Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
selbstverständlich genausogut wie ich.“
    „Bedauerlicherweise sind wir da völlig verschiedener Meinung, Herr Direktor“, meinte der strohblonde Häftling seelenruhig. Er schlug jetzt anstelle des linken Beins das rechte über sein Knie. „Wenn es nur um das Geld geht, können Sie sich jedes weitere Wort wirklich sparen.“
    „Schön, sprechen wir also nicht mehr davon.“ Bevor der Gefängnisdirektor fortfuhr, veranstaltete er eine kleine Pause und ließ kräftig seine Finger knacken. „Ihre Tat allerdings muß ich Ihnen leider noch einmal in Erinnerung zurückrufen, bevor ich Sie wieder auf die Menschheit loslasse. Aber da auch das kaum so etwas Ähnliches wie Reue oder dergleichen bei Ihnen bewirken wird, wollen wir diese Formalität möglichst rasch und schmerzlos hinter uns bringen. Einigen wir uns also auf eine Art Telegrammstil!“
    „Sie sprechen mir aus der Seele“, bemerkte Manfred Zasche bescheiden. „Schon ganz am Anfang unserer Unterhaltung habe ich Ihnen angeboten, daß Sie sich von mir nicht Ihre Zeit stehlen lassen sollen. Sie haben schließlich eine ganze Menge Wichtigeres um die Ohren.“
    „Also kurz und knapp“, sagte der Direktor und tat so, als hätte er gar nicht hingehört. „Machen wir einen Sprung zurück bis zu dem Augenblick, als Sie zusammen mit Ihrem Komplizen Ekkehard Krumpeter auf Socken, die Schuhe in der Hand, durch die Spielwarenabteilung im fünften Stock schleichen. Das Kaufhaus ist menschenleer und dunkel. Lediglich ein paar kleine rote Lampen der Notbeleuchtung brennen da und dort.“ Er lehnte sich wieder tief in seinen Sessel zurück. „So, und jetzt sind Sie selbstverständlich zuerst einmal ins Erdgeschoß hinuntergetrabt, weil sich ja dort der Kassenraum befand und in ihm, allerdings hinter einer verdammt dicken eisernen Tür, der Tresor mit den ganzen Samstagseinnahmen aus dem fabelhaften Sommerschlußverkauf. Es muß für Sie doch enorm wichtig gewesen sein, zuerst einmal festzustellen, ob Ihre Geräte und das Handwerkszeug, das Sie mitgebracht hatten, überhaupt ausreichen würden, um tatsächlich an das aufgestapelte Geld heranzukommen. Immerhin hätte es ja eine böse Überraschung geben können.“
    „Ach, wissen Sie, ganz so eilig hatten wir es damit gar nicht“, erwiderte Manfred Zasche und schmunzelte zufrieden. „Wir haben ja genau gewußt, was uns da unten erwartet. Wir kannten das Modell des Geldschranks so gut wie unsere eigene Hosentasche, und die dicke Eisentür war auch kein Problem mehr.“
    „Wieso, wenn ich fragen darf?“ unterbrach ihn der Direktor neugierig.
    „Na ja, da gab’s doch Paule“, antwortete der Häftling. „Paul Schulz, Sie erinnern sich vielleicht?“
    „Der mit dem Blinddarm?“
    „Ja, der mit dem Blinddarm“, sagte der strohblonde Mann nachdenklich, und dann blickte er plötzlich auf. „Ich bin schon wieder dabei, Dinge auszuplaudern, von denen die Polizei keine Ahnung hat und die deshalb auch in keiner Gerichtsakte stehen. Aber was kann schon passieren, der ganze Quatsch ist ja inzwischen —“ Er unterbrach sich und kniff sein linkes Auge zu. „Ist er doch oder etwa nicht?“
    „Verjährt, meinen Sie?“ fragte der Gefängnisdirektor, „für Paul Schulz ist die Sache gelaufen, daran gibt’s nichts zu rütteln.“
    „Also dann weiter mit diesem Paul Schulz, der übrigens seither so blitzblank geblieben ist wie ein frisch gewaschenes Tischtuch. Vermutlich, weil er nach unserer Geschichte damals bloß so knapp am Knast vorbeigesegelt ist und weil ihm das für den Rest des Lebens einen grandiosen Schock verpaßt hat. Aber seinerzeit baldowerte Paule noch für uns so ein bißchen durch die Gegend, schnüffelte hier und dort, hatte immer die Ohren spitz. Und dabei ist ihm dann eines Tages geflüstert worden, daß die Kaufhausdirektion vorübergehend verdammt knapp an technischem Personal sei, und er hat blitzschnell geschaltet. In so einem Riesenkasten brennen am laufenden Band Sicherungen durch, zischt es in den Steckdosen oder kippen Lichtschalter aus den Latschen. Wenn man dann nicht genügend Leute zum Reparieren hat, fragt man nicht gleich nach dem polizeilichen Führungszeugnis und nimmt jeden, der was von dem Krempel versteht. Und Paule hat geschickte Finger. Er versteht sein Handwerk als Elektriker. Er hat sich als Aushilfe einstellen lassen und ist schon am zweiten Tag über die Alarmanlage gestolpert. ,Das ist vielleicht ein vorsintflutliches System“, hat er uns abends in der Kneipe erzählt und

Weitere Kostenlose Bücher