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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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bekam Papenbrock zuerst die Meldung, daß der observierte Manfred Zasche bereits um neun Uhr seine Pension in der Motzstraße verlassen habe. Anschließend sei er mit einem Bus nach Schöneberg gefahren und dann bei einer Firma für Scherzartikel verschwunden. Der Besitzer des Unternehmens sei ein gewisser Ludwig Mühlbach, jedenfalls stünde sein Name auf der Vorderfront des Hauses.
    „Besten Dank und weiter dranbleiben“, sagte der Kommissar. Er legte den Telefonhörer wieder auf. „Sieh mal an, alte Freundschaft rostet nicht. Ich fresse den nächstbesten Besen, wenn Paule Schulz unseren Freund nicht seinem Schwiegervater als Mitarbeiter unter die Weste gejubelt hat. Was hab’ ich gesagt? Der Musterknabe fängt bereits an, seine Rolle zu spielen.“ Er stand auf und steckte eine Zigarre, die er gerade anzünden wollte, wieder in seine Jackentasche zurück. „Los, komm mit, wir werden jetzt umgehend Tante Frieda unsere Aufwartung machen. Der Vogel ist ausgeflogen, und die Gelegenheit ist günstig.“
    Die Pensionsinhaberin ließ ihr Lächeln ziemlich schnell einfrieren, als sie die Tür aufmachte und den Hauptkommissar mit seinem Schatten vor sich stehen sah. Sie hatte einen blauen Schlafrock an, Lockenwickler in den Haaren und Pantoffeln an den Füßen. So trieb sie sich den ganzen Tag unter ihren Mietern herum. „Einen wunderschönen guten Morgen, gnädige Frau“, sagte Papenbrock ein klein wenig zu höflich. „Dürften wir vielleicht auf einen Sprung hereinkommen?“
    Man kannte sich, denn Tante Friedas Pension war nicht gerade eine Klosterschule, und die Polizei hatte leider schon mehrfach spitzkriegen müssen, daß die Dame bei der Auswahl ihrer Gäste nicht besonders pingelig war, wenn die Kasse stimmte. Sie beherbergte sie auch schon mal ohne Anmeldeformulare und war auch ansonsten in allerhand Geschäfte verwickelt, die besser im dunkeln blieben.
    „Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar?“ flötete Tante Friede eine Weile später. Sie hatte ihren ersten Schreck inzwischen einigermaßen verdaut und ihre Besucher in einen Privatraum mit einem blumengemusterten Linoleumbelag gebeten, der eine Mischung aus Büro und Schlafzimmer war. „Darf ich Ihnen etwas anbieten?“
    „Besten Dank, aber unsere Zeit ist leider knapp bemessen“, antwortete Assistent Berger für seinen Chef, der jetzt ohne Umschweife gleich zur Sache kam.
    „Zuerst möchte ich darauf hinweisen, daß unser Besuch und diese Unterhaltung unter uns bleiben müssen“, knurrte Hauptkommissar Papenbrock. „Ich hoffe, daß ich mich klar genug ausgedrückt habe. Vor allem keine Silbe zu Herrn Zasche, oder wir –“
    Sie müssen mir nicht drohen, Herr Kommissar“, unterbrach ihn Tante Frieda und brachte jetzt sogar ein Lächeln zustande. „Selbstverständlich werde ich schweigen wie ein Fisch, wenn Sie es so wollen. Mir ist an einem guten Verhältnis zur Polizei sehr gelegen.“
    „Ich sehe, wir verstehen uns“, bemerkte Papenbrock und schmunzelte. „Ihr neuester Pensionsgast, Herr Zasche, wird aus Gründen, die Ihnen ja wohl bekannt sind, von uns beschattet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie besonders wild darauf sind, ständig ein paar von meinen Beamten in Ihrem Hausflur oder gegenüber auf der anderen Straßenseite zu haben.“
    „Du liebe Güte“, flötete Tante Frieda wieder, „wenn das so ist, dann muß Manni noch heute seine Koffer packen. Ich bin ein anständiges Haus.“
    „Mit gewissen Einschränkungen“, bemerkte Assistent Berger sachlich.
    Tante Frieda wollte etwas entgegnen, aber dann schluckte sie ihre Antwort doch lieber hinunter.
    „Lassen Sie Herrn Zasche Zeit“, bemerkte Papenbrock. „Es genügt, wenn Sie ihm nahelegen, daß er sich am besten nach einem anderen Zimmer umsieht.“
    „Das hat er bereits vor“, schoß es aus Tante Frieda heraus. „Meine Preise seien für seine augenblicklichen Verhältnisse zu happig, hat er noch gestern abend ganz ehrlich zugegeben.“
    „Nun, da könnten Sie uns einen großen Gefallen tun, gnädige Frau“, meinte der Kommissar. Er angelte die heutige Ausgabe der „Morgenpost“ aus seiner Tasche, faltete sie auseinander und tippte mit dem Zeigefinger auf der Seite für den Wohnungsmarkt auf eine bestimmte Stelle. „Wenn Sie die Güte hätten, dieses Inserat zu lesen
    Tante Frieda nahm ihre Brille von der Frisierkommode, beugte sich über die Zeitung und las: ,Hübsches Einzelzimmer mit Dusche, Kochnische und kleinem Balkon in den Hinterhof umständehalber

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