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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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arbeitete, bestand den Test mit Glanz und Gloria – und zwar nicht nur einmal, sondern gleich zweimal.
    Ich erklärte außerdem, dass man den Test überlisten konnte, indem man während der Kontrollfragen Stress produzierte. Manche Verdächtige zwangen sich, an ihr schmerzhaftestes Erlebnis zu denken, währendandere sich auf die Innenseite der Wangen bissen, damit der Schmerz ihre Atmung und den Puls beschleunigte. Bei relevanten Fragen entspannten sie sich und kontrollierten ihre Atmung. Ich glaubte, dass Tate den Test vor der Sendung wahrscheinlich ein paar Mal gemacht hatte, und sich dann, als er die Techniken beherrschte, im Fernsehen testen ließ.
    Ich kontrollierte das Memo zweimal auf Fehler und fügte einen letzten Abschnitt hinzu, in dem ich ausführte, ich sei zwar nicht länger mit dem Fall betraut, hoffe aber, diese Informationen könne meinem Nachfolger helfen, wer auch immer das sein mochte.
    An diesem Nachmittag nahm ich das Memo mit zum Gericht, um es Masterson persönlich zu geben. Eines musste ich dem Kerl lassen – während andere Bezirksstaatsanwälte alle Fälle an ihre besten Mitarbeiter delegierten, bestand Masterson darauf, ein paar der schwereren Fälle selbst zu verhandeln. An diesem Tag vertrat er die Mordanklage gegen einen Mann, dem vorgeworfen wurde, eine Prostituierte getötet zu haben. Zugegeben, er konnte wahrscheinlich politisches Kapital aus diesem Fall schlagen, aber zumindest hatte er keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Eigentlich sah Masterson sogar aus, als mache ihm der Prozess richtig Spaß.
    Der Verteidiger benutzte eine Menge elektronischer Hilfsmittel und setzte während seines Schlussplädoyers auf PowerPoint. Aber Masterson ging nur im Gerichtssaal auf und ab und wetterte gegen den Angeklagten – alte Schule und sehr effektiv. Das wollte ich auch eines Tages können. Ich ertappte mich dabei, wie ich seinen Stil studierte wie schon so viele Male zuvor. Wann und warum machte er Pausen? Wie setzte er Stimme und Tonfall ein? Wie band er Zeugenaussagen und Beweise ein? Ich wusste, ich musste meinen eigenen Stil im Gerichtssaal entwickeln, aber ich war bescheiden genug zu erkennen, dass ich viel von einem alten Profi wie Bill Masterson lernen konnte.
    Als sich die Jury zur Beratung zurückzog, kam Masterson zu mir nach hinten und begrüßte mich herzlich. Ich war bei meinen Fällen immer ein Nervenbündel, während die Jury sich beriet, aber Masterson schien bereit, zur Tagesordnung überzugehen, als wäre das Urteil eine ausgemachte Sache.
    Â»Ich habe einen kleinen Bericht über die Treffsicherheit von Lügendetektortests geschrieben«, sagte ich und reichte ihm das Papier.
    Er warf einen Blick darauf und gab es mir zurück. »Können Sie es mir als Datei schicken?«
    Â»Klar«, sagte ich, ein wenig enttäuscht. Ich hatte gehofft, wir könnten zumindest darüber reden.
    Â»Haben Sie kurz Zeit?«, fragte Masterson.
    Â»Ja natürlich.«
    Er führte mich aus dem Gerichtssaal und den Flur entlang zu einem kleinen Konferenzraum. Wir sprachen ein paar Minuten über sein Schlussplädoyer. Ich saß stocksteif und aufrecht auf meinem Stuhl, während Masterson auf seinem lümmelte, die Beine an den Knöcheln überkreuzt. Er liebte es, wenn andere Anwälte kamen, um ihm vor Gericht zuzusehen, und er wollte unbedingt meine Einschätzung hören. »Wie fanden Sie mein Schlussplädoyer? Hätten Sie etwas anders gemacht? Was sagen Sie zu der Jury?«
    Ich beantwortete seine Fragen, dann wechselte er abrupt das Thema.
    Â»Was hat Caleb Tate zu Ihnen gesagt, bevor Sie ihm drohten, ihn zu lynchen?«
    Â»Nun … noch einmal: Ich glaube nicht, dass ich dieses spezielle Wort benutzt habe. Aber im Grunde hat er mir gesagt, wenn wir versuchten, ihn wegen Mordes an seiner Frau anzuklagen, würde es für ihn und für uns hässlich werden. Ich habe das als Drohung verstanden.«
    Masterson schnaubte, und ich verstand warum – Staatsanwälte müssen ein dickes Fell haben. »Sind Sie sicher, dass er Sie nicht irgendwie beschimpft hat?«
    Â»Ich bin mir sicher.«
    Â»Es würde aber helfen, wenn er Sie beschimpft hätte.«
    Â»Hat er aber nicht.«
    Â»Okay, haben Sie je das Wort »Neger« oder »Nigger« benutzt oder irgendwelche anderen rassistischen Bemerkungen gegenüber irgendwem gemacht?«
    Â»Sie

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