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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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,Pensionäre langweilen sich gelegentlich und sind für Abwechslung dankbar. Wobei noch hinzukommt, daß Bemmelmann wie verrückt auf seinem Steckenpferd Himmelskunde herumreitet und deshalb ein ganz ausgezeichnetes Fernrohr besitzt. Damit hat er deine Maskerade mit dem falschen Bart und der Perücke beobachtet. Du hast den Vorhang in deinem Zimmer zu spät zugezogen –“
    „Ach, so einfach war das“, sagte Zasche mit einem schiefen Lächeln.
    Auch Papenbrock lächelte, und dann fragte er: „Was werden Sie jetzt anfangen, ich meine, wie wollen Sie in Zukunft leben?“
    „Für’s erste bin ich ja bei meinem Freund Schulz und der Firma Mühlbach ganz prima unter gebracht“, antwortete Manni. „Man wird sehen –“
    In Wirklichkeit dachte Zasche natürlich keinen Augenblick mehr an die Gartenzwerge in ihren Regalen und an die Zylinder mit dem doppelten Boden. Er ging nicht einmal ans Telefon, um Paule anzurufen, was ihm wirklich nicht leichtfiel. Aber es war für Schulz und seine Familie das beste, wenn sie später ganz offen und ehrlich sagen konnten: Wir wissen von nichts.
    Er hatte sich in einem Außenbezirk der Stadt einen Staubsauger samt verschiedener Werkzeuge besorgt, und als die Berliner am nächsten Abend zu ihren Theatern, Kinos oder Konzerten unterwegs waren, nahm Zasche Abschied von seinem Zimmer in der Rubensstraße. Er blickte sich noch einmal die Tapeten an, die kleine Kochnische und den schmalen Balkon. Anschließend leistete er sich ein Taxi und ließ sich mit zwei Koffern in die Stadt kutschieren. Der eine war der aus Segeltuch, der ihn bereits in den Knast begleitet hatte. Der andere war neu und aus schwarzem Kunstleder.
    Heute mußte er sich nicht nach jedem Gesicht umdrehen. Jetzt konnte er sicher sein, daß sich Papenbrock und seine Männer nicht mehr um ihn kümmerten.
    Bei der „Melone“ in der Uhlandstraße ließ er anhalten. Er winkte Wolf-Dieter zu sich, der, schmal, flink, geschmeidig und die Augen gleichzeitig auf alle Tische gerichtet, durch das Lokal hüpfte. Der alte Stammkellner lag wieder einmal auf der Nase.
    Zasche gab dem Jungen sein Gepäckstück aus Segeltuch zur Aufbewahrung. ,“ Ich komme wieder vorbei“, meinte er. „Aber es kann heute später werden.“
    „Wir haben ja durchgehend geöffnet“, feixte der muntere Junge.
    Als Manfred Zasche zusammen mit seinem Kunstlederkoffer zuerst in die Autoeinfahrt neben der UNION-Bank und dann in die Maschinenhalle unter dem Europa-Center gegangen war, lag die Kunsteisbahn im Licht der Scheinwerfer, und Musik kam aus den Lautsprechern. Die Schlittschuhläufer zogen ihre mehr oder weniger eleganten Kurven und wagten gelegentlich auch einmal einen Sprung.
    Zasche hätte sein Versteck neben der Rohrpostleitung auch mit verbundenen Augen wiedergefunden. Er verschloß die kleine, rotgestrichene Metalltür hinter sich, drehte zweimal den Schlüssel herum und packte seinen Koffer aus.
    Schon eine Viertelstunde später hörte er das Sauggeräusch der Anlage und dann das ankommende Gepolter. Als es zusammen mit dem Geräusch des Sogs immer lauter wurde und ihn der Lärm mit voller Stärke erreicht hatte, versetzte er blitzschnell dem Rohr, durch das in diesem Augenblick eine Geldbombe ihren Weg in den Tresorraum nahm, zwei gutgezielte, heftige Schläge mit dem Eisenhammer.
    Ein Stück Kunststoff fast in der Länge eines guten Meters war in tausend Scherben herausgesplittert.
    Zasche hatte keine Zeit zu verlieren. Nicht in diesem Moment und auch nicht im Hinblick darauf, daß diese Schwachstelle der Anlage bereits ab Montag umgebaut werden sollte. Nur deshalb hatte er sich ja so schnell entscheiden müssen. Etwas mehr Sorgfalt für die Vorbereitung wäre ihm lieber gewesen.
    Jedenfalls lief bisher alles wie geschmiert. Besser hätte das Ding überhaupt nicht laufen können.
    Nach den Hammerschlägen hatte Manni eine Weile atemlos gewartet und sich nicht von der Stelle gerührt. Aber als er dann sicher sein durfte, daß man nicht auf ihn aufmerksam geworden war, kam Leben in ihn.
    Er hatte aus seinem Zimmer in der Rubensstraße seinen Kopfkissenüberzug mitgebracht. Den hängte er jetzt in das aufgeschlitzte und zertrümmerte Rohr, sozusagen wie ein Fangnetz oder einen Sack. Nach einer Viertelstunde ließ sich das saugende Geräusch der Anlage wieder hören, dann folgte das Poltern, und kurz darauf plumpste die erste Geldbombe mit einem sanften Plopp in Zasches Kopfkissenbezug.
    Die geleerte Hülse schickte er nach einer Weile wieder

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