Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
die Schulter und lachte dabei. Sie hatte einen leuchtend gelben Pareo um ihren schlanken Leib geschlungen.
    „Sie würden nur enttäuscht sein“, rief Krumpeter zurück. „Ich bin nichts als ein erbärmlicher Anfänger
    Gleich hinter der letzten Hütte des Dorfes begann ein Gestrüpp aus jungen Kokospalmen und Gardenien. Weit und hoch über alles hinweg ragten ein paar riesige Tamanubäume, deren dicke Äste erst sechs Meter oder auch noch höher über seinem Kopf aus den massigen Stämmen heraussprangen. Sie waren gespalten und die Zweige gekrümmt wie bei einer alten Eiche. Bestimmt war es so ein Riese gewesen, an den der Vater von Tagi beim Hurrikan seinen Sohn angebunden hatte. Und diese Bäume sahen wahrhaftig so aus, als ob sie jeden Sturm überstehen könnten.
    In der Nähe des Strandes löste binsenartiges Schilf das Gestrüpp der Sträucher ab. Krumpeter zog seine Tennisschuhe aus, um an den nackten Sohlen den Sand zu spüren, in den in der vergangenen Nacht wandernde Schlangen ihre Spuren gepinselt hatten.
    Die Hitze war wieder da, und sein Hemd klebte ihm in den Achselhöhlen.
    Nicht viel später sah er hinter dem Riff den Ozean. Keine einzige Welle kam über die fast völlig glatte Wasserfläche.
    Ein großer Katamaran und ein paar Auslegerboote lagen draußen, und am Ufer legten halbnackte Männer in bunten Lendentüchern Netze zum Trocknen an den Strand.
    Andere arbeiteten in einer Art offener Werkstatt unter einer Gruppe Kokospalmen, die sich wie ein Schattendach über den Sand neigten, weil der ständige Winddruck die schlanken Stämme tief gebeugt hatte. Da standen Benzinfässer zum Betanken herum, und ein paar schadhafte Boote lagen umgedreht, mit dem Kiel nach oben, nebeneinander. Die Männer gossen frisches Pech in die Fugen zwischen den Planken.
    Selbst diesen Einheimischen lief der Schweiß in glänzenden Streifen die braune Haut hinab.
    Es war wirklich entsetzlich heiß, und immer noch kein Wind.
    Krumpeter ließ seinen Kasten mit den Farben in den weißen, weichen Sand fallen und die Staffelei dazu. Er setzte sich daneben, zog die Knie dicht an den Körper, umfaßte mit den Händen die Knöchel und blickte zum Meer hinaus.
    „Eine richtige Zauberwelt“, murmelte er nach einer ganzen Weile. „Hier kriegen mich keine zehn Pferde wieder weg.“
    Erst als er aufgeregte Stimmen hörte und den Kopf drehte, sah er, wie die Männer am Ufer durcheinanderliefen und sich um die Stelle drängten, an der inzwischen der Katamaran gelandet war. Einige lösten sich wieder, stießen irgendwelche Rufe aus und fuchtelten mit ihren Armen in der Luft herum.
    Ein paar Rufe jetzt auch bei den Männern, die bisher im Schatten der Palmengruppe die Boote repariert hatten. Sie warfen ihr Werkzeug weg und rannten über den Strand zu den anderen hinüber.
    Das Tohuwabohu wurde immer größer, und jetzt konnte Krumpeter aus dem allgemeinen Durcheinander deutlich verzweifelte Klagelaute heraushören. Er entwirrte hastig seine Beine, sprang auf und sprintete los, so schnell es der tiefe Korallensand zuließ.
    „Was ist passiert?“ fragte er pustend, als er drüben unter den anderen Huru-Huru entdeckte.
    „Tagi“, sagte der Einarmige nur und dann tonlos hinterher: „Zu tief getaucht — hat unter dem Wasser das Bewußtsein verloren — die Männer vom Katamaran haben ihn raufgeholt.“
    Der Junge lag inmitten der Fischer und Taucher auf dem Rücken ausgestreckt, ohne sich zu rühren. Ein großer Farbiger kniete über ihm. Er hatte beide Hände auf die nasse Haut über dem Herzen gelegt und drückte darauf mit raschen, rhythmischen Bewegungen.
    Aber Tagi rührte sich nicht.
    Da fing der Mann damit an, seinen Mund auf die grauen, mit Sand und Blut verklebten Lippen zu pressen, drückte die kalte Nase zusammen und blies Luftstöße in die Mundhöhle. Doch schon nach fünf oder sechs Stößen hörte er auf damit, lehnte sich zurück und blickte hilflos um sich.
    Da riß ihn Krumpeter zur Seite.
    In seinem Kopf war in diesem Augenblick eine Idee aufgeblitzt, wie er Tagi vielleicht helfen konnte.
    Krumpeter war jetzt voll aufgedreht und ließ sich durch nichts zurückhalten.
    Zuallererst steckte er Tagi einen Finger in den Mund, beförderte einen klebrigen Sandklumpen heraus und schob die eingerollte Zunge von der Luftröhre weg. Dabei hatte er sich umgeblickt und rief jetzt: „Los, da rüber, es geht vielleicht um Sekunden –“ Er zeigte zu den Palmen mit den vom Wind gebogenen Stämmen hinüber.
    Es war nicht

Weitere Kostenlose Bücher