Die Spur fuehrt nach Tahiti
sofort zu vermieten. Miete monatlich 300 DM. Ofenheizung. Anfragen unter 8556973.“ Sie richtete sich wieder auf. „Ich verstehe“, sagte sie nur. „Sie möchten, daß sich Zasche um dieses Zimmer bemüht.“ Sie zwinkerte mit dem linken Auge. „Und falls er es tut, wird er das Zimmer ganz bestimmt bekommen?“
Sie sind eine auffallend kluge Person“, stellte Kommissar Papenbrock fest. „Ich möchte Ihnen vorschlagen, daß Sie dieses Inserat ankreuzen, und, damit die Sache weniger verdächtig erscheint, vielleicht zwei ähnliche Anzeigen ebenfalls. Wenn Herr Zasche zurückkommt und Sie ihm andeuten, daß sein Aufenthalt in Ihrer Pension unter den gegebenen Umständen gewisse Schwierigkeiten mit sich bringt, wird er es dankbar als freundschaftliche Geste auslegen, wenn Sie ihm zeigen können, daß Sie für ihn bereits die Zeitung nach passenden Wohnungsanzeigen durchforstet haben. Aber vergessen Sie dabei nicht, ihm das Zimmer in Steglitz ganz besonders ans Herz zu legen.“
„Ich werde mein möglichstes tun“, versicherte Tante Frieda.
„Eine Hand wäscht gelegentlich die andere“, erwiderte Hauptkommissar Papenbrock. „Falls Sie einmal in unangenehme Schwierigkeiten kommen sollten, Sie kennen ja meine Telefonnummer. Das hier ist übrigens mein Assistent, Herr Berger.“
„Wir kennen uns bereits“, sagte Tante Frieda, und der jüngere Mann mit der schiefen Nase nickte mit dem Kopf und grinste ein wenig anzüglich.
Als die beiden gegangen waren, genehmigte sich die Pensionsinhaberin ein Glas Portwein. Sie hatte Ärger befürchtet, als die beiden Kriminalbeamten so Hals über Kopf vor ihrer Tür gestanden waren. Aber jetzt hatte sie eigentlich Grund, sich über diesen Besuch zu freuen. Zugegeben, Manfred Zasche war ein ganz netter Kerl, aber daß die Polente seinetwegen ihre Pension beschattete, das ging entschieden zu weit und war geschäftsschädigend. Nein, so nett war Manni Zasche nun auch wieder nicht.
„Aber selbstverständlich verfrachte ich ihn nach Steglitz, das kostet mich ein müdes Lächeln und nicht mehr“, sagte sie zu sich selbst, während sie sich vor dem Spiegel ihre Lippen nachzog. „Beim knallharten Papenbrock einen Stein im Brett zu haben ist mehr als fünfmal in den Wind gespuckt.“
Und es kostete sie wirklich nicht viel mehr als ein müdes Lächeln.
Noch vor dem Mittagessen kam Manfred Zasche mit einem Anstellungsvertrag der Scherzartikelfirma Ludwig Mühlbach in der Tasche aus Schöneberg zurück. Vorerst fünfzehnhundert Mark brutto im Monat. Das war nicht gerade zum Auf-die-Bäume-Klettern, aber als blasser Anfänger in einer neuen Branche durfte man auch nicht meckern. „Gehaltserhöhung je nach Leistung“ war ja zusätzlich in Aussicht gestellt.
Das Lohnbüro hatte gleich seine Steuerkarte beim Finanzamt beantragt, und schon morgen früh sollte er zu seinem ersten Arbeitstag antanzen. Vorerst in der Versandabteilung.
Er war in Hochstimmung.
„Aber ist doch gar keine Frage“, sagt er, „daß ich mir ‘ne andere Bleibe suche.“
Tante Frieda hatte die Geschichte mit der Beschattung der Pension natürlich ziemlich aufgebauscht. Geheimnisvolle Telefonanrufe seien gekommen, stundenlang habe der Lieferwagen einer Fischgroßhandlung vor dem Haus geparkt mit Männern vorne drin, die nicht ein einziges Mal ausgestiegen wären und ein Funkgerät bei sich gehabt hätten. Ausgerechnet in einem Wagen, der Fische transportiert. Dabei weiß doch jeder nur halbwegs gebildete Mensch, daß Fische in der Sonne zu stinken anfangen.“
„Auch ein Mann wie Papenbrock hat eben nicht alle Klugheit mit Löffeln gefressen“, meinte Zasche gutmütig. „Als ich vorhin ins Haus kam, standen auch gerade zwei Typen von ihm vor dem Schaufenster im Nebenhaus. Sie taten so, als würden sie mich gar nicht sehen. Aber ich riech’ die Bullen meilenweit.“
Beim Namen Papenbrock war Tante Frieda innerlich zusammengezuckt, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern rückte mit der neuesten Ausgabe der „Morgenpost“ und drei Inseraten heraus, die sie mit Filzstift angekreuzt hatte.
„Grunewald ist ‘ne Nummer zu groß“, meinte Zasche, als er die erste Anzeige studiert hatte. „Deshalb ist ja auch keine Miete angegeben. Wilmersdorf könnte grade noch gehen.“ Er zögerte nicht lange und wählte die angegebene Nummer.
„Leider bereits vermietet“, sagte eine tiefe Frauenstimme. „Was denken Sie, wie es heute bei mir zugeht. Einzelzimmer sind seit der Wiedervereinigung und
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