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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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mache. Das Eigentum des einzelnen ist tabu, das steht außer Frage. Aber eine Art Selbstbedienung, wenn wir es einmal so nennen wollen, etwa bei einer Bank, einer Versicherung oder auch bei einem unserer Warenhauskolosse, nun ja, da bin ich geneigt, die Spielregeln zu lockern. Vor allem, wenn das Ding so clever und beinahe genial ausgeknobelt und dann auch so kaltschnäuzig durchgeführt wird, wie zum Beispiel in Ihrem Fall, Herr Zasche. Ich gebe zu, daß ich mich gekugelt habe vor Lachen, als damals Ihre Geschichte durch alle Zeitungen gegangen ist. Und ich würde mich diebisch freuen, wenn Sie Ihren Beuteanteil tatsächlich irgendwo auf die Seite gebracht hätten und sich eines Tages mit ihm hinter dem Rücken der Polizei in die Büsche schlagen könnten —“
    Zasche wagte schüchtern zu bemerken, daß er wirklich nicht wüßte, wo das Geld geblieben sei.
    „Was mir persönlich so schnurz und schnuppe ist, wie Sie nur wollen“, erwiderte Herr Bemmelmann und kicherte. Gleichzeitig klingelte es schon wieder, diesmal aber an der Wohnungstür.
    Kurz darauf schneite ein dicklicher Mann in die Wohnung.
    „Na, ist alles klar, haben Sie den Vertrag vorbereitet?“ fragte er, vom schnellen Treppensteigen noch außer Atem.
    „Ich muß leider enttäuschen“, bedauerte Herr Bemmelmann, „aber ich habe mich anderweitig entschieden.“
    „Das können Sie doch nicht mit mir machen“, entrüstete sich der Dicke, die haben mir Ihre Zusage gegeben!“
    „Nicht ganz“, unterbrach ihn Bemmelmann. „Ich habe darum gebeten, daß ich mir die Sache noch bis zum frühen Abend überlegen darf, und das habe ich getan.“
    „Also nichts mehr zu machen?“
    „Leider nichts mehr zu machen, Herr — Wie war doch Ihr Name?“
    „Michael Büttner, aber das spielt ja jetzt keine Rolle mehr“, schnaubte der Dicke. Er warf noch mit ein paar wenig freundlichen Blicken um sich, zerrte dabei nervös an seiner Krawatte und verschwand anschließend, ohne sich zu verabschieden.
    „Also, Herr Zasche“, sagte Herr Bemmelmann, nachdem die Wohnungstür ins Schloß gefallen war, „zwei Monatsmieten im voraus, und das Zimmer gehört Ihnen.“
    „Einverstanden“, erwiderte Manni. „Ich bin Ihnen sehr dankbar.“ Er holte seine Brieftasche heraus. „Praktisch kann ich dann morgen schon einziehen?“
    „Der Vertrag liegt vor mir“, meinte Bemmelmann, „wir müssen lediglich Ihren Namen einsetzen und beide unterschreiben. Dann sind Sie ab sofort der rechtmäßige Mieter.“ Während er das Geld nachzählte, fügte er noch hinzu: „Ihr Vorgänger ist übrigens bloß ausgezogen, weil er von seiner Firma sozusagen über Nacht ins Ausland versetzt wurde. Acht Tage zuvor hat er noch alle Wände neu tapezieren lassen. Das nur so nebenbei.“
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, holte Bemmelmann zwei Gläser und eine angebrochene Rotweinflasche aus dem Schrank. Er gab Zasche die Hand, und dann prosteten sie sich gegenseitig zu. „Auf meinen neuen, prominenten Mieter“, meinte der Hausverwalter und zwinkerte wieder einmal mit dem linken Auge.
    Nachdem er sich verabschiedet hatte, tanzte Manfred Zasche geradezu die Treppen hinunter. Es war ihm danach zumute, lauthals loszusingen, und es wurde ihm klar, daß er sich noch wie ein Kind freuen konnte.
    Er konnte ja in diesem Augenblick keineswegs ahnen, daß er gerade blindlings auf ein raffiniert ausgeklügeltes Theater hereingefallen war, bei dem Papenbrock aus seinem Büro heraus Regie geführt hatte. Und der Hauptkommissar durfte mit seinen Schauspielern zufrieden sein. Sie hatten ihre Rollen gespielt wie waschechte Profis.
    Der Anrufer, den Bemmelmann bei Zasches Besuch am Telefon so kurz angebunden abblitzen ließ, war in Wirklichkeit Papenbrocks Schatten mit der schiefen Nase gewesen, und den entrüsteten Dicken hatte sich der Hauptkommissar bei der Abteilung für Spurensicherung ausgeborgt, damit er ganz sicher sein konnte, daß der strohblonde Manni dessen Gesicht noch nie gesehen hatte. Und bei dem so freundlichen Bilderbuchgroßvater Bemmelmann stimmte lediglich, daß er tatsächlich Pensionär war, gearbeitet hatte er aber nicht beim Finanzamt, sondern bei der Kriminalpolizei, und zwar als Hauptkommissar und Kollege von Papenbrock. Er hieß Heinrich mit Vornamen und duzte sich mit Papenbrock seit mehr als zwanzig Jahren. Genau in diesem Augenblick telefonierten die beiden miteinander und rieben sich in bester Laune die Hände.
    Manfred Zasche hatte sich ahnungslos aufs Glatteis

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