Die Spur fuehrt nach Tahiti
überhaupt. Aber manchmal gibt es solche Zufälle.
Jedenfalls waren jetzt hinter der Eisentür Schritte auf dem Steinboden zu hören und dann auch Stimmen. Sie kamen immer näher.
Zasche klemmte sich zwischen das Rohr und einen Metallkasten mit einer Menge Druckknöpfe und Sicherungen.
Gerade hatte er sich noch völlig unschuldig gefühlt. Aber wenn ihn jetzt irgend jemand in diesem Versteck aufstöbern würde, war zumindest damit zu rechnen, daß man ihm unangenehme Fragen stellte und ihn in irgendeiner Weise verdächtigte. Er hielt also den Atem an, so gut es eben ging.
„- das Europa-Center war ja längst gebaut, bevor unsere Spielbank aufgemacht hat. Deshalb liegt das Rohr frei und verläuft nicht in sicheren, fest eingebauten Schächten“, erklärte eine der Stimmen. Jetzt wurde die rotgestrichene Eisentür aufgemacht. „Das System ist denkbar einfach! Die Rohrpostanlage verbindet den Spielsaal im ersten Stockwerk mit dem Tresorraum im Keller. Der Spielbankangestellte oben im Casino bündelt die eingenommenen Geldscheine, rollt sie zusammen und stopft sie in eine Geldbombe. Dann öffnet er eine Klappe, läßt die Bombe fallen, und ab geht es mit ihr. Die Bombe wird in den Keller gesaugt, dort vom Kassierer geleert und wieder nach oben zurückgeschickt. Das herausgenommene Geld verschwindet unten im Tresor.“
„Passen Sie auf“, sagte eine zweite Stimme, „augenblicklich muß eine Geldbombe unterwegs sein –“
Tatsächlich war gleich darauf ein saugendes Geräusch zu hören und dann ein Poltern, das von oben näher kam und nach unten wieder verschwand.
„Stimmt, das war eine“, meinte wieder die erste Stimme.
„Wir öffnen unseren Roulettesaal bereits nachmittags um drei Uhr und den Baccarasaal eine Stunde später.“
„Dann waren das, was da gerade durch dieses Rohr gezischt ist, also heute schon die ersten Einnahmen, Herr Direktor?“ kicherte eine dritte Stimme, die einer Frau gehörte.
„Es ist verdammt kein Luxus, wenn die Anlage sicher gemacht wird“, mischte sich wieder die erste Stimme ein. „Und damit ist es höchste Eisenbahn.“
„Also, wann können Sie mit Ihren Arbeiten anfangen?“ fragte der Direktor.
„Wir dachten, schon am Montag morgen in aller Frühe“, antwortete die erste Stimme. „Nicht zu fassen, so was ist doch geradezu idiotisch leichtsinnig. Nicht mal ein Rohr aus Eisen oder Stahl, nur aus irgendeinem Kunststoff und noch dazu völlig ungeschützt. Man könnte es ja fast schon mit einer Gartenschere aufschneiden.“ die verlegen das Rohr unter Beton ins Mauerwerk?“ Ja, das verlangt auch die Versicherung.“
In diesem Augenblick kündigte das Sauggeräusch bereits wieder einen Transport vom Spielsaal zum Keller an.
„Ihre Spielbank scheint zu florieren, Herr Direktor“, ließ sich wieder die Frauenstimme hören und kicherte zum zweitenmal. „Da kann man ja nur gratulieren.“
„Wir können nicht klagen.“
Das Knarren der Eisentür deckte die Stimme zu, und dann war zu hören, wie sich die Schritte draußen wieder entfernten.
Zasche blieb noch eine ganze Weile in seinem Versteck, ohne sich zu rühren. Erst nach drei oder vier Minuten klopfte er vorsichtig das Material des Rohrpostrohres ab, betastete es und dann spitzte er die Ohren. Aber es blieb still. Da wiederholte er seine Untersuchung, und zwar ohne auf die Zeit zu achten und sehr gründlich.
Das neue Ding
Als Manfred Zasche später in die Rubensstraße zurückkam, war der Bilderbuchgroßvater Bemmelmann gerade dabei, sein Gepäck in einen VW zu verladen. Die Weltkugel mit den Sternbildern, die Wellensittiche und sein Fernglas samt Stativ behandelte er dabei besonders sorgfältig.
„Prächtig, daß wir uns noch einmal sehen, lieber Herr Zasche“, meinte der pensionierte Hauptkommissar so nett und vergnügt wie eh und je. „Die Stadt geht mir allmählich an die Nieren, ich verdrücke mich für ein paar Wochen nach draußen in meinen Schrebergarten. Hab’ dort ein Häuschen. Übrigens gibt’s heute kurz vor Mitternacht eine Mondfinsternis, die sollten Sie nicht versäumen.“
Aber anstatt die Bemmelmannsche Mondfinsternis am Himmel zu betrachten, lag Manfred Zasche um Mitternacht noch mit offenen Augen auf seinem Bett. Er hatte die Hände unter dem Kopf und starrte an die Decke.
Yvonne hatte ihn also nach Strich und Faden betrogen, dieses Luder.
Das hätte ich nie im Leben für möglich gehalten, grübelte er vor sich hin.
Gleichzeitig sah er sich in dem hohen
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