Die Staatsanwältin - Thriller
man mir gesagt. Ich weiß nicht, ob es stimmt.«
»Tja, ich kann Ihnen versichern, dass es stimmt …«
Ich sprang wieder auf. »Er macht eine Aussage, Euer Ehren.«
»Kommen Sie nach vorn!«, verlangte Richter Brown.
Caleb Tate und ich gingen zur Richterbank und standen dort Seite an Seite. »Mr Tate, sie hat recht. Sie sollten sich doch auf Fragen beschränken. Glauben Sie nur nicht, ich wüsste nicht ganz genau, was Sie hier tun.« Dann wandte sich Richter Brown an mich: »Und Sie können Ihre Einsprüche vorbringen, ohne darauf hinzuweisen, dass er eine Zeugenaussage macht: damit unterstreichen Sie jedes Mal, dass er aufgrund des fünften Verfassungszusatzes das Recht hat, die Aussage zu verweigern, wenn er sich damit selbst belasten würde. Sie wissen, dass Staatsanwälte das nicht erwähnen dürfen.«
Ich biss mir auf die Zunge. In diesem Prozess war ich wild entschlossen, keinen Streit mit Richter Brown anzufangen. »Ja, Euer Ehren«, sagte ich.
Ich kehrte an meinen Platz zurück, und Caleb Tate stellte sich wieder in die Mitte des Saales. »Kennen Sie den Namen des Mannes, mit dem meine Frau eine Affäre hatte?«
»Nein.«
»Und deshalb wissen Sie auch nicht, ob er Freizeitdrogen konsumierte oder nicht.«
»Ich bin Gerichtsmedizinerin, keine Detektivin.«
»Genau darum geht es mir«, schoss Tate zurück. »Sie wissen nicht, woher meine Frau diese Drogen gehabt haben könnte.«
»Zunächst einmal habe ich es so verstanden, dass sie die Affäre zwei Jahre vor ihrem Tod hatte. Die Fingernagelproben gehen nur etwas mehr als ein Jahr zurück. Und zweitens kenne ich nicht viele Konsumenten von Freizeitdrogen, die sich Morphin spritzen.«
»Aber ist es nicht so, dass sich Heroin in bestimmte Bestandteile zersetzt, wenn es im Körper verarbeitet wird und dass einer dieser Bestandteile Morphin ist?«
»Ja, das stimmt.«
»Wenn also die Ergebnisse der Fingernagelproben richtig waren und meine Frau Morphin im Körper hatte, hätte dieses Ergebnis auch durch den Konsum von Heroin entstehen können?«
Dr. O'Leary verzog das Gesicht. »Nicht wirklich.«
Die Antwort war typisch O'Leary. Sie warf sie hin wie eine Kampfansage. Sie hoffte, Tate würde dumm genug sein, sie zu fragen, warum. Und sie wusste, selbst wenn er es nicht tat, würde ich es im ergänzenden Verhör später noch einmal aufgreifen.
Aber Tate war kein Anfänger. Er lächelte und steckte die rechte Hand in die Tasche. »Okay, ich beiße an. Warum sagten Sie ›nicht wirklich‹?«
»Weil Heroin, wenn es im Körper verstoffwechselt wird, nicht nur Morphin bildet, sondern auch eine Substanz namens 6-Acetyl-Morphin, das man in der Glaskörperflüssigkeit nachweisen kann. Das ist die Flüssigkeit im Auge des Opfers. In Rikkis Fall fanden wir kein 6-Acetyl-Morphin.«
Es war ein Moment des Triumphs für O'Leary, aber Caleb Tate wirkte unbeeindruckt. Er ging langsam zurück zu seinem Anwaltstisch und blätterte ein paar Papiere durch, bis er fand, wonach er gesucht hatte. Die nächste Frage stellte er mit einem Dokument in der Hand.
»Aber 6-Acetyl-Morphin hat eine Halbwertszeit, oder nicht? Es baut sich mit der Zeit ab und wird ausgeschieden.«
»Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht«, sagte Dr. O'Leary. »Ja, es hat eine Halbwertszeit, aber ich hätte dennoch eine gewisse Menge 6-Acetyl-Morphin in Rikkis Glaskörperflüssigkeit erwartet – abhängig natürlich vom exakten Datum, an dem sie sich Heroin gespritzt hat.«
»Und die Halbwertszeit von 6-Acetyl-Morphin ist kürzer als die von Morphin – richtig?«
»Das ist korrekt.«
»Also ist es möglich, falls Rikki mit einem ihrer Liebhaber lange vor ihrem Tod mit Heroin experimentiert hat, dass das Heroin zu 6-Acetyl-Morphin abgebaut wurde, das nicht mehr in ihrem Körper nachweisbar wäre, und zu Morphin, das man immer noch in Rikkis Fingernägeln fand.«
»Mr Tate, ich denke, ich habe bereits festgestellt, dass alles möglich ist.«
Das war eine gute Antwort, aber Tate hatte seinen Punkt ebenfalls deutlich gemacht. Und er war schlau genug, zu wissen, wann er enden musste. »Keine weiteren Fragen«, sagte er.
Der Rest des Tages war weit weniger ereignisreich. Ich rief den Toxikologen in den Zeugenstand, der sowohl die Haar- als auch die Fingernagelproben untersucht hatte. Ich schleuste fünf weitere Zeugen durch den Zeugenstand, um die Beweismittelkette der Tests zu schließen. Mithilfe eines Beamten, der bei der Hausdurchsuchung dabei gewesen war, führte ich eine Reihe von
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