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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Europa-Center-Schacht in seinem Versteck hinter der rotgestrichenen kleinen Eisentür zwischen das Rohrpostrohr und den Kasten mit den Sicherungen geklemmt. Und er hörte ganz deutlich dieses saugende Geräusch, dann das Poltern, das herankam und wieder verschwand. Es war, als rumpelte ein Schnellzug mitten durch sein Zimmer.
    Zasche zog im Liegen die Beine an und schlang seine Arme um die Knie. Ein Gefühl der Dankbarkeit schlich sich in sein Herz. Er lächelte und versuchte, sich an einen Spruch zu erinnern. Er hatte irgend etwas mit dem Religionsunterricht zu tun, damals in der Schulzeit, wenn er sich nicht täuschte. Mann, das war ja eine halbe Ewigkeit her, und dieser Spruch, an den er sich erinnern wollte — wie war das doch gleich gewesen? „Der Herr nimmt es dir mit der Linken und gibt es dir mit der Rechten wieder zurück.“ Ja, so oder so ähnlich mußte es geheißen haben — nicht aufs Wort genau, aber der Sinn stimmte irgendwie —
    Manfred Zasche hatte heute nachmittag von einem Moment zum anderen eine runde Million verloren. Aber schon ganz schnell danach hatte ihn ein gütiges Schicksal oder vielleicht sogar der Himmel persönlich haargenau an die weiche Stelle der Rohrpostanlage im Europa-Center — ja, wie soll man sagen — gelenkt oder hingeführt und ihm damit einen Tip geschenkt, mit dem er vielleicht ganz schnell seinen Verlust wieder ausgleichen konnte.
    Zasche hatte vor lauter Rührung ganz feuchte Augen.
    „Jedenfalls werd’ ich’s versuchen“, murmelte er vor sich hin. „Ich wäre so dämlich wie eine Kuh und zudem noch sträflich undankbar, wenn ich es nicht riskieren würde. Allerdings bleibt mir nicht viel Zeit. Schon am Montag wird meine Chance in aller Frühe einbetoniert.“
    Am nächsten Morgen telefonierte Manfred Zasche mit zwei verschiedenen Firmen, die sich auf den Bau von Rohrpostanlagen spezialisiert hatten, heuchelte Interesse im Aufträge eines kaltschnäuzig erfundenen Unternehmens, stellte eine paar Fragen, die sich ganz harmlos anhörten, deren Beantwortung Manni aber immerhin veranlaßten, sich schnellstens einen Staubsauger zu besorgen und sonst noch einige notwendige Dinge. Er versteckte die Einkäufe in seinem Zimmer und fuhr dann direkt ins Polizeipräsidium. Deutlicher konnte er ja wohl nicht demonstrieren, daß sein Gewissen lupenrein war und vor lauter Sauberkeit nur so strahlte.
    „Wir haben dich erwartet, Manni“, sagte Papenbrock, als ihn Kriminalassistent Berger in das Büro seines Chefs bracht.
    „Ich möcht’ mich wegen gestern entschuldigen“, meinte Zasche bescheiden. „Zum Türmen hatte ich ja eigentlich gar keinen Grund. Aber als Sie so aus heiterem Himmel sagten, daß ich mitkommen sollte, dachte ich im Moment, Sie wollten mich verhaften, und da bin ich ganz einfach ausgerastet.“
    „Immerhin sind noch ein paar Fragen zu klären, und nur deshalb wollte ich, daß du mitkommst“, erwiderte der Hauptkommissar.
    „Übrigens, es tut mir leid, Herr Kriminalassistent, wenn ich Sie ein wenig auf die Seite geschubst habe“, meinte Zasche und zeigte ein betrübtes Gesicht.
    „Ist schon vergessen“, entgegnete Berger, der auch heut wieder seinen zerknitterten Flanellanzug trug.
    „Aber du bist jetzt nicht nur da, um dich zu entschuldigen“, mischt sich der Kommissar dazwischen. „Wenn du ganz ehrlich bist, platzt du fast vor lauter Neugier, oder?“
    „Ja, ich bin tatsächlich neugierig, das gebe ich zu“, antwortete Zasche.
    „Siehst du, ich bin’s genauso“, sagte Papenbrock. Er betrachtete eine Weile die Asche seiner Zigarre. „Du mußt deiner Freundin Yvonne erzählt haben, wo du deine Beute aus dem Warenhausraub versteckt hast- “
    „Ja, ich war so dämlich“, gestand Zasche, fügte aber schnell hinzu: „Aber nicht sofort, erst viel später, und da war ich schon eingebuchtet
    „Begreif ich nicht ganz“, meinte Assistent Berger.
    „Ist vorerst aber auch nicht wichtig“, schaltete sich Papenbrock wieder ein. „Laß uns der Reihe nach Vorgehen. Wie und wann bist du an das Schließfach in der UNION-Bank gekommen?“
    „Das war die leichteste Übung“, berichtete Manni. „Sobald es sicher war, daß wir das Ding mit der Queen drehen würden, habe ich mich wieder einmal verkleidet und mit einer Perücke, falschem Bart und falschem Paß so einen Kasten gemietet. Und in der gleichen Maskerade hab’ ich dann schon am Montag morgen, nachdem die Sache gelaufen war, das Geld dahingebracht. Man sollte mich nicht wiedererkennen,

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