grenzen hinaus füllen konnten.
    Reglos blieb Lilith in den Trümmern der Kirchenbank liegen - inmitten eines Dutzends lebloser Männer, deren Seelen nicht länger Pfand in einem unheiligen Handel waren.
    *
    Tobias Stifter glaubte sich umweht von kaltem Hauch, der unmittelbar dem Jenseits zu entströmen schien. Es mußte seine Pforten weit geöffnet haben in

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