Die Spur fuehrt nach Tahiti
läßt über Nacht neue Banknoten drucken, weil sie Pleite gemacht hat. Oder die Polente stöbert dieses Schließfach irgendwann doch noch auf. Wär’ doch zum In-die-Bäume-klettern, wenn das schöne Geld so oder so futsch ginge. Alles Gute, mein allesgeliebter Kuschelbär, falls Du diesen Brief überhaupt in die Finger bekommst, Deine immer an Dich denkende Yvonne.“
Mit keinem Lidzucken hatte Kommissar Papenbrock erkennen lassen, daß er zumindest genauso enttäuscht war wie Manfred Zasche. „Rührend“, bemerkte er lediglich.
„Und so was wollte ich heiraten“, grollte Manni düster.
„Zieh dir endlich diese dämliche Perücke vom Kopf, und nimm den falschen Bart ab“, meinte Papenbrock, um irgend etwas zu sagen.
Zasche gehorchte artig wie ein Schuljunge.
„So, und jetzt begleitest du uns erst mal zu meinem Büro“, raunzte Papenbrock.
In diesem Augenblick brannten bei Zasche die Sicherungen durch. Er sah plötzlich wieder seine Gefängniszelle mit den Eisengittern vor sich. Der Gedanke setzte sich in seinem Kopf blitzartig fest und hämmerte in seinem Bewußtsein herum, so daß er nicht mehr klar denken konnte. Er schubste zuerst Berger zur Seite, und dann schleuderte er den Bankbeamten gegen die Wand.
Kriminalassistent Berger funktionierte wie ein Automat.
„Stehenbleiben“, rief er und zog auch schon seine Pi stole.
Aber Papenbrock legte ihm die Hand auf den Unterarm und meinte: „Bist du bescheuert? Schön, er hat dich ein bißchen unsanft auf die Seite geschoben, aber sonst ist ihm doch gar nichts vorzuwerfen.“
„Moment mal , schließlich hat er doch —stotterte Berger.
„Er hat den Schock seines Lebens in den Hosen, das ist alles“, meinte Papenbrock.
„Entschuldigung“, sagte der Assistent mit der etwas schiefen Nase und steckte seine Kanone wieder weg. „Ich war im Augenblick nur —fügte er bekümmert hinzu. „Ich meine, ich war —“
„Du hast deinen Pulsschlag nicht unter Kontrolle“, der Kommissar grinste. „Aber das lernst du auch noch. Wetten, daß Zasche ganz freiwillig im Büro bei uns antanzt? Das ist lediglich eine Frage der Zeit.“
Der hochgewachsene Mann, der ja inzwischen wieder strohblonde Haare hatte, war in langen Sprüngen über die Treppe aus dem Tresorraum gerannt, zwang sich dann in der Schalterhalle zu einer unauffälligen Gangart und verließ das Gebäude. Nach ein paar ruhigen Schritten rannte er wieder los. Zuerst durch die schräge Autoeinfahrt neben dem letzten Schaufenster der Bank, dann durch die nächste Tür. Jetzt lag ein langer Korridor vor ihm, an dessen Decke Wasserrohre entlangliefen. Er durchquerte ihn, ohne sich umzusehen, hetzte über eine schmale Wendeltreppe und befand sich schließlich in einem riesigen Maschinenraum. Hier wurde das Eis für die künstliche Schlittschuhbahn im Erdgeschoß fabriziert. Zasche blieb einen kurzen Augenblick stehen und blickte sich um: Weit und breit keine Menschenseele. Aber schon im nächsten Moment konnte Berger zusammen mit irgendwelchen Verfolgern, die er inzwischen zusammengetrommelt hatte, irgendwo auftauchen.
Eine schmale rotgestrichene Eisentür war so halb hinter einem der Aggregate verborgen. Zasche glitt mit ein paar Sätzen zu ihr hinüber, riß sie auf und stand jetzt in einem breiten, sehr hohen Schacht, der beinahe dunkel war. Nur durch ein schmales Oberfenster fiel ein wenig Licht herein.
Zasche lehnte sich erschöpft an ein ziemlich dickes Rohr und japste nach Luft, stützte sich mit seinen Händen gegen die Wand und ließ den Kopf hängen. Er hatte noch einmal Glück gehabt und die Polizei endgültig abgehängt. Hier vermuteten sie ihn bestimmt nicht.
Erst als sich seine Lungen wieder einigermaßen beruhigt hatten, arbeitete allmählich auch sein Gehirn wieder normal. Jetzt fing er an zu begreifen, daß er sich ja eigentlich völlig idiotisch benommen hatte. Es dämmerte ihm ziemlich genau dasselbe, was kurz zuvor noch Hauptkommissar Papenbrock seinem Assistenten zu erklären versucht hatte.
Wieso bin ich überhaupt getürmt? fragte er sich. Schön, ich wollte meine Million aus dem Schließfach holen, aber das war ja so leer wie eine weggeworfene Streichholzschachtel, und ohne allen Zweifel ist es Yvonne gewesen, die sich das Geld unter den Nagel gerissen hat. Man kann mir also gar nichts vorwerfen —
Und während er diese durchaus einleuchtenden Überlegungen anstellte, ereignete sich ein Zufall, wie er in einem Leben nur ein einziges Mal passieren kann. Wenn
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