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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Overalls meinen Sie doch wohl diese ganzteiligen Arbeitsanzüge, nehme ich an?“ fragte der Direktor dazwischen. „Welche Rolle haben die denn bei Ihrem Plan gespielt?“
    Sie werden es noch erfahren“, versicherte der Häftling geheimnisvoll und fügte nach kurzem Überlegen hinzu: „Selbstverständlich haben wir keine Sekunde ohne sehr dünne, aber auch sehr stabile Lederhandschuhe gearbeitet. Sie klebten sozusagen an unseren Fingern, bis alles vorbei war. Auch beim Essen und beim Schlafen haben wir sie nicht ausgezogen. Fingerabdrücke am Tatort zu hinterlassen ist nämlich in unserem Job so ziemlich der dämlichste Fehler, der nur einem Anfänger passieren darf. Da könnte man ja gleich der Kripo eine Ansichtskarte mit seiner genauen Adresse schicken, mit freundlichem Gruß einschließlich Geburtsdatum und Blutgruppe. Übrigens, wenn ich das sagen darf: An diese Badeschaummatratze von dem rosaroten Doppelbett hab’ ich während der Jahre in meiner Zelle ziemlich oft denken müssen —“
    „Was ich durchaus verstehen kann“, räumte der Direktor ein. Er schmunzelte kurz und fuhr dann fort. „Aber inzwischen sind wir an dem Punkt angelangt, wo die Sache ernst wird. Vor den Fenstern wird es allmählich hell, und der erwartete Sonntag kündigt sich an. So etwa kurz vor Mittag sollte die Wagenkolonne mit der englischen Königin und ihrem Gefolge über die Straße dicht an eurem Warenhaus vorbeirollen.“
    „Genau um elf Uhr fünfzig hatten die Zeitungen geschrieben“, bemerkte der Häftling. „Wir hatten nach dem Aufstehen also noch genügend Zeit, um uns ein perfektes Frühstück zu genehmigen. In der Lebensmittelabteilung kannten wir uns ja inzwischen aus wie in der eigenen Küche. Und nur ein zufriedener Magen befähigt den Menschen zu Höchstleistungen. Zudem war es ja ganz unsicher, wann wir das nächste Mal wieder etwas zwischen die Zähne kriegen würden. Ja, und dann auf einmal lief uns die Zeit wie das Feuer an einer Zündschnur unter den Socken davon.“ Jetzt hielt es den strohblonden Mann nicht mehr in seinem Sessel. Er sprang auf, machte ein paar Schritte, und dann federte er herum. Er hatte tatsächlich die Figur eines Stabhochspringers. „Jetzt schleppten wir unsere bis dahin versteckten Werkzeuge und Geräte nach unten ins Erdgeschoß. Früher wäre das ein zu großes Risiko gewesen. Die Männer vom Wach- und Schließdienst, so blöd und sorglos sie auch waren, hätten sie doch entdecken können. Sei es auch nur, daß sie durch Zufall darüber gestolpert wären.“ Der Häftling fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. „Ja, die schwere Eisentür zum Kassenraum war wirklich der härteste Brocken. Aber zuerst mußte die elektronische Alarmanlage vor und neben ihr gekippt werden. Ekke Krumpeter nahm sich den von Paule aufgezeichneten Schaltplan vor die Nase und machte sich an die Arbeit. Inzwischen hatte ich mich, so wie es abgesprochen war, etwa fünfzehn Meter von ihm entfernt neben einem Fenster postiert. Dieses Fenster war einigermaßen in meiner Kopfhöhe, ziemlich lang, schmal und wohl schon seit einer Ewigkeit nicht mehr richtig geputzt worden. Trotzdem konnte ich noch genügend sehen. Und das Beobachten der Straße war vorerst meine ganze Aufgabe.
    Die Polizei war gerade dabei, am Rand der Gehsteige Seile zu spannen, und die ersten Zuschauer pflanzten sich bereits dicht hinter ihnen auf.
    ‚Wie sieht’s aus?’ fragte Ekke, ohne sich umzudrehen. Er stand mittlerweile auf einer kleinen Leiter, blickte abwechselnd in Paules Schaltplan und dann wieder in einen Kasten mit einem Durcheinander von Sicherungen, Relais und Kabeln. Ich schilderte ihm mit gedämpfter Stimme wie ein Fernsehreporter, was sich draußen abspielte. ,Na fein, da liegen wir ja mit unserer Zeit genau richtig!’ stellte Ekke Krumpeter fest. Er hantierte mit seinen Instrumenten so konzentriert wie ein Chirurg am Operationstisch, war dabei kalt wie eine Hundeschnauze und funktionierte exakt wie ein Automat. Er war eben ein ausgekochter Profi, und im stillen zog ich meinen Hut vor ihm.
    ‚Was gibt’s draußen Neues?’ fragte er nach einer Weile. Dabei hatte er seine Nase immer noch ganz dicht über dem Kasten, der vor lauter Technik fast aus den Nähten platzte. Ein falscher Griff seiner Finger, und die Alarmanlage konnte uns hochgehen lassen. „Immer mehr Menschen versammeln sich, haben Fähnchen und Blumen zum Winken mitgebracht’, berichtete ich. ‚Schräg gegenüber baut sich neben dem Zeitungskiosk

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