Die Staatsanwältin - Thriller
Bier dazu.
»Ich muss noch über etwas anderes mit dir reden«, sagte ich L. A. »Ich wohne nicht so weit von hier, und wahrscheinlich gibt es von meinem Dad noch ein paar trockene Klamotten, die du anziehen könntest. Auch wenn sie vielleicht auf Bauchhöhe ein bisschen weit sind.« Ich lächelte.
L. A. grinste. »J-Lo und ich würden uns geehrt fühlen.« Er ließ seine Grübchen sehen. »Na komm, Junge«, sagte er zu Justice. »Du fährst mit mir.«
L. A. war ein guter Verlierer und trug eine Jeans von meinem Vater, die ihm viel zu weit, aber dafür auch viel zu kurz war. Ich gab ihm einen der Gürtel meines Vaters, den er zuzog und die Taille in Falten legte. Dann krempelte er die Hosenbeine bis zur Hälfte der Waden auf.
Wir redeten am Küchentisch, beide Hunde lagen zu unseren Füßen. Zögernd erzählte ich ihm von Caleb Tates Drohung und was meine Recherchen zutage gebracht hatten.
L. A. schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Glaubst du wirklich, dein Dad hatte etwas gegen die Richterin in der Hand?«, fragte er.
»Ich weiß nicht. Aber ich weiß, dass diese Zahlen es so aussehen lassen, und sie geben Caleb Tate etwas, womit er arbeiten kann.«
»Ganz zu schweigen davon, was das für den Ruf deines Vaters bedeutet«, sagte L. A. leise.
Ich nickte, und wir saßen einen Augenblick schweigend da und dachten nach.
»Antoine Marshalls Hinrichtung soll zwei Wochen vor Tates Prozessbeginn stattfinden«, sagte ich schließlich.
An L. A.s Blick konnte ich ablesen, dass er sofort wusste, was auf dem Spiel stand. Wenn wir stillhielten und Antoine Marshalls Hinrichtung geschehen ließen, würde Tate uns im Prozess vernichten. Er würde der Jury von Richterin Snowden und den Informationen, die er mir gegeben hatte, erzählen. Er würde erklären, dass ich auf diesen Informationen gesessen und Marshalls Hinrichtung zugelassen hätte. Und dann würde er die Informationen benutzen, um seine eigene Geschichte über Rafaels Riveras Verrat zu untermauern.
L. A. stand auf und starrte aus dem Fenster. Justice warf ihm einen Blick zu, legte den Kopf aber wieder auf die Vorderpfoten und schloss die Augen.
L. A. dachte eine Weile nach und wandte sich dann zu mir um. »Jamie, du bist die Anwältin. Wenn diese Information über Snowden und deinen Dad vor Marshalls Hinrichtung herauskommt und die Richter ihm einen neuen Prozess zugestehen, kann dann die Zeugenaussage deines Vaters von vor elf Jahren als Beweis vorgelesen werden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist das Problem. Die Strafverteidiger werden Einspruch erheben mit dem Argument, dass sie ihn zu diesen neuen Erkenntnissen nicht ins Kreuzverhör nehmen können.«
»Dann wäre kein Beweis mehr übrig, um Antoine Marshall zu verurteilen.«
»Richtig.«
Das beunruhigte L. A., sein Stirnrunzeln verstärkte sich. » Musst du diese Informationen als Staatsanwältin einreichen?«
»Das ist nicht eindeutig«, sagte ich. »Ich habe dazu recherchiert, aber keine eindeutige Antwort gefunden. Ein Staatsanwalt muss einem Strafverteidiger alle entlastenden Beweise aushändigen. Aber unser Büro bearbeitet die Revision nicht, und ich würde argumentieren, dass die neuen Erkenntnisse nicht wirklich entlastend sind.«
»Was meinst du damit?«
»Na ja, sie beweisen eigentlich nicht Marshalls Unschuld. Sie werfen nur Zweifel über die Integrität meines Vaters und Richterin Snowden auf.«
L. A. verzog das Gesicht – das war selbst für ihn schwer zu schlucken. »So oder so, wir können nichts verraten«, entschied er. »Solange wir Rafael Rivera nicht in den Zeugenstand holen, kann Caleb Tate diese Informationen nicht verwenden; sie sind durch die anwaltliche Schweigepflicht geschützt. Aber falls sein ehemaliger Mandant gegen ihn aussagt, verzichtet er auf diese Schweigepflicht. Offen gesagt, würde ich eher die Anklage gegen Tate fallen lassen als Antoine Marshall davonkommen lassen.«
Er schwieg kurz und murmelte dann: »Ganz zu schweigen vom Ruf deines Vaters.«
»Ich weiß nicht, ob ich da deiner Meinung bin«, erwiderte ich. »Ich habe mein ganzes Leben der Gerechtigkeit gewidmet. Wie kann ich jetzt anfangen, Ausnahmen zu machen? Sollte ich diese Erkenntnisse nicht offenlegen und die Dinge einfach laufen lassen?«
L. A. setzte sich wieder mir gegenüber an den Tisch und sah mir in die Augen. »Du hast ein gutes Herz, und du bist ein ehrlicher Kerl. Aber Jamie – manchmal ist das System nicht gerecht. Und manchmal braucht es ein bisschen Hilfe.«
»Wie zum
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