Die Staatsanwältin - Thriller
sich jemand so etwas Verrücktes einfach ausdenken würde. Schließlich quetschten sie sich zusammen und schufen genug Platz, damit wir uns bis auf den Seitenstreifen durchzwängen konnten. Zehn Minuten später kam ein Polizeiauto. Der Officer sagte uns, wir sollten ihn vorbeilassen und ihm dann auf dem Seitenstreifen bis zur nächsten Ausfahrt folgen. Nachdem wir mein Auto geparkt hatten, würden wir dann im Polizeiwagen nach Jackson mitfahren.
Als wir auf dem Seitenstreifen anfuhren, erfüllte mich ein Gefühl der Dankbarkeit. Es fühlte sich gut an, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. Staatsanwälte und Cops konnten sich manchmal gegenseitig an die Gurgel gehen, aber wir stärkten uns auch gegenseitig den Rücken. Mein Beruf bestand darin, Polizisten wie denen, die jetzt vor uns herfuhren, dabei zu helfen, Gangster einzubuchten. Heute kümmerte sich die »blaue Bruderschaft« um mich.
»Ich fasse es nicht, dass sie das für uns tun«, sagte ich.
»Ziemlich cool«, stimmte Chris zu.
Wir waren aus dem Verkehr auf der Ringstraße heraus und fuhren auf dem Rücksitz des Polizeiwagens auf der I-75 nach Süden, als der nächste Anruf von Bill Masterson kam. Wie immer war der Chef geradeheraus, aber ich hörte Sorge in seiner Stimme.
»Jamie, ich habe gerade einen Anruf aus dem Büro des Generalstaatsanwalts erhalten. Das Berufungsgericht von Georgia hat eben einen Aufschub der Hinrichtung bis 7. August angeordnet. Sie brauchen Zeit, um den Fall im Licht der eidesstattlichen Erklärung von Cooper zu bewerten. Sie haben einen Zeitplan für Briefing und mündliche Beweisausführungen verschickt.« Er schwieg, während ich die Neuigkeit verarbeitete. »Es tut mir leid.«
Wie betäubt starrte ich stur geradeaus. Ich hatte geglaubt, ich sei auf alles vorbereitet. Ich hatte mich tausend Mal daran erinnert, dass das passieren konnte. Aber die Wirklichkeit traf mich härter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte diesen Tag schon vor Monaten als den Tag im Kalender angestrichen, an dem ich endlich abschließen konnte. Aber jetzt saß ich hier und wurde schon wieder vom System geschmäht.
»Alles in Ordnung?«, fragte Masterson.
»Ich glaube nicht«, war alles, was ich herausbrachte.
»Ich weiß, Sie sind enttäuscht«, sagte Masterson. »Aber ich würde da nicht zu viel hineininterpretieren. Sie wollen nur Zeit, um die Sache zu prüfen. Diese eidesstattliche Erklärung wird die Zeugenaussage Ihres Vaters nicht außer Kraft setzen.«
Es half, Masterson so zuversichtlich zu hören. Aber der Schlag in die Magengrube hatte mir mehr oder weniger den Atem genommen. Ich wusste, ich musste das Gespräch beenden, bevor ich anfing zu weinen.
»Okay. Danke für die Information.«
Masterson entschuldigte sich noch einmal, bevor er auflegte. Chris sah mich an, und ich spürte, dass mir alles Blut aus dem Gesicht gewichen war. Er rückte zu mir herüber und legte mir einen Arm um dieSchulter. Er hatte genug von dem Gespräch mitgehört, um Bescheid zu wissen.
»Officer Hartley, ich bitte Sie nur sehr ungern darum, aber könnten Sie uns zu unserem Auto zurückfahren?«, fragte ich. Meine Stimme trug, obwohl ich spürte, wie mir die Kehle eng wurde und die Tränen in die Augen stiegen. »Das Berufungsgericht Georgia hat eben einen Aufschub bewilligt.«
Ich lehnte mich an meinen großen Bruder, und dann begannen die Tränen über mein Gesicht zu laufen. Bevor ich mich bremsen konnte, schluchzte ich, obwohl ich versuchte, ruhig und gefasst zu sein.
»Es tut mir leid«, sagte Officer Hartley vom Fahrersitz aus.
In diesem Moment konnte ich nicht einmal antworten. Ich legte nur den Kopf an Chris' Schulter und erlaubte mir zu weinen.
Einer der Gefängniswärter fand Mace telefonierend in einem Konferenzraum und reichte ihm ein einzelnes Blatt Papier. Mace beendete sein Gespräch und überflog die Seite rasch.
»Er ist ein guter Häftling«, sagte der Wärter mit leiser Stimme. »Er hat es wahrscheinlich verdient.«
»Darf ich es Antoine sagen?«, fragte Mace.
»Natürlich.«
Sie trafen sich im selben Raum, in dem Antoine Mace nur ungefähr eine Stunde zuvor seine letzten Worte zu lesen gegeben hatte.
»Troy Davis hält den Rekord immer noch«, sagte Mace. »Sein Aufschub kam zwei Stunden vor seiner geplanten Hinrichtung.« Mace schaute auf die Uhr, dann wieder zu Antoine. »Ihrer kam großzügige drei Stunden und drei Minuten vorher.«
Antoine starrte ihn an, als habe er eben einen Geist gesehen. Vielleicht
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