Die Spur fuehrt nach Tahiti
nichts.“
Inzwischen hatte im Büro nebenan auch der Gefängnisdirektor in seinem Ledersessel, der alles andere als neu war, die Beine übereinandergeschlagen und war dabei zusammenzufassen: „Also, wie auch immer, euer Vorhaben stand, wenn ich die Sache mal so bezeichnen darf, von der ersten Stunde an unter einem guten Stern. Die Sache lief doch ganz prächtig.“
„Und gerade das hätte uns stutzig machen und warnen sollen“, meinte Manfred Zasche. Er dachte seinen Worten eine Weile hinterher. „Zuerst klappt alles wie geschmiert, aber auf einmal kommt dann der große Hammer. Das ist immer so, da kann man fast Gift drauf nehmen.“
„Folgendes passierte jedenfalls“, unterbrach ihn der Gefängnisdirektor. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Sie und ein gewisser Ekkehard Krumpeter —“
„Den Namen hat die Polizei nicht von mir, das möchte ich ein für allemal klarstellen“, unterbrach der Häftling den Gefängnisdirektor. „Ich hätte meinen Kumpel nie und nimmer verraten. Ich nicht —“
„Das hat seine Zimmervermieterin für Sie gemacht“, besänftigte ihn der Mann hinter dem Schreibtisch. „Sie hat Herrn Krumpeter bei der nächsten Polizeiwache als vermißt gemeldet, als er so Hals über Kopf verschwunden war. Und da ist es dann nicht mehr so kolossal schwierig gewesen, von eben dieser Dame zu erfahren, daß Sie beide engstens befreundet gewesen sind und daß ihr genau in den Wochen vor dem Geldraub ständig zusammengehockt seid. Jetzt wußte die Kripo, daß der zweite Mann Ekkehard Krumpeter hieß. Aber das hat sie nicht weitergebracht, weil dieser Krumpeter vermutlich längst mit einem falschen Paß und einem neuen Namen getürmt war —“ Der Gefängnisdirektor blickte auf und spielte mit seiner Brille, die manchmal einen Sonnenstrahl einfing. „Übrigens mit euren Zimmervermieterinnen habt ihr alle beide kein Glück gehabt. Zu Ihrer Frau Lehmann, bei der Sie gewohnt haben, kommen wir ja noch —“
„Ja“, murmelte Zasche und zog die Mundwinkel herunter. „Diese Person —“
Der Gefängnisdirektor lehnte sich zurück. „Aber weiter zu eurer Geschichte —“ Er blätterte wieder einmal in der Akte. „Sie beide haben sich an jenem Samstag in den Toiletten des fünften Stockwerks versteckt und zusammen mit verschiedenen Geräten, darunter einem Schneidbrenner und so weiter, im Warenhaus einschließen lassen —“
„Im fünften Stock bei der Abteilung für Spielwaren“, fuhr sein strohblondes Gegenüber fort. „Am frühen Abend waren alle Kunden und auch die letzten Angestellten verschwunden. Trotzdem haben wir noch gut zwei Stunden gewartet und uns nicht von der Stelle gerührt, um ganz sicher zu sein. Als wir dann vorsichtig zur Tür geschlichen sind und sie ganz leise geöffnet haben, war es draußen bereits dunkel. Nur die Notbeleuchtung hat gebrannt. Es waren kleine rote Lampen über verschiedenen Türen. Wir zogen die Schuhe aus und sind auf Socken zur Treppe geschlichen. Die riesigen Räume, das schummrige Licht, das von den großen Fenstern gedämpfte Geräusch der Straße, es war tatsächlich zum Fürchten und wie in einem Gespensterschloß. Nur daß dieses Schloß eben ein supermodernes Kaufhaus war und mitten in Berlin stand.“ Er beugte sich vor und fragte auf einmal wie aus heiterem Himmel: „Weshalb wollen wir eigentlich die ganze alte Suppe wieder aufwärmen, Herr Direktor? Ich hab’ meine Strafe abgesessen, lassen Sie mich laufen und damit basta.“
„Leider gibt es da einen Punkt, den ich vorher noch zur Sprache bringen muß“, erwiderte der Gefängnisdirektor. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, blickte den hochgewachsenen Mann, der ihm gegenüber saß und ja immer noch sein Häftling war, lange an. Mit nachdenklich hochgezogenen Augenbrauen. „Sie und Ihr damaliger Komplize Krumpeter haben sich die Beute noch am Tatort geteilt. Dabei muß jeder von euch nach den Angaben des Warenhauses eine runde Million kassiert haben. Dann habt ihr euch getrennt. Ihrem Spezi ist es gelungen, sich mit seinem Geld aus dem Staub zu machen. Alle Fahndungen sind im Sand verlaufen, was kein Wunder ist. Wie soll man einen Mann finden, von dem man kein Foto hat und auch nicht den Namen aus seinem gefälschten Paß. Er hat es tatsächlich geschafft, sich in Luft aufzulösen —“
„Ja, Ekke hatte es geschafft und ist fein raus.“
„Sie hingegen, sehr geehrter Herr Zasche, sind geschnappt worden“, fuhr der Gefängnisdirektor fort und blätterte
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