Die Staatsanwältin - Thriller
ganze Zeit über folgte mir Justice. Hin und zurück, hin und zurück.
Letztes Jahr hatte ich das eine volle Stunde lang gemacht, aber heute brannten mir die Arme schon nach einer halben. Beim letzten Sprint fühlten sich meine Lungen an, als würden sie explodieren, und ich beugte mich erschöpft vor, als ich am Pfeiler ankam. Es fühlte sich toll an, auf dem Wasser zu sein, während Justice genug Auslauf für eine ganze Woche bekam. Es war das erste Mal seit Monaten, dass sich meine Gedanken nicht um Antoine Marshalls Berufung oder Caleb Tates Anklage drehten oder darum, wie sehr ich meinen Dad vermisste. Ich trieb zurück zu dem kleinen Parkplatz, wo ich mein Boot ins Wasser gesetzt hatte, und trug es zurück zum Wagen.
Der letzte Teil unseres Rituals war unzweifelhaft Justices liebste Aktion. Ich nahm das Frisbee vom Rücksitz und holte aus, um es ordentlich weit zu schleudern. Doch da merkte ich, dass das rote Licht an meinem BlackBerry blinkte.
»Warte mal kurz, Kumpel.« Der verpasste Anruf war von L. A. In der Zwischenzeit hechelte Justice zu meinen Füßen und schlug mit der Pfote nach dem Frisbee, aber irgendetwas an diesem blinkenden roten Licht machte süchtig. Ich rief L. A. zurück.
»Wo bist du?«, fragte er.
»Geht dich nichts an. Es ist Samstag.«
Er lachte. »Schön zu sehen, dass sich deine schlechte Laune nicht auf Arbeitstage beschränkt.«
»Soweit ich weiß ist Samstag ein Arbeitstag.«
»Auch wieder wahr.«
Ich warf das Frisbee und sah Justice nach, der hinterherstürmte.
»Ich bin im Büro vorbeigefahren, um zu sehen, ob du da bist«, sagte L. A. Er klang zögerlicher als sonst. »Ich habe da was, was ich mit dir bereden wollte, aber das wäre besser unter vier Augen.«
Justice kam zurückgerannt, ließ mir das Frisbee vor die Füße fallen und setzte sich erwartungsvoll. »Kannst du mir eine Andeutung geben?«
»Nicht am Telefon. Ich will dabei sein und dich lächeln sehen.«
Jetzt hatte er mich. »Aber keine Spielchen. Ich hatte eine lange Woche.«
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Sag mir, wo du bist.«
Er klang ein bisschen flirtend, und ich überraschte mich selbst mit einem Grinsen. »Chattahoochee River Park an der Medlock Bridge Road. Ich arbeite hart an den Fällen der nächsten Woche.«
»Klingt, als könntest du Hilfe gebrauchen. Vielleicht sollte ich J-Lo mitbringen.«
»Justice würde sich freuen.«
L. A. kam zwanzig Minuten später in seinem blassgrünen Honda Element vorgefahren, der aussah wie ein Karton auf Rädern, auf dem Beifahrersitz seine braunweiße Englische Bulldogge. J-Lo war ungefähr 40 Zentimeter groß, mit kurzen Stummelbeinen, einer breiten, platten Schnauze und einer ebenfalls breiten schwarzen Nase. Ihre dunklen Augen lagen tief in den Höhlen, und die Haut hing ihr vom Gesicht: XL-Haut für ein Größe-M-Gesicht.
»Sie ist eine kleine Primadonna«, sagte L. A. »Sie verträgt die Hitze nicht gut.«
L. A. hielt sie an der Leine. Er trug Jeans, Flip-Flops und ein T-Shirt. Ich nahm an, er kam direkt von der Arbeit. Ich hatte immer noch mein Bikinioberteil und Shorts an. L. A. fing an, Fragen über das Kajak zu stellen, als wolle er es womöglich ausprobieren.
Ich wusste, er war ein guter Sportler, aber ich wusste auch, dass mein Rennkajak extrem wacklig war. Ich hatte noch keinen getroffen, der beim ersten Versuch aufrecht blieb.
»Willst du's mal ausprobieren?«, fragte ich.
»Ich habe keine Shorts dabei.«
»Du kannst die Hosenbeine hochkrempeln. Aber ich meine, wenn du nicht damit zurechtkommst …«
Nach einigem Herumdrucksen willigte er ein, einen Versuch zu wagen. Er trug es für mich zum Wasser, als könne eine Frau irgendwie nicht mit einem Boot von vierzehn Kilo umgehen, obwohl ich es ja vorher getan hatte. Ich demonstrierte kurz, wie es ging, und ließ es einfach aussehen. Ich zeigte ihm, wie man sich seitlich aufstützte und wie mangerade saß und mit den Beinen trat, während man den Oberkörper drehte, um die maximale Kraft in jeden Schlag zu legen. Ich fuhr ein paar Meter den Fluss hinauf, bevor ich eine scharfe Kurve fuhr und zu ihm zurückgeschossen kam. Dann hielt ich an dem Steg, wo L. A. bis fast zu den Knien im Wasser stand.
Er zog sein Shirt aus, und ich versuchte, seinen Sixpack nicht zu bemerken. Ich hielt das Boot gerade, während er hineinstieg und das Paddel nahm.
»Bereit?«
»Eigentlich nicht.« Er wackelte schon ein wenig, und er hatte noch nicht einmal angefangen.
»Es ist wie Fahrradfahren.
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