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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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sich beinahe schiefgelacht. ,Ballert nur los, wenn jemand mit Gewalt von außen durch ein Schaufenster oder eine Tür herein will; ist man aber irgendwie drinnen, piept es mit keinem Ton. Da stiefeln dann als einzige Sicherung in der Nacht nur einmal oder auch zweimal irgendwelche Männer vom Wach- und Schließverein durch die verschiedenen Etagen und kratzen wieder beruhigt die Kurve, wenn sie ihre Runde hinter sich haben. Das sind harmlose und echt gemütliche Typen. Lediglich am Kassenraum gibt’s noch so was wie Fotozellen, die noch nicht allzulange installiert sein können. Die will ich mir mal morgen näher vor die Pupille nehmen.’
    Das hat sich natürlich sehr verführerisch angehört. Und wenn ich einigermaßen ehrlich bin, hat Paule mit seinem Bericht mir und meinem Freund Ekke Krumpeter das Maul ganz schön wäßrig gemacht. ,Mensch , Wuschelköpfchen’, haben wir zu ihm gesagt, ,das ist ja ein Geschenk des Himmels, dieses Warenhaus, ein Ding, von dem man nur träumen kann. Bleib dran, Junge, guck dich um, bis dir die nebensächlichsten Einzelheiten aus den Ohren raushängen.’ Und Paule hat das auch getan. Erst als es dann brenzlig geworden ist, weil die Personalabteilung eines Tages doch seine Papiere sehen wollte, hat er die Fliege gemacht und war ganz plötzlich verschwunden.
    Aber da hatte er ohnehin schon im ganzen Haus seine Nase in alle Ecken gesteckt, sich Zeichnungen und Notizen gemacht.“
    „Also regelrechte Werkspionage, wenn man bei der Wahl seiner Worte nicht zimperlich ist“, bemerkte der Gefängnisdirektor. ,l)u meine Güte, man kann immer nur wieder mit den Ohren schlackern, wenn man hört, wie bodenlos unbekümmert manche Betriebe sind und wie einfach sie’s euch machen.“ Er räusperte sich. „Nehmen Sie das bitte nicht persönlich.“ Anschließend schüttelte er gleichzeitig besorgt und ein wenig nachdenklich den Kopf.
    „Ja, es ist wirklich kaum zu fassen“, pflichtete der Häftling bei und zeigte ein genauso besorgtes Gesicht. „Da werfen diese riesigen Warenhauskonzerne allein für Reklame das Geld nur so aus dem Fenster, aber wenn es darum geht, sich nur einigermaßen gegen Einbruch zu schützen, dann haben die Herrschaften ein Brett vor dem Kopf und zugeknöpfte Taschen. Vielleicht, weil sie sich auf ihre Versicherungen verlassen, die am Ende ja doch alle Schäden berappen müssen.“
    „Da mag durchaus was dran sein“, meinte der Direktor, schüttelte den Kopf und murmelte jetzt mehr für sich: „Jedenfalls sträflich leichtsinnig, sträflich leichtsinnig —“
    „Hanebüchen“, pflichtete der Häftling bei und schüttelte ebenfalls den Kopf. ,Hanebüchen –“
    Inzwischen hatte die Sonne das Fenster erreicht und warf die Schatten der Gitterstäbe auf den Teppich.
    „Aber lassen wir das“, sagte der Gefängnisdirektor und rückte dabei wieder einmal seine Goldrandbrille zurecht. „Fahren Sie jetzt in Ihrer Erzählung fort, lieber Herr Zasche, ich hatte Sie leider unterbrochen.“
    „Also, was uns da unten im Erdgeschoß erwarten würde, haben wir gewußt. Gleichzeitig war es ein klarer Fall, daß der Tresor, den mein Freund Ekke nicht im Handumdrehen knacken kann, erst noch erfunden werden muß. Geldschränke sind für ihn bloß bessere Ölsardinenbüchsen, das ist, Gott sei Dank, nun mal so.“ Der Häftling räkelte sich in seinem Sessel herum, als sei er bei sich zu Hause. „Und weil es zu unserem Plan gehörte, die Ärmel erst hochzukrempeln und uns an die Arbeit zu machen, wenn sich die englische Königin am nächsten Vormittag durch die sonntägliche Stadt jubeln ließ, hatten wir ja noch eine Unmenge Zeit. Wir wanderten also seelenruhig und gemütlich von einer Etage in die andre. In der Lebensmittelabteilung genehmigten wir uns ein Fläschchen französischen Champagner, ein bißchen Kaviar, Lachs und Gänseleberpastete. Die Auswahl war erfreulich, und wir mußten ja nur zugreifen. War mal eine der großen Kühltruhen verschlossen, kostete es meinen Freund Ekke nur ein müdes Lächeln und zwei oder drei Handgriffe, um sie aufzumachen. In der dritten Etage haben wir uns anschließend besonders hübsche Armbanduhren ausgesucht. Wieder eine Etage tiefer bedienten wir uns in der Lederabteilung mit zwei sehr schicken Handkoffern, die wir dann später für den Geldtransport verwenden wollten. Im Obergeschoß sprangen uns sündhaft teure Schuhe in die Augen, und Ekke verliebte sich anschließend noch in einen schneeweißen Leinenanzug. ,Der ist haargenau

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