Die Staatsanwältin - Thriller
republikanische Vorwahl war nächsten Monat, und Masterson war sicherlich ein politisches Wesen. Aber ich hatte immer daran geglaubt, dass ihm mein Wohlbefinden am Herzen lag.
»Eigentlich nicht. Ich habe ihn einige ziemlich unpopuläre Entscheidungen treffen sehen, obwohl er mitten in einem Wahlkampf steckt. Ich glaube, er wollte mich nur daran erinnern, wer der Boss ist.«
Gillespie schob die Unterlippe vor und nickte. Er nahm den Arm von der Rücklehne der Couch und lehnte sich leicht vor. »Jamie, wenn duwillst, unterschreibe ich dir sehr gerne, dass du Beratung in Anspruch genommen hast und wieder weitermachen kannst. Offen gesagt hat es mich gefreut, zu sehen, dass du neulich vor Gericht ein bisschen Dampf abgelassen hast. Ich glaube, dein größtes Problem ist, dass du zu viel in dich hineinfrisst und niemanden hast, mit dem du reden kannst.«
Damit hatte er recht. Zumindest teilweise. Ich fraß sehr viel in mich hinein. Aber mein größtes Problem war, dass ich über das eine, das mich am meisten belastete, mit niemandem sprechen konnte. Zumindest nicht solange, bis ich es erklären konnte. Ich konnte auf keinen Fall mit Gillespie sprechen – er hatte meine Mom und meinen Dad gekannt. Aber die Tage bis zu Antoine Marshalls geplanter Hinrichtung und Caleb Tates Prozess verrannen. Und ich saß auf einem Pulverfass, das den Ruf meines Vaters in winzige Granatsplitter zerfetzen konnte.
»Jamie?«, sagte Gillespie und holte mich in die Gegenwart zurück.
»Oh … Entschuldigung.«
Er legte den Kopf schief. »Gibt es sonst noch etwas, worüber du reden willst?«
»Nein. Alles in Ordnung.«
Er schwieg kurz. »Okay, aber ich möchte dir noch eine Frage stellen, die nichts damit zu tun hat, was vor Gericht passiert ist. Und es bleibt unter uns, genau wie alles andere, was wir hier besprechen.«
Gillespie wartete, bis ich zustimmend genickt hatte. Er war geschickt vom Freund zum Psychologen übergegangen, und in seiner Stimme lag ein neuer, ernsthafter Ton.
»Gibst du dir selbst, und sei es nur ein bisschen, die Schuld am Tod deiner Mutter?«
Die Frage traf mich wie ein Vorschlaghammer, und ich nahm den Kopf zurück und runzelte die Stirn. »Nein. Warum fragst du?«
»Bist du sicher?«
Anscheinend konnte er die Schuldgefühle in meinem Gesicht lesen. Als meine Mutter starb, war ich sechzehn. Ich hatte in jener Woche ein bisschen Ärger gehabt und musste um Mitternacht zu Hause sein. Aber als ich an diesem Abend um ein Uhr nachts immer noch nicht zu Hause war und nicht an mein Handy ging, schickten meine Eltern Chris zum Haus meiner Freundin, um mich abzuholen. Er ließ die Garagentür offen.Eine Viertelstunde nachdem er weggefahren war, schlich sich Antoine Marshall in unser Haus und versuchte genug Sachen zu stehlen, um seine Speedsucht zu finanzieren. Meine Mutter hörte ihn und kam herunter; sie dachte, Chris und ich seien nach Hause gekommen. Sie schrie. Schüsse fielen. Mein Dad kam gerannt, um zu sehen, was passiert war. Marshall schoss auch auf ihn. Chris und ich fanden die beiden. Mein Dad war bewusstlos, meine Mom tot.
»Nein … Ich bin mir nicht sicher.«
Es war die Wahrheit. Und es war das erste Mal, dass ich sie laut ausgesprochen hatte.
»Jamie, du kannst das nicht auf dich nehmen. Du hast es nicht verursacht, und du hättest auch nichts anders machen können, um es zu verhindern. Der Mann stand unter Drogen und hatte eine Pistole. Wenn du und Chris zu Hause gewesen wärt, hätte es vielleicht zwei Tote mehr gegeben.«
Das hatte ich alles schon gehört. Und ich konnte nicht widersprechen. Aber die Schuldgefühle verschwanden dadurch nicht.
»Ich stelle mir trotzdem die Fragen, Doc. Was, wenn das Garagentor nicht offen gewesen wäre? Was, wenn Chris oder ich jemanden gehört und gerufen hätten – wäre Marshall dann wieder gegangen?« Ich spürte, dass die Gefühle mit mir durchgingen, was ich nicht zulassen wollte. »Außerdem … das Schlimmste ist … das letzte Mal, als ich meine Mom sah, haben wir uns gestritten.« Ich spürte, wie meine Unterlippe zu zittern begann, und beschloss, nicht noch tiefer zu graben. Ich biss mir auf die Lippe und senkte den Blick.
»Willst du darüber reden – über deine Beziehung zu deiner Mom?«
Ich schüttelte den Kopf. Nicht jetzt.
»Okay«, sagte Gillespie. »Aber wenn ich ehrlich zu dir sein darf: Ich glaube, du leidest an der Schuld des Überlebenden, und es würde nicht schaden, wenn wir noch ein bisschen mehr darüber sprechen
Weitere Kostenlose Bücher