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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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aus Kambodscha; Muskatnüsse von den Gewürzinseln; Vergrößerungsgläser aus Holland … jeder Gegenstand war genauestens beschrieben. Doch Sano interessierte sich viel mehr dafür, was nicht auf der Liste vermerkt war. Wie er gehofft hatte, entdeckte er keinen Eintrag über Waffen oder Uhren, wie Hirata und er sie in der Höhle der Schmuggler gefunden hatten. Überdies trug die Rolle das rote, runde persönliche Siegel von Kommandant Ohira – der Beweis dafür, dass Ohira das Inventarverzeichnis des Lagerhauses gefälscht und Waren nicht vermerkt hatte, von denen er wusste, dass sie illegal verkauft und der erzielte Gewinn deshalb nie nach Edo an den Kaiserhof gemeldet würde.
    Ein Hochgefühl erfasste Sano, als er das Schriftstück zusammenrollte und es unter seinen weiten Waffenrock schob. Nun hatte er den Beweis, den er brauchte, um das Tribunal von seiner Unschuld zu überzeugen: Den Beweis, dass die Schmuggelgeschäfte bereits betrieben worden waren, bevor er in Nagasaki eingetroffen war; den Beweis, der einen der Hauptzeugen gegen ihn belastete: Kommandant Ohira.
    Bevor Sano sich zum Gehen wandte, sah er ein teilweise beschriebenes Blatt Papier auf dem Schreibpult. Es war eine noch unvollständige Abschrift des Inventarverzeichnisses. Zwischen Eintragungen, die Sano bereits gelesen hatte, entdeckte er Listen der Beute, die die Schmuggler gemacht hatten, sowie Anmerkungen Ohiras. Der Kommandant hatte offenbar mit einer offiziellen Prüfung seiner Akten gerechnet und ein neues Inventarverzeichnis anfertigen wollen, auf dem die Schmuggelware nicht aufgeführt war.
    Dass beide Listen für jeden sichtbar nebeneinander auf dem Schreibpult lagen, faszinierte Sano. Natürlich gab es für Ohira keinen Grund, belastende Dokumente zu verbergen, wenn die gesamte Besatzung Deshimas unter einer Decke steckte. Doch Sano erkannte ein tieferes Motiv für Ohiras Tun – eines, das er sich zu Nutze machen konnte. Er faltete das Blatt zusammen, steckte es ebenfalls unter seinen Waffenrock und wollte das Zimmer verlassen. Doch als er hörte, wie plötzlich die Eingangstür geöffnet wurde, blieb er stehen. Draußen auf dem Gang waren schnelle Schritte zu vernehmen. Sano wirbelte herum, rannte zum Fenster.
    »Ein Unbefugter ist auf der Insel!«, rief eine vertraute Stimme. »Los, Leute! Sucht ihn! Alle Mann!«
    Weitere Schritte und aufgeregte Stimmen erklangen. »Er hat den Posten bewusstlos geschlagen, der den holländischen Arzt bewacht hat!«, hörte Sano die Stimme von Hauptmann Nirin. Verzweifelt rüttelte er am Fenstergitter, doch es gab nicht nach. Dann flog die Tür zur Schreibstube auf. Sano fuhr herum, als Nirin ins Zimmer stürmte.
    »Kenji! Reite aufs Festland hinüber, und hole Kommandant Ohira! Mach schnell!«, befahl der Hauptmann einem seiner Leute. »Sag ihm …« Ein fassungsloser Blick Nirins fiel auf den geknebelten und gefesselten Schreiber; dann starrte er auf Sano, der am Fenster stand. Das Gesicht des Hauptmanns verzerrte sich vor Wut. » Ihr !«, spie er hervor. »Ich hätte es wissen müssen.«
    Mit einer schattenhaft schnellen, für das Auge kaum wahrnehmbaren Bewegung zog Nirin sein Schwert aus der Scheide und machte einen Ausfall. Die Klinge sirrte durch die Luft, zischte genau auf Sanos Kehle zu. Sano hielt das Langschwert, das er dem Wachsoldaten abgenommen hatte, noch immer in der Faust, doch Gewicht und Griff der Waffe waren ungewohnt für ihn, sodass er Nirins Schlag erst im allerletzten Augenblick parierte. Die Klingen trafen mit hellem Klirren gegeneinander. Sano sprang zurück und versuchte, einen Schlag quer über den Brustkorb Nirins anzubringen, doch die Klinge streifte nur den Waffenrock des Hauptmanns.
    Nirin lachte auf und griff erneut an. Sano, der nicht daran gewöhnt war, in Rüstung zu kämpfen, geriet rasch in arge Bedrängnis. Er erkannte, dass Nirin kein besserer Schwertkämpfer war als er selbst, doch im Unterschied zu Sano verstand der Hauptmann die Rüstung geschickt zu seiner Verteidigung zu benutzen, sodass sein Kampfstil eine andere Strategie erforderte: Sano musste sämtliche Schläge auf ungeschützte Körperpartien des Gegners führen – Gesicht, Hals, Oberschenkel, Oberarme. Während Sano umherwirbelte, attackierte und parierte, brach seine Schulterwunde wieder auf; der Waffenrock scheuerte schmerzhaft über den Verband. Und Sano sah, dass Nirin diesen Vorteil sofort erkannt hatte.
    Der Hauptmann führte seine Angriffe nur vorrangig auf Sanos Oberkörper und zwang ihn

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