Die Spur fuehrt nach Tahiti
ohne zu träumen, tief geschlafen.
Der große Coup
Fast viereinhalb Jahre später hatte Manni Zasche seine Strafe abgesessen.
Und das war heute.
Doch bevor er endlich den Bau verlassen durfte, hatte der Gefängnisdirektor seinen Häftling mit der Nummer 105, so wie es die Anstaltsvorschrift verlangte, zu einem letzten Gespräch vorführen lassen.
Und da waren die beiden jetzt mittendrin.
„Ich kann mir vorstellen“, meinte der Direktor gerade, „daß Sie während der ganzen Jahre in Ihrer Zelle darüber nachgegrübelt haben, wie Sie nach Ihrer Entlassung unbemerkt an Ihre Million rankommen und damit irgendwohin verschwinden können. Aber das wird nicht so ganz einfach funktionieren, fürchte ich
„Sie machen sich schon wieder meine Gedanken, Herr Direktor“, mahnte der Häftling aus Block D und grinste. „Glauben Sie es mir, so eine Summe kann unsere kleinen grauen Zellen ganz gewaltig zum Rotieren bringen.“
„Aber Sie haben ja nicht die blässeste Ahnung-“ Der Direktor unterbrach sich selbst und putzte seine Nase. „Sie können sich ja nicht vorstellen, was Sie erwartet, wenn man in einer halben Stunde das Gefängnistor hinter Ihnen zumacht und Sie auf die Straße läßt.“ Er steckte sein Taschentuch wieder ein. „Da geht ein Feuerwerk los, das sich gewaschen hat, und ich möchte um alles in der Welt nicht in Ihrer Haut stecken. Seit gestern klingeln bei mir die Telefone, als ob ich etwas umsonst zu verkaufen hätte.“
„Ich versteh’ kein Wort“, meinte der Häftling aus dem Block D verblüfft. „Was meinen Sie?“
„Die Zeitungen, mein Bester“, erklärte die Goldrandbrille. „Reporter sind so was wie zweibeinige Hyänen, und sie haben sich natürlich an ihren zehn Fingern abgezählt, wann auf den Tag genau Ihre vier Jahre und drei Monate vorbei sind. Jetzt wollen sie nur noch die Uhrzeit der Entlassung wissen. Aber wenn ich ihnen auch nichts verraten habe, können Sie doch Gift darauf nehmen, daß sich die Burschen bereits seit Stunden drunten vor unserem Hauptausgang die Füße in den Bauch stehen –“
„Daß die Polente auf mich wartet, das war mir sonnenklar“, sagte der kräftige Mann mit den strohblonden Haaren. „Aber was die Presse betrifft, da hatte ich mir so ein bißchen eingebildet, daß ich für die inzwischen ein alter Hut bin und daß sie mich längst ein für allemal vergessen hat.“
„Mit einer geklauten Million in irgendeinem geheimnisvollen Versteck?“ fragte der Direktor und ließ ein glucksendes Lachen aus der Tiefe seines Bauches hervorschießen. „Das kann wohl nicht Ihr verehrter Ernst sein? Jetzt geht der Zirkus doch erst richtig los.“
„Nicht gerade angenehm, aber auch kein Beinbruch“, bemerkte Manfred Zasche. „Was kann schon viel passieren? Die Herrschaften werden ein paar dämliche Fragen abschießen, und ich werde ihnen genauso dämlich antworten. Vielleicht fotografieren sie mich auch. Aber damit hat sich dann der Salat, und schon übermorgen bin ich wieder endgültig Schnee von gestern für sie. Da läßt sich dann ein amerikanischer Filmstar scheiden, oder ein Flugzeug wird gekidnappt. Und schon ist ein gewisser Manfred Zasche so uninteressant wie ein altes Fahrrad. Die liebe, gute Polizei allerdings wird mich auf Schritt und Tritt beschatten. Darüber bin ich mir im klaren, wie gesagt —“
„Nicht zu vergessen die Inspektoren der Versicherung, die schließlich den ganzen Verlust ersetzen mußte“, unterbrach ihn der Gefängnisdirektor.
„Jedenfalls werde ich den Herren nicht den Gefallen tun und die Piepen vor ihren Nasen aus dem Versteck holen“, murmelte der Häftling vor sich hin. „Viereinhalb Jahre Knast haben meine Nerven ganz enorm beruhigt. Ich bin jetzt sozusagen Weltmeister im Warten und hab’ wahnsinnig viel Zeit.“
„Aber nicht, daß Sie sich etwa einbilden, die Million würde jetzt tatsächlich Ihr rechtmäßiger Besitz sein“, stellte der Gefängnisdirektor fest. „Nur weil Ihnen das Gericht dafür, daß Sie das Versteck nicht verraten haben, zusätzlich ein Jahr aufgebrummt hat.“
„ — das ich ohne Knurren brav abgesessen habe“, fuhr Manni Zasche treuherzig fort. „Ich hab’ den amtlich festgelegten Preis bezahlt, und dafür darf ich auch kassieren. Doch, ich glaube schon, daß die Million jetzt mir gehört. Ehrlich verdient in einem Jahr, das ja nun wirklich kein Honiglecken war.“
„Das ist doch blanker Nonsens“, widersprach der Mann mit der Goldrandbrille. „Und das wissen Sie
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