Die Spur des Tieres
unvorteilhaft wiedergegeben .«
Beth hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie stützte sich auf die hölzerne Theke zur Linken und gegen die Regalwand zur Rechten.
»Ich biete dir meine Seele!« Ihre Stimme überschlug sich, während ihr Blick nicht von der Erscheinung an Davids Seite abließ. »Wenn du das abschlägst .«
»Was dann?« zischte es aus dem nun immer hektischer flimmernden Mund, dem es schwerfiel, die Form zu wahren. Und schließlich sagte dieser Mund etwas, was Beth endgültig aus der Bahn warf, so sehr, daß sie die nächsten Sekunden nur dastand und zusah, was der Teuflische ihrem Sohn antat. Ihrem verzückt lächelnden Kind ...
»Wie könnte ich etwas zum Pfand nehmen, was du gar nicht besitzt?«
Die Frage hallte noch nach, als der Vater den Sohn bereits umarmte. Als die Menschenmaske fiel und ein Tier zubiß.
Nur ein einziges Mal, aber heftig genug, um Davids Genick zu zerbrechen und ihn mit einem leisen Seufzer zusammensinken zu lassen.
Sein Mörder gab ihn sofort wieder frei. Der greise Körper fiel zu Boden.
Als Beth, wie gelähmt vor Wut und Trauer, hochblickte, war Beatrice verschwunden. Die Stelle, wo sie gestanden hatte, war leer und verlassen, als hätte es sie nie gegeben.
Ein Schritt, ausgreifend, wie es eigentlich unmöglich war, brachte das Ungeheuer zu Beth zurück. Es hatte leichtes Spiel, ihren Widerstand zu brechen - weil es diesen Widerstand nur als unausgegore-nen Vorsatz in einem abgeschiedenen Bereich ihres Denkens gab.
»Wie könnte ich etwas zum Pfand nehmen, was du gar nicht besitzt?«
Beth schauderte.
Sie schauderte noch, als die Tür des Ladens längst hinter ihr und IHM zugefallen war, und so entgingen ihr die kurzen Eruptionen, die Davids Körper erschütterten, als müßte er sich selbst im Tod noch übergeben .
* Es war geschehen!
Sie hatte wieder zwei Hände - aber eine davon war ein Killer.
Mehr noch: ein schlummerndes Verhängnis, dessen Erwachen nicht vorhersehbar war - und doch hatte Salvat darauf gedrängt, daß Lilith dieses Dilemma akzeptierte und auf sich nahm, um einen sofortigen Tod zu umgehen!
»Warum?« fragte sie bei dem erfolglosen Bemühen, Gewalt über die Hand zu erringen. Es gelang ihr nicht. Wie schon einmal war der Kontakt zur Linken unterbrochen, gleichwohl sie das Verbluten verhindert hatte und nun wieder, wie von Salvat angekündigt, an dem Stumpf klebte. »Warum war dir mein Weiterleben so wichtig? Diese Hand hat versucht, dich in den Untergang zu reißen!«
Auf Salvats von tiefer Erschöpfung gezeichneten Zügen erschien ein Anflug von Heiterkeit, von dem sich nicht sagen ließ, ob er echt oder vorgetäuscht war. »Ich bin nicht nachtragend.«
»Er ist unglaublich!« stöhnte Tobias, der die Hand mit vielleicht noch mehr Argwohn und Abscheu betrachtete als Lilith selbst.
Salvat schüttelte den Kopf, taxierte erst Tobias, dann Lilith und meinte: »Ihr seid unglaublich! Ihr beide! Vielleicht wißt ihr nicht einmal selbst, wie ungewöhnlich ihr seid, sicher aber ist, daß ihr als einzige dem Bann des Satans widerstehen konntet! Alle, die ihr sonst hier seht, alle, die ihr Leben ließen oder ihre Wunden lecken, wur-den davon überrascht! Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn du nicht -«, er nickte Lilith zu, »- eingegriffen hättest.«
Es fiel Lilith immens schwer, sich überhaupt an das, was sie getan und was sich sonst noch in der Kirche abgespielt hatte, zu erinnern.
»Du kannst dir dein Lob sparen«, sagte sie. »Verrate lieber, mit wem wir es gerade zu tun hatten. - Und weil wir vorhin von Glauben sprachen: Ich glaube an die Macht des Bösen wie die des Guten - aber nicht an eine Person, die das Böse ist.«
»So wie es das Gute und seine Manifestationen gibt, verhält es sich auch beim Bösen«, sagte Salvat.
»Was verstehst du unter Manifestation?«
»Das, was sich hier wiedervereinigt hat.«
»Wiedervereinigt?«
»Der, von dem ich rede, kann sich spalten, so daß drei von ihm zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten ihre Ränke zu schmieden vermögen. Ihre Kriegshetze. Die Saat, die Er, sobald er wieder verschmilzt, ernten will, um in Zukunft noch mächtiger, noch gewaltiger über die Menschen zu kommen, bis ihm eines Tages jede Seele, die Ungeborenen ausgenommen, gehört!«
»Wozu?« Lilith schüttelte den Kopf. »Was hätte er davon?«
»Die Weltherrschaft?«
»Es gibt schon ein Volk, das darauf Anspruch erhebt - und das im geheimen längst herrscht ...«
»Die Vampire?« Salvat
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