Die Staatsanwältin - Thriller
auf der Couch eingeschlafen, und Justice spielte verrückt, als er die Türklingel hörte. Ich wachte mit einem Ruck auf, und mein Herz hämmerte in meiner Brust. Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, den Albtraum von eben von der Realität zu trennen, in die ich eben wieder eingetaucht war. Ich schlurfte zur Haustür und schaltete das Licht auf der Veranda ein.
Es war Chris.
Ich öffnete die Tür, und Justice fiel über ihn her.
Ich musste zweimal blinzeln, um sicherzugehen, dass ich nicht immer noch träumte. Chris wohnte mehrere Stunden entfernt in den Bergen.
»Ich dachte mir, du könntest heute ein bisschen Gesellschaft gebrauchen«, sagte er. »Hast du ein Gästezimmer?«
Er kam in den Flur, und ich umarmte ihn fest. Doch bevor ich etwas sagen konnte, bevor ich ihm auch nur für sein Kommen danken konnte, fing ich an zu weinen. Ich legte den Kopf an seine Schulter und lieà die Tränen flieÃen. Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher, ob ich meinen Vater vermisste oder dankbar für meinen Bruder war oder sauer über alles, was bei der Arbeit passierte. Ich wusste nur, es musste raus.
»Okay«, sagte ich, als ich mich schlieÃlich wieder gefangen hatte. »Das habe ich gebraucht. Jetzt kannst du wieder nach Hause fahren.«
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26
Chris fuhr nicht nach Hause. Dank seiner Anwesenheit konnte ich in dieser Nacht wieder einmal gut schlafen. Ich wusste, wie ungern er von Amanda und den Mädchen getrennt war, und das machte es nur noch bewegender, dass er die Reise auf sich genommen hatte. Am nächsten Morgen ging ich mit Justice laufen und hatte Mühe, meine kurze Drei-Meilen-Runde zu vollenden. Das emotionale Trauma der vergangenen Wochen hatte mich eingeholt.
Nach dem Laufen frühstückten Chris und ich zusammen, und er erzählte mir von seinem Besuch im Gefängnis in Jackson. Obwohl ich mir gewünscht hätte, dass er mir vorher Bescheid gesagt hätte, war ich stolz auf meinen Bruder, dass er Mace James und Antoine Marshall Paroli geboten hatte.
Nach dem Frühstück zog ich meinen schwarzen Nadelstreifenrock mit Jackett an, mein bestes »Poweroutfit«, wie ich fand, und legte ein bisschen mehr Make-up als sonst auf. Ich benutzte Concealer gegen die dunklen Ringe unter beiden Augen und schnallte mir eine schicke neue Uhr um, die ich an Weihnachten gekauft hatte. Auf dem Weg zur Tür hinaus umarmte ich Chris und dankte ihm, dass er gekommen war.
»Brauchst du noch etwas?«, fragte er. Ich wusste, er musste zurück nach Rabun.
»Ich schaff' das schon.«
Vor Gericht arbeitete ich wie üblich meinen morgendlichen Terminkalender ab, der hauptsächlich aus Anträgen auf Klageabweisung und Kautionswiderrufen bestand. Obwohl keiner etwas über die Nachrichten des Vorabends sagte, spürte ich, dass die meisten meiner Kollegen froh waren, dass zur Abwechslung einmal ich unter Druck stand. Um halb zwölf war ich zurück in meinem Büro und arbeitete an einem Memo für Bill Masterson über Caleb Tates Lügendetektortest. Ich wusste, Masterson würde sich keine Sorgen machen, dass der Test als Beweismaterial zugelassen wurde â das Gesetz war da sehr eindeutig. Aber ich machte mir Sorgen, dass er ihm zu viel Gewicht in seiner Einschätzung des Falles einräumen könnte.
Weil die meisten Strafverfolgungsbehörden sich auch auf Lügendetektortests als eine ihrer Ermittlungstechniken verlassen, tendieren Cops und Staatsanwälte dazu, die Zuverlässigkeit der Tests in hohem MaÃe zu überschätzen. Ich wusste es besser, zum Teil aus meiner Erfahrung mit Antoine Marshalls Berufungsverfahren, wo die und die Verlässlichkeit des Tests und seine Zulässigkeit vor Gericht wichtige Themen gewesen waren.
In meinem Memo an Masterson zitierte ich einen Bericht der National Academy of Sciences , dass siebenundfünfzig der achtzig Studien, die die Glaubwürdigkeit von Lügendetektortests bewiesen, mit fehlerhaften Daten zu ihren Ergebnissen gekommen waren. Die NAS-Studie kam zu dem Schluss, dass die Treffsicherheit von Lügendetektoren zwar »besser als der Zufall, aber weitab von Perfektion« war. Es gab einen hohen Prozentsatz an falsch positiven Ergebnissen, und einige berühmte Kriminelle hatten mehr als einmal Lügendetektoren überlistet. Aldrich Ames zum Beispiel, ein berüchtigter sowjetischer Spion, der für die CIA
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