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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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unter die Füße kriegen.“
    „Sie haben sich Jahre meine Gedanken gemacht, Herr Direktor“, meinte Manfred Zasche. Er lächelte unverbindlich und schüttelte seinen strohblonden Kopf. „Jetzt bin ich wieder an der Reihe, lassen Sie das meine Sorge sein.“
    „Wie Sie wollen“, meinte der Direktor ein wenig eingeschnappt und stand auf. „Also, es war ein Samstag, es war Sommerschlußverkauf. Und da klingeln in einem Warenhaus die Kassen wie sonst nur vor Weihnachten.“ Er rieb sich die Hände und nahm sie anschließend auf den Rücken. „Aber es gab noch einen zweiten Grund, weshalb ihr euch gerade dieses Wochenende ausgesucht hattet.“ Er war zur anderen Seite seines Büros spaziert und drehte sich jetzt um. „Ausgerechnet in diesen Tagen geruht die englische Königin, auf Staatsbesuch in Berlin zu weilen. Die ganze Stadt war auf den Beinen, und die Polizei hatte mit Absperrungen und Sicherheitsvorkehrungen alle Hände voll zu tun.“
    „Ja, das hatte sich günstig getroffen“, bemerkte der Häftling, der mit einem Bein das Gefängnis bereits hinter sich hatte. „Es war ein enormer Zufall.“
    „Natürlich nur ein Zufall, daß ich nicht kichere!“ unterbrach ihn der Gefängnisdirektor. Dabei ließ er sich neben dem Gummibaum in den Ledersessel einer Sitzgarnitur fallen. „Menschenskind, ihr habt die ahnungslose Queen zu eurer Komplizin gemacht, was ja das geradezu Geniale an eurem Plan gewesen ist, den Sie jetzt nicht verniedlichen sollten. Bitte nehmen Sie doch Platz, Herr Zasche.“
    In viereinhalb Jahren hatte der Direktor zum erstenmal „Herr“ zu dem Häftling gesagt und ihn in seiner Gegenwart zum Sitzen aufgefordert.
    „Sehr freundlich“, sagte der strohblonde und kräftige Mann, gehorchte der einladenden Bewegung des Direktors und schlug anschließend die Beine übereinander.
    „In einer halben Stunde sind Sie so frei wie ein Vogel“, meinte die Goldrandbrille. „Also, wie war’s wirklich?“
    „ Zugegeben, wir hatten natürlich davon gelesen, daß die englische Königin Berlin besuchen würde.“
    „Und selbstverständlich habt ihr auch gewußt, daß sie an diesem Wochenende, und zwar am Sonntag vormittag mit ihrer Wagenkolonne haargenau an eurem Warenhaus vorbeikommt.“
    „Das hat jedes Kind gewußt“, meinte Manfred Zasche. „Tagelang zuvor ist ja überall bekanntgemacht worden, wann und wo die Bevölkerung der Queen bei ihrer Fahrt durch die Stadt zujubeln könnte, falls sie dazu Lust haben sollte.“
    In diesem Augenblick klopfte es, und gleich darauf öffnete sich die Tür zum Vorzimmer. Eine ältliche Sekretärin ließ nicht viel mehr als ihren Kopf sehen.
    „Entschuldigen Sie, Herr Direktor“, flötete sie. „Soll ich jetzt bei der Stadtverwaltung das Heizöl anfordern oder nicht?“
    „Ach, das hätte ich glatt vergessen“, antwortete der Gefängnisdirektor. „Fordern Sie es an, Fräulein Köhler, fordern Sie es an.“ Er räusperte sich und fügte noch hinzu: „Sie denken wirklich an alles, besten Dank. Wenn ich Sie nicht hätte —“
    Als Fräulein Köhler die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, machte sie in ihrem Vorzimmer einen regelrechten Sprung zum Telefon, den man ihr kaum zugetraut hätte, und wählte ein wenig hastig die Nummer der Kriminalpolizei.
    Sie hatte sie im Kopf, so wie andere Leute die Nummer der Feuerwehr. Die Frage nach der Heizölanforderung bei der Stadtverwaltung war natürlich zwischen dem Gefängnisdirektor und seiner Sekretärin abgesprochen gewesen. Sie sollte sie stellen, kurz nachdem der Häftling aus dem Block D vorgeführt worden war, und im Falle, daß ihr Chef dann zustimmend antworten würde, war sie ermächtigt und aufgefordert, umgehend Hauptkommissar Papenbrock vom Raub- und Einbruchsdezernat zu alarmieren.
    Das tat sie jetzt.
    „Schön“, sagte der Hauptkommissar, nachdem er eine Zeitlang zugehört hatte, und fragte: „Wann also ist mit der Entlassung zu rechnen?“
    „In einer knappen Stunde, vermute ich“, antwortete Fräulein Köhler leise und hielt zur Sicherheit noch ihre Hand über den Mund. „Bis die letzten Formalitäten erledigt sind.“
    „Und wie üblich?“
    „Ja , an der schmalen Eisentür neben dem Haupteingang.“
    „Wir werden dasein“, ließ sich der Hauptkommissar hören. „Und Sie wissen natürlich von nichts, liebes Fräulein Köhler. Besten Dank.“
    „Keine Ursache“, flüsterte die Sekretärin, und dann kicherte sie gedämpft. „Mein Name ist Hase, und ich weiß von

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