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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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in den oberen Kassenraum neben dem Spielsaal zurück.
    Das flutschte so einfach, daß es kaum zu fassen war. Er brauchte nur den mitgebrachten Staubsauger dazu. Entsprechend umgeschaltet, pustete er seinen Luftschwall aus sich heraus, anstatt damit zu saugen. Diesen Trick hatte ihm eines seiner Telefonate mit den Rohrpostfirmen eingebracht, als eine davon ihre Konkurrenz schlechtmachen wollte. „Manche Anlagen sind noch so haarsträubend primitiv, daß Sie die Sauganlage schon durch einen gewöhnlichen Staubsauger ersetzen können.“ Bei dieser Erklärung hatte es in Zasches Hinterkopf geklingelt.
    Droben im Casino saßen inzwischen elegant und weniger elegant gekleidete Besucher an den Spieltischen unter den Messingglocken mit ihrem blendfreien Licht. Über zwanzig Croupiers ließen die Roulettekugeln rollen, der Baccarasaal war schon seit Stunden hoffnungslos überfüllt, die livrierten Saalpagen hatten alle Hände voll zu tun, und den Männern im Kassenraum ging es nicht viel besser.
    Mit schöner Regelmäßigkeit plumpsten die Geldbomben in den Kopfkissenüberzug von Manfred Zasche. Er schickte die Hülsen jedesmal wieder nach oben zurück, wo sie immer wieder neu mit Geldscheinen gefüllt wurden. Wohlgemerkt mit Geldscheinen ohne Seriennummern, mit Scheinen, die gebraucht waren.
    Und immer, wenn die geleerten Bomben in den oberen Kassenraum zurückkamen, mußten die Männer dort annehmen, daß das abgeschickte Geld sicher in den Tresoren gelandet war.
    So zwischendurch ließ Zasche auch mal die eine oder andere Bombe ungehindert an sich vorbei in die Tiefe zischen. Die Herrschaften im Keller sollte ja nicht zu früh mißtrauisch werden.
    Genau fünfzehnmal fing Manfred Zasche in seinem Kopfkissenüberzug ab, was eigentlich ein paar Etagen tiefer landen sollte. Dann machte er Schluß.
    .Alan muß im richtigen Augenblick aufhören können“, sagte er zu sich selbst. Allmählich war ihm die ständige Warterei ohnehin auf den Wecker gefallen, denn es konnte nicht mehr allzulange dauern, bis die Kassierer aus dem Keller oben nachfragen würden, wo denn heute die Bomben blieben.
    Zasche ließ alles so liegen, wo und wie es gerade lag. Den Staubsauger, Hammer, Schraubenschlüssel, Kunstlederkoffer, eine Zange und den Kopfkissenüberzug. Wenn der Schlamassel entdeckt wurde, war er ohnehin schon über alle Berge. Und diesmal so, daß Papenbrock nur noch dumm aus der Wäsche gucken konnte.
    Zasche hatte das Geld aus den Bomben schon laufend in die mitgebrachte Tasche aus dem dünnen Kunststoff gepackt. Sie war ziemlich voll geworden. Jetzt verschloß er sie mit dem Reißverschluß. Anschließend reparierte er noch, soweit es eben ging, die Bruchstelle an dem Rohr der Sauganlage, und zwar mit einem Stück Dachpappe, das er vorsorglich mitgebracht hatte, und mit einer Rolle Klebeband, das er mehrfach um Rohr und Pappe wickelte. Anschließend bestrich er das Ganze mit einer flüssigen Festigungsmasse, die beim Trocknen knochenhart wurde. Das Rohr sah an seiner Bruchstelle jetzt aus wie ein Gipsbein. Vielleicht würde die Anlage auf diese Art weiterfunktionieren. Er konnte also damit rechnen, daß die Spielbank erst beim Nachzählen ihrer heute so auffallend niedrigen Einnahmen argwöhnisch wurde.
    Es war inzwischen kurz nach Mitternacht. Aber der Kurfürstendamm war noch mit Menschen und Autos bevölkert. An den Kinos standen Besucher zu den Spätvorstellungen Schlange, man saß noch draußen vor den Lokalen bei einem Glas Bier, bummelte auch nur so über die Gehsteige und blickte in die immer noch hell erleuchteten Schaufenster, in denen sich die Lichter der Leuchtreklame spiegelten.
    In der „Melone“ allerdings stellte Wolf-Dieter im hinteren Teil der Kneipe bereits sehr behutsam die Stühle auf die leeren Tische. Die wenigen Gäste, die noch weiter vorn bei den Spielautomaten saßen, sollten um Himmels willen nicht das Gefühl bekommen, daß man sie jetzt so ganz allmählich hinauskomplimentieren wollte.
    Manfred Zasche setzte sich an einen Tisch nicht weit von der Theke entfernt. Dabei schob er sich seine Handtasche aus dem hauchdünnen Kunststoffmaterial zwischen die Beine. Und zwar so, daß er sie jederzeit von links und von rechts mit seinen Fußknöcheln spüren konnte.
    „Guten Abend, Herr Konopka“, sagte Zasche, als er Platz genommen hatte.
    „Nanu, so spät noch?“ fragte der Wirt. „So kennen wir Sie ja gar nicht.“
    „Es ist heute nicht alles so gelaufen, wie es sollte“, meinte der

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