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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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an. „Sie kommen da wie eine Rakete aus einer anderen Welt hier hereingedonnert, und da frage ich mich —“ Er blickte durch den Pfeifenrauch zu der Hängematte hinauf „— da muß ich mich fragen weshalb diese Rakete überhaupt auf unsere Insel kommt.“
    „Das haben wir doch schon besprochen, denke ich.“
    „Ja, ja — schon, ich weiß: Tapetenwechsel, weg vom großen Haufen und so weiter und so weiter.“ Er beschrieb mit seiner Pfeife einen Kreis durch die Luft. „Aber es sind natürlich auch andere Gründe denkbar. Gründe, die –“ Er verstummte.
    „Bitte, was meinen Sie damit?“
    Es schien so, als hätte der Baron Krumpeters Frage gar nicht gehört. „Wir sind alle unter unserer Haut gleich“, er schien weiter seinen Gedanken nachzuhängen. „Uns allen gehört diese Welt, und da ist unser Platz, irgendwo zwischen dem Berg und der Ameise“, wie es die Tahitianer sagen, und wenn wir —“ Er unterbrach sich und dachte eine ganze Weile seinen eigenen Worten hinterher. Dann lachte er plötzlich Krumpeter an. „Ach was, entschuldigen Sie, eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen.“ Er zog seine Beine wieder von der Sessellehne zurück. „Was ich Ihnen sagen wollte, ist, daß mir komplett egal ist, was Sie hierher gebracht hat.“ Er schnippte mit den Fingern. „Das juckt mich soviel, wie wenn in Kalkutta ein Sack Kohle umfällt. Das sollen Sie wissen. Und Sie sollen weiterhin wissen, daß Sie mir ganz einfach gefallen, so wie Sie sind.“
    „Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich dazu sagen soll —“ Krumpeter war noch immer im Zweifel, ob es der Baron ehrlich meinte oder ob er ihm eine Rolle vorspielte, hinter der er irgendeinen Verdacht versteckte.
    „Und jetzt zu Tagi und damit auch zu mir.“ Der hochgewachsene Mann schob sich aus seinem Sessel und stand auf. „Ich weiß längst, daß ich eigentlich reif fürs Museum bin, und deshalb hatte ich schon seit einiger Zeit daran gedacht, mein Leben zu ändern. Aber da war immer der Junge. Ich konnte ihn doch nicht allein in seiner Hütte zurücklassen.“
    „Was haben Sie vor?“ fragte Krumpeter vorsichtig. „Wollen Sie etwa weg von der Insel?“
    „Du liebe Zeit, das nie und nimmer. Nein, ich dachte daran, ganz ins „Trois fleurs“ umzusiedeln. Ich werde mit jedem Tag älter, und da wäre es gut, wenn ich bei Huru-Huru und seiner Frau mein Zuhause hätte.“
    „Aber Tagi —“
    „Ja, der Junge —erwiderte der Baron, deinetwegen hab’ ich, wie gesagt, bisher alles beim alten gelassen. Aber jetzt, und vor allem seit gestern, seit der Nummer mit dem Benzinfaß -“ Der Baron guckte auf seine Schuhspitzen und dann zu Krumpeter. Er machte zwei Schritte auf die Hängematte zu. „Passen Sie jetzt genau auf, weil ich Ihnen einen Vorschlag mache, einen, den ich mir gut überlegt habe –“
    Ekke Krumpeter hörte auf, mit seiner Hängematte zu schaukeln, und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Schießen Sie los –“
    „Ich schenke Ihnen Tagi!“
    „Ich hör’ wohl nicht recht!“ Krumpeter brach erst nach einer ziemlich langen Pause das Schweigen. „Haben Sie vielleicht zuviel getrunken?“
    „Unsinn, ich bin so nüchtern wie ein indischer Guru“, der Baron lachte, „und ich hab’ mit dem Jungen bereits gesprochen. Er wäre einverstanden, mehr noch, er würde sich freuen. Sie können ihn haben und meine Villa dazu.“
    Jetzt sprudelte es aus dem Baron heraus, als ginge es darum, den hiesigen Eingeborenen Höhensonnen zu verkaufen. „Tagi kennt die Insel wie seine Hosentasche, Sie können sich mit ihm verständigen, und alle mögen ihn. Wenn er tatsächlich zu Ihnen kommt, sollten Sie sich beglückwünschen. Er ist genau das, was Sie jetzt dringend brauchen. Und vielleicht sind Sie es, den er braucht. Also, wenn Sie mich fragen, idealer geht’s gar nicht mehr.“
    Krumpeter guckte den Baron verwundert an. Und von diesem Moment an war er eigentlich sicher, daß er diesem Mann, der jetzt in seiner ganzen Länge vor ihm stand, vertrauen konnte.
    Schon mehrmals war vom Meer her eine dumpfe Schiffssirene zu hören gewesen, und inzwischen ankerte die „Celestine“ vor dem Riff auf Reede. Der Schoner lag breit im Wasser. Der Kapitän hatte es nicht riskiert, sein Schiff durch die Einfahrt in die Lagune zu manövrieren. Aber vielleicht wollte er auch Zeit sparen.
    So mußten die Eingeborenen mit ihren Motorbooten durch den Kanal und durchs Riff zum Meer hinausfahren.
    Der Dampfer brachte vor allem Ersatzteile für

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