Die Staatsanwältin - Thriller
Wenn man erst mal drin ist, ist es leichter, das Gleichgewicht zu halten.
Ich gab ihm einen sanften Schubs, und er fuhr in die Strömung. Das Boot wackelte, aber er war schlau genug, die Kraft seines Schlags zu benutzen, um sich abzustützen. Er sah aus, als bekäme er den Dreh heraus. Er hatte breite, muskulöse Schultern und blieb aufs Wasser konzentriert, den Blick auf einen Punkt knapp vor dem Boot gerichtet, genau wie ich es ihm gesagt hatte. Es dauerte nicht lange, bis er anfing, sich wohlzufühlen, und ein bisschen Tempo aufnahm.
Dann bekam er Probleme.
Die Strömung griff den Bug des Kajaks und wollte ihn flussabwärts drehen. »Was mache ich jetzt?«, rief er.
»Links paddeln!«
L. A. versuchte, meinen Rat zu befolgen, aber es ist schwer, mit einem Kajakpaddel auf nur einer Seite zu paddeln. Er machte ein paar Schläge auf der linken Seite und wäre fast gekippt. Er stützte sich rechts mit dem Paddel ab, doch dann drückte die Strömung das Boot weiter herum. Er versuchte, noch einen Schlag links anzubringen. Sein Paddel verfing sich beim Herausziehen im Wasser, und bevor er auch nur blinzeln konnte, lag er im Wasser, schwamm neben dem Kajak und klammerte sich an sein Paddel.
Justice stand am Ufer und bellte. Ich hielt J-Los Leine. »Alles klar?«
Er sah zu mir herüber, während er versuchte, ins Kajak zurückzukriechen. »Abgesehen von meinem Stolz geht es mir super.«
Er sah unbeholfen aus bei seinen ersten zwei Versuchen, zurück ins Boot zu kommen. Beim dritten Versuch schaffte er es schließlich, an Bord zu klettern, und hätte dabei fast die Hose verloren. Er paddelte noch ein paar Züge flussabwärts. Als er zu drehen versuchte, kippte er ein zweites Mal um.
Alles in allem kippte L. A. in den folgenden zwanzig Minuten noch fünf Mal, aber er beeindruckte mich dennoch mit seiner Beharrlichkeit. Bevor er aufhörte, schaffte er es, nonstop zu der Brücke zu paddeln, wo ich umgedreht hatte, und zu mir zurückzusprinten, ohne wieder baden zu gehen. Seine Bewegungen waren immer noch zu lang und holprig, aber er hatte herausgefunden, wie man das Boot stabil hielt.
»Du bist ein geborener Kajaker«, sagte ich und hielt ihm das Boot fest, während er ausstieg.
»Das ist schwerer, als es aussieht«, sagte er. »Man muss auf jeden Fall wissen, was man tut.«
Gemeinsam trugen wir das Kajak zu meinem Auto. Als wir es festschnallten, fragte ich L. A. zum dritten Mal, was so wichtig war, dass wir von Angesicht zu Angesicht darüber sprechen mussten. Er kam zu mir herüber; Wasser tropfte von seinem Körper.
»Ich habe Freunde mit Insiderinformationen aus dem Berufungsgericht«, sagte er endlich. »Sie veröffentlichen am Montag eine Urteilsbegründung.«
Er schwieg kurz, und ich machte mich auf die Neuigkeiten gefasst.
»Deinem Freund Antoine Marshall wird sie nicht gefallen.«
Ich atmete erleichtert auf. Fast hätte ich L. A. umarmt, fing mich aber noch rechtzeitig. Ich bin von Natur aus keine Schmuserin, und es gab in dieser ganzen Sache eigentlich keinen Grund zur Freude. Ich wollte sicher nicht, dass Antoine Marshall die Berufungsverhandlung gewann, aber zu wissen, dass er verlieren würde, brachte mir meine Mutter nicht zurück. Es brachte das Leben nicht wieder in Ordnung. Bestenfalls war dieses Kapitel damit endlich abgeschlossen.
»Das sind ja wohl gute Neuigkeiten.«
»Das ist alles? Ich bin den ganzen Weg hier herausgekommen und habe mich zum Idioten gemacht – für diese Reaktion?« Er tat, als schmerze ihn das, aber mir war klar, dass er scherzte.
»Ich weiß nicht, L. A. Es fühlt sich einfach so an, als gäbe es in dieser Sache niemals wahre Gewinner. Ich will es wohl einfach möglichst schnell hinter mich bringen.«
»Verstehe. Ich habe keine Ahnung, wie du geschafft hast, bis jetzt damit zurechtzukommen. Und ich weiß, es bringt dir deinen Vater nicht zurück, aber zumindest hat das Gericht diesen Müll über Coopers Sinneswandel nicht geglaubt.«
L. A. zog sein T-Shirt an und kniete sich dann hin, um mit Justice zu spielen. Ich fing wirklich an, diesen Kerl zu mögen. Er konnte weicher sein als ich ursprünglich gedacht hatte. Außerdem hatte er die Demütigung beim Kajakfahren besser weggesteckt, als es die meisten Typen getan hätten, die ich kannte.
Es waren noch andere Leute da, die das Flussufer nutzten. Ein paar Bootsfahrer waren vom selben Punkt gestartet, den wir gerade benutzt hatten. Andere Hundebesitzer waren da; ein paar Typen warfen einen Football und tranken
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