Die Staatsanwältin - Thriller
Nicht nur die Urteilsbegründung, sondern auch die Schriftsätze der Anwälte, in denen es sehr ausführlich um die Haarproben ging.«
L. A. war eindeutig stolz auf sich und biss noch mal zu, um das Schauspiel in die Länge zu ziehen. Aber ich sah schon Schwachstellen in seiner Theorie.
Laut Gillespies Notizen hatte Rikki Tate immer wieder Probleme mit Drogen gehabt, schon lange bevor sich Caleb Tate diese juristischen Dokumente beschafft hatte.
»Ich habe auch mit ein paar von Rikki Tates Freunden über ihre neue Frisur gesprochen«, fuhr L. A. fort. Er schaltete das Licht an und zeigte mir zwei Fotos von Rikki. Das erste war ein Jahr alt, als Rikki lange, dunkle Haare hatte. Das neuere zeigte den kurzen Stufenschnitt, den ich von den Autopsiefotos kannte.
»Laut Aussage ihrer Freunde â rate mal, wer Rikki gedrängt hat, sich die Haare schneiden zu lassen?«
»Caleb?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Er hat ihr gesagt, er möge kurze Haare. Sie sähe jünger damit aus und heiÃer. Sie hat vor ungefähr einem halben Jahr die Frisur gewechselt, und laut ihren Freunden hat er sie mit Lob überschüttet. Einen Monat vor ihrem Tod hat sie sie nachschneiden lassen. Ein praktischer Kurzhaarschnitt.«
»Aber was ist mit Gillespies Notizen? Sie hatte schon seit Jahren Suchtprobleme.«
»Daran habe ich auch gedacht. Aber für mich sagen die Notizen nur aus, dass sie durch Phasen der Besserung ging und dann wieder in ihr Suchtverhalten zurückfiel. Immer wieder. Nach ihrer Bekehrung hat sie wieder versucht aufzuhören. AuÃerdem wissen wir nicht, wie viele Pillen sie nahm und wie oft. Wir wissen aber, dass Caleb Tate ein Kontrollfreak ist. Vielleicht hat er den Van-Wyck-Fall gelesen und langsam angefangen, diese Betäubungsmittel in sie hineinzupumpen. Eine Pille hier und da in ihrem Essen, so was in der Art. Mit der Zeit erhöhte er die Dosis, damit das Muster nach einer typischen Süchtigen aussieht. Er überredet sie, sich die Haare schneiden zu lassen, sodass wir nur die Drogen der letzten sechs Monate sehen können, einen dramatisch hohen Drogenspiegel in ihrem Organismus, und dann ⦠bumm. Er gibt ihr eine Megadosis, und er ist frei und kann seine süÃe kleine Anwaltsgehilfin heiraten.«
»Hast du mehr über die Anwaltsgehilfin herausgefunden?«
»Ich habe eine Aufstellung von Tates Anrufen gemacht.« L. A. zog noch ein paar Dokumente heraus. »Er hat viel Zeit am Handy mit ihr verbracht. Ich kann es noch nicht beweisen, aber Caleb hatte definitiv etwas nebenher laufen.«
L. A. hatte sehr viel härter gearbeitet, als ich gedacht hatte. Aber er konnte die Drogen immer noch nicht mit Tate in Verbindung bringen. Und Telefongespräche waren noch lange keine Affäre. Dennoch, selbst dieser kleine Fortschritt lieà mich wünschen, ich wäre nicht von dem Fall abgezogen worden.
»Ich weià nicht«, sagte ich. »Wenn jemand unsere Telefone überprüfte, würde er auch eine Menge gegenseitige Anrufe finden.«
»Und �«
»Und wir haben keine Affäre. Wir arbeiten zusammen. Wir haben einen groÃen Fall â¦Â«
»Noch nicht.«
»Noch nicht was? Was soll das heiÃen?«
L. A. schenkte mir sein schönstes durchtriebenes Herzensbrecherlächeln. »Noch haben wir keinen groÃen Fall. Aber ich arbeite dran.«
Ich schnaubte. Wir wussten beide, woran er wirklich arbeitete.
Er wischte sich die Hände an der Hose ab und reichte mir dann ein weiteres Foto. Es war eine Aufnahme von Rikki Tates Händen.
»Was siehst du?«, fragte er.
»Manikürte Hände. Knallroten Nagellack. Sichtbare Venen.«
»Und lange Fingernägel«, fügte L. A. hinzu. »WeiÃt du, was man mit Fingernägeln machen kann?«
Ich dachte kurz nach, und dann traf es mich wie ein Schlag. »Sag mir bitte, dass man sie zermahlen und auf Chemikalien untersuchen kann.«
Er nickte lächelnd. »Yep. Und von der Länge dieser SüÃen von der Nagelhaut bis zu den Spitzen her würde ich sagen: zwei Jahre. Zum Glück ging es im Fall Van Wyck nicht um Fingernagelproben.«
Ich beendete meine Mahlzeit, steckte meinen Müll in die Tüte und knüllte sie zusammen. »Warum erzählst du mir das alles? Ich weià nicht einmal, wann oder ob ich überhaupt wieder zurück an den Fall darf.«
Er nahm einen groÃen Schluck von seinem Milchshake
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