Die Spur fuehrt nach Tahiti
falls ein Fahndungsfoto von mir in der Zeitung abgedruckt würde. Und an diesem Montag morgen waren Sie, Herr Hauptkommissar, ja noch nicht hinter mir her“, erklärte Zasche. „Aber als mir Ihre Männer dann so allmählich auf die Spur kamen und ich schließlich merkte, daß ich bei Yvonne nicht mehr sicher war und sie auch beschattet wurde, da hab’ ich gedacht, daß ich jetzt ganz sichergehen mußte. Als das Mädchen mal wieder nicht in ihrer Wohnung war, brachte ich meinen Safeschlüssel mit einem Klebeband unter dem Plattenteller der Stereoanlage in Sicherheit. Selbst wenn man mich jetzt schnappen sollte, würde man mir nichts nachweisen können.
„Aber wir konnten dann doch“, stellte Hauptkommissar Papenbrock fest. Er blickte durch den Rauch seiner Zigarre und kniff ein Auge zu.
„Ja, Sie konnten“, meinte Zasche. „Schon daß ich den Warenhauskoffer nicht gleich verbrannt habe, war unglaublich blöd gewesen.“
„Mit dem Safeschlüssel hast du uns allerdings angeschmiert“, gab Papenbrock zu und probierte, Rauchringe in die Luft zu zaubern. „Wir haben die Wohnung von dieser Yvonne nach deiner Verhaftung regelrecht auseinandergenommen. Trotzdem sind wir mit leeren Händen wieder abgezogen.“
„Aber wir haben ja auch die Million gesucht“, warf Assistent Berger dazwischen, „also ein ziemlich großes Paket. Da guckt man in Schränke, Schubladen, kalte Öfen oder ins Spülbecken in der Toilette. Aber man kriecht nicht auf dem Fußboden herum und schraubt Stereoanlagen auseinander.“
„Wie ist deine Yvonne an den Schlüssel gekommen?“ fragte Papenbrock. Er zog an seiner Zigarre und hüllte sich aufs neue in Rauch ein.
„Sie hat mich anfangs ja sehr lieb und regelmäßig im Knast besucht. Und bei so einem Besuch habe ich ihr, als uns der Wärter einmal kurz allein gelassen hat, ins Ohr geflüstert, wo der Schlüssel versteckt war. Ohne ihr allerdings auf die Nase zu binden, in welches Schloß er gehörte —“ Er biß sich auf die Unterlippe. „Aber das mußte ich auch nicht. Dämlicherweise ist nämlich neben der Nummer des Schließfachs auch der Name der Bank eingraviert. Und jetzt ist mir klar, warum ihr nächster Besuch eine ganze Weile auf sich warten ließ. In dieser Zeit nämlich muß sie das Geld aus dem Safe herausgeholt haben
„Sie hat einen der Angestellten in der Schließfachabteilung bezirzt“, erklärte der Hauptkommissar. „Das haben wir gestern noch bei der UNION-Bank herausgekriegt. Yvonne hatte ja auch deinen falschen Paß, den du in ihrer Wohnung gelassen hast, und zusammen mit dem Schlüssel hat sie den Mann dazu gebracht, daß er sie an das Schließfach ließ.“ Er betrachtete Zasche durch seinen Zigarrenrauch. „Yvonne ist ja Tänzerin, und da hat sie vermutlich gewisse Reize, die einem Mann den Kopf verdrehen können
„Wem sagen Sie das“, stimmte Zasche mit einem traurigen Hundeblick zu, und dann erzählte er weiter. Jedenfalls hat sie mir den Schlüssel eines Tages mitgebracht, und zwar in einen Gugelhupf hineingebacken.“ Er schüttelte den Kopf. „Da mußte sie sich das Geld schon unter den Nagel gerissen haben.“ Er blickte auf. „Die ganzen Jahre hindurch hab’ ich den kleinen Safeschlüssel dann durch alle Kontrollen gemogelt und nur auf diesen Tag gewartet –“
„Auf diesen gestrigen Mittwoch“, fiel Papenbrock ein. „Tja, dann wäre soweit alles geklärt. Ich hätte keine Fragen mehr, Manni. Du kannst gehen. Oder gibt’s noch was, Herr Zasche?“
„Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, Herr Hauptkommissar“, druckste der strohblonde Mann herum und stand dabei bereits von seinem Stuhl auf, „Ich meine, Sie haben mich doch während meiner Zeit in der Scherzartikelfabrik nicht ständig durch Ihre Leute beobachten lassen. Das wäre doch fast zuviel der Ehre gewesen, vom Aufwand ganz abgesehen. Wieso haben Sie es dann trotzdem herausgekriegt, daß ich gestern die Geschichte endlich hinter mich bringen wollte?“ Manfred Zasche drückte seine Hände ineinander, daß es in seinen Fingern nur so knackte. „Ich frage aus reinem Berufsinteresse, wenn Sie verstehen, was ich meine —“
„Verstehe ich“, antwortete der Kommissar und lächelte.
„Also, paß auf: Der freundliche, liebenswürdige angebliche Hausverwalter Bemmelmann, mein Lieber, ist nicht nur mein guter alter Freund Heinrich, er war auch Hauptkommissar hier bei uns und ist seit zwei Jahren pensioniert.“ Papenbrock blies genußvoll weiter Rauchkringel in die Luft.
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