Die Staatsanwältin - Thriller
egal«, sagte Antoine. Seine Stimme war rau und versagte fast. »Aber mein Anwalt fährt den ganzen Weg von Atlanta her, nur um mir in die Augen zu sehen und mir zu sagen, dass es ihm leidtut. Mein Anwalt verprügelt einen Kerl in einer Bar und riskiert seine Zulassung, nur um mir eine Chance zu verschaffen. Ihnen muss nichts leidtun, Mr James.«
Antoine setzte sich aufrechter hin und sah Mace direkt an. Mace war gekommen, um seinen Mandanten zu trösten, aber es lief andersherum.
»Ich bin stolz, dass ich den besten Anwalt von allen hier im Todestrakt habe.«
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Mace. Und das stimmte. »Aber vielleicht bin ich nicht so toll, wenn Sie hier nicht herauskommen.«
Antoine schüttelte den Kopf. »Manches soll einfach nicht sein. Sie haben getan, was Sie konnten. Machen Sie sich keine Vorwürfe.«
Antoine schob die Urteilsbegründung unter der Scheibe zurück, und Mace steckte sie in seine Aktentasche. Es hatte eigentlich Antoines Kopie sein sollen, aber es war klar, dass sein Mandant sie nicht in seiner Zelle herumliegen haben wollte.
»Für die Zeit nach meinem Tod müssen Sie mir etwas versprechen«, sagte Antoine.
Mace sah ihm in die Augen. Abgesehen von den roten Augen und den Tränen wirkte Antoine entschlossen.
»Legen Sie meine Akte nicht einfach in den Schrank und machen Sie mit dem nächsten Fall weiter. Ich weiß, ich habe keine Familie, die sich darum schert, aber ich will, dass mein Name reingewaschen wird. Es ist der einzige Weg, um sicherzugehen, dass dem nächsten Kerl nicht dasselbe passiert. Vielleicht hat Gott mich deshalb hergeschickt.«
»Ich verstehe, was Sie sagen, Antoine«, erwiderte Mace. Sie hatten schon einmal darüber gesprochen. »Aber jetzt hören Sie mir zu: Ich bin noch nicht fertig mit meinem Kampf um Ihr Leben.«
Antoine gluckste sarkastisch. »Der 7. August kommt, Mr James. Ob Sie dafür bereit sind oder nicht. Ich will nur sichergehen, dass Sie, wenn er gekommen und wieder gegangen ist und ich fort bin, weiter daran arbeiten, meinen Namen reinzuwaschen.«
»Darauf haben Sie mein Wort«, sagte Mace.
Antoine nickte, und Mace bemerkte, dass er dabei leicht zuckte. Der Druck forderte seinen Tribut.
»Ich habe noch eine letzte Strategie, aber das ist ein Schuss ins Blaue«, warnte Mace. »Ich werde die Erlaubnis des Gerichts brauchen, um es zu versuchen.«
Antoine zuckte die Achseln. »Im Augenblick klingt ein Schuss ins Blaue ziemlich gut.«
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55
Der Peachtree Road Race findet jedes Jahr am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, in Atlanta statt. Es ist einer der größten Zehn-Kilometer-Läufe der Welt – und meiner Meinung nach auch der verrückteste. Sechzigtausend Läufer starten an zwanzig verschiedenen Startpunkten. Unter ihnen war dieses Jahr die Hälfte der Staatsanwaltschaft von Milton County.
Wir hatten uns in zwei Gruppen aufgeteilt – ernsthafte Läufer und die, die vorhatten, zu walken. Wir hatten alle T-Shirts mit dem Aufdruck Masterson als Generalstaatsanwalt auf der Vorderseite und auf der Rückseite die Rechtsbelehrung für Verhaftete. Die Shirts gehörten noch zu den zahmeren Läuferoutfits.
Ich stand um fünf Uhr morgens auf, versorgte Justice und fuhr zur Schnellbahnstation, wo ich mich mit Läufern jeder Fitnessklasse in den Zug quetschte.
Bei solchen Veranstaltungen setzte immer mein Wettkampfinstinkt ein, und ich schaute mich um, pickte die am schnellsten aussehenden Läufer heraus und verglich mich mit ihnen. Ich hätte sie wahrscheinlich schlagen können, wenn ich nur mehr trainiert hätte. Wenn ich nur längere Beine hätte. Wenn ich nur keinen Job hätte, der siebzig oder achtzig Wochenstunden von mir forderte.
Ich traf mich mit den anderen Staatsanwälten am abgesprochenen Ort. Masterson war auch da, klopfte jedem auf den Rücken und dankte uns für unser Kommen. Er würde heute nicht mitlaufen, aber er würde ungefähr auf halbem Weg einen Streckenposten einrichten, mit großen Schildern und Bannern, und Energieriegel an die Läufer verteilen.
Meine Kollegen und ich standen schließlich mehr als eine Stunde herum und warteten auf den Start unserer Gruppe. Und selbst als wir dran waren, dauerte es noch ein paar Minuten, bis ich meinen ersten Schritt machen konnte. Irgendwann begannen die Läufer, sich alle in Bewegung zu setzen wie eine riesige Amöbe, zuerst gehend, dann langsam joggend und schließlich laufend.
Das Peachtree -Rennen war kein Ort für persönliche Rekorde, aber es
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