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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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das richtige’ meinte er.
    ‚Du willst also in eine sonnige Gegend?’ fragte ich. Aber er meinte nur: ,Ein Jammer, wir könnten uns hier für den Rest unseres Lebens mit den teuersten Klamotten eindecken, gar nicht zu reden von all dem stinkfeinen Zeug, das sonst noch überall rumliegt. Aber wir müssen beweglich bleiben und dürfen uns nicht mit irgendwelchem Kram belasten. Wenn’s morgen um die Wurst geht, müssen wir topfit sein. Trotzdem ist es ein Jammer, wie gesagt.’ Dabei zog er eine Visage, daß es einem wirklich an die Nieren gehen konnte. Dabei ist Ekke alles andere als ein pflaumenweicher Typ. Übrigens hat er genauso blonde Haare wie ich, und wenn man nicht zu genau hinguckt oder uns nicht gerade mitten ins Neonlicht stellt, könnte man uns für Zwillinge halten. Ach ja, so was wie ihn gibt’s nicht im Dutzend —“
    Der Häftling aus dem Block D blickte versonnen und ein wenig traurig zu der Stehlampe hinüber. Er sah ganz so aus, als würde er mit offenen Augen vor sich hin träumen.
    Der Mann mit der Goldrandbrille zeigte, daß auch Gefängnisdirektoren Taktgefühl und Herz haben können. Er ließ seinem Gesprächspartner eine ganze Weile Zeit, um seinen Gedanken nachzuhängen, bis er dann sehr behutsam den Faden wieder aufnahm. „Aber irgendwann in der Nacht haben doch diese Sicherheitsleute ihre Kontrollgänge gemacht. Sie hätten euch doch überraschen und entdecken können?“
    „Deshalb haben wir anfangs ja auch höllisch aufgepaßt und waren sozusagen immer auf dem Sprung“, erwiderte Manfred Zasche. „Aber dann hat es sich gezeigt, daß sich die Herrschaften ihren Dienst ziemlich bequem machten. Sie waren offensichtlich keine Freunde vom Treppensteigen und ließen sich, wenn sie kamen, durch einen der großen Fahrstühle von einer Etage in die andere transportieren. Und da sich in einem so menschenleeren Gebäude schon ein Knacken in der Heizung wie eine Telefonklingel anhört, waren die Geräusche, die sie mit dem Lift fabrizierten, jedesmal fast so wie Telegramme, die manche Leute losjagen, wenn sie ganz sicher sein wollen, daß man ja über ihre genaue Ankunft Bescheid weiß.“
    „Sehr praktisch und enorm rücksichtsvoll“, meinte der Gefängnisdirektor anzüglich. „Sobald ihr also irgendwelche Türen und dann das Summen eines Aufzugs gehört habt, seid ihr auf Tauchstation gegangen. So einfach war das —“
    *Ja, und jedesmal verdrückten wir uns woanders“, bestätigte der Häftling. „Es kam immer drauf an, in welcher Etage wir uns gerade herumtrieben. Mal versteckten wir uns in einer auf antik getrimmten Bauerntruhe der Möbelabteilung, dann wieder im Zelt einer Campingausstellung mit künstlichem Rasen und einer auf himmelblaue Leinwand gemalten knallgelben Sonne, oder wir rollten uns im Stockwerk für Teppiche in einen mehr oder weniger echten Perser. Wir konnten die uniformierten Männer beobachten, wie sie irgendwelche Stechuhren bedienten, auch mal eine verschlossene Tür überprüften und mit ihren Stablaternen herumleuchteten. Sie kamen zweimal. Ziemlich genau um Mitternacht und dann wieder in aller Herrgottsfrühe. Da pennten wir dann bereits in der sechsten Etage, wo für die Kunden die verschiedensten Kombinationen von Schlafzimmern zusammengestellt waren. Wir hatten uns für ein rosarotes Doppelbett mit Schleiflack entschieden, ein Sonderangebot für jungverheiratete Ehepaare, mit Matratzen so weich wie Badeschaum. Aber vor allem stand es ziemlich abgelegen und hatte beinahe undurchsichtige Tüllvorhänge.“
    „Da habt ihr euch dann lediglich die Bettdecken über die Köpfe gezogen, als sich dieser Wach- und Schließdienst wieder geräuschvoll angemeldet hat“, bemerkte der Gefängnisdirektor. „Und die sauberen Herren sind dann völlig ahnungslos an euch vorbeispaziert.“
    „Als ob Sie dabeigewesen wären, Herr Direktor“, Manfred Zasche grinste. „Genauso ist es gewesen. Als die Luft wieder sauber war, sind wir dann allerdings noch einmal aufgestanden und ganz nach oben ins siebte Stockwerk geschlichen. Von dort führte eine Eisentreppe zu einer Art Dachgeschoß mit den Umkleideräumen für das technische Personal. Wir haben nicht lange suchen müssen. Mit zwei ziemlich vergammelten Overalls, auf deren Rücken groß der Name des Kaufhauses aufgedruckt war, sind wir kaum eine Viertelstunde später wieder zurückgestiefelt, haben die Dinger zu unseren übrigen Klamotten gelegt und sind dann endgültig in unser Schleiflackbett gekrochen.“
    „Mit

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