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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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mein Vater mich wirklich hatte sagen hören, waren diejenigen, die ich am Morgen seines zweiten Schlaganfalls auf dem Weg zur Tür hinaus gesagt hatte. Weil sein erster Schlaganfall sein Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt hatte, hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, Dinge aufzuschreiben, an die er sich erinnern sollte. Am Morgen seines zweiten Schlaganfalls hatte ich ihn daran erinnert, die Mülltonne hereinzuholen, nachdem die Müllabfuhr da war. »Vergiss nicht, mit Justice Gassi zu gehen. Ich arbeite heute Abend wahrscheinlich länger, also mach dir keine Sorgen, wenn ich nicht zum Abendessen da bin.«
    Es gab keine Umarmung. Kein Ich liebe dich . Mein Dad war schon in seinem Arbeitszimmer und gab vor, fleißig zu arbeiten.
    »Bis später«, hatte ich gesagt. »Dir einen schönen Tag!«
    Und jetzt, als wir ein letztes Mal an seinem Bett standen, erschien mir der Versuch, das wiedergutzumachen, sinnlos. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und sah Chris an. »Ich kann nichts sagen.«
    Chris nickte. »Das ist in Ordnung. Wir werden ihn eines Tages wiedersehen. Dann kannst du ihm alles sagen.«
    Ich beugte mich nieder und küsste meinen Vater auf die Wange; meine frischen Tränen benetzten sein Gesicht. Die Krankenschwestern rasierten ihn jeden Tag, aber ich spürte trotzdem seine Bartstoppeln. Als ich klein war, hatte er oft mit Chris und mir gerungen und uns dann manchmal auf dem Boden festgehalten und uns gekitzelt oder sanft diese Stoppeln über unsere Wangen gerieben.
    Der Gedanke daran tat mir im Herzen weh. Wir waren keine Bilderbuchfamilie gewesen, aber wir taten unser Bestes, bis Antoine Marshall daherkam und alles zunichtemachte. Ich richtete mich auf und hielt mir die Faust vor den Mund im Versuch, nicht die Fassung zu verlieren. Ich schniefte und nickte Chris zu.
    Ich erinnere mich nicht, dass er zu Dr. Guptara hinausging, aber ich erinnere mich, dass der meinen Platz neben dem Bett einnahm, etwas inseine Krankenakte kritzelte, uns sagte, das sei das Beste für meinen Dad, und die lebenserhaltenden Maschinen abstöpselte.
    Als Dad fortging, stand ich neben dem Fußende seines Bettes und beobachtete die Monitore. Es war erstaunlich, wie schnell und ruhig das Herz meines Vaters aufhörte zu schlagen. Eine Welle des Leids und der Schuld spülte über mich hinweg, als mir die Endgültigkeit bewusst wurde – wir hatten gerade alle Hoffnung auf eine wundersame Genesung aufgegeben. Meine Knie gaben nach, und der Raum begann sich zu drehen.
    Chris kam herüber und umarmte mich lange. Keiner von uns sprach. Schließlich ging ich zurück zum Bett und gab meinem Dad einen letzten Kuss auf die Stirn.
    Wie im Nebel füllte ich den Papierkram aus und versicherte Chris und Amanda, es ginge schon.
    Ich erinnere mich nicht an die Heimfahrt. Ich fühlte mich selbst auch tot, als hätte jemand meinen Körper übernommen und zwänge mich, mechanisch durch den Trott des Lebens zu gehen, während ich außerhalb von mir selbst in einem See von Trauer und Verzweiflung dahintrieb. Zu Hause spürte Justice sofort, dass etwas nicht stimmte, und versuchte sein Bestes, mich zu trösten. Er fand ein Spielzeug und stupste es gegen mein Bein – Willst du spielen? Als ich mich weigerte, legte er sich neben mich, legte den Kopf sanft auf meine Füße und warf gelegentlich einen Blick zu mir herauf, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
    Nach ein paar Stunden zog ich meine Joggingklamotten an und ging lange mit Justice laufen. Ich kämpfte mich an den Hügeln ab, bis ich das Gefühl hatte, meine Lungen explodierten gleich. Der Schmerz betäubte den Kummer ein wenig. Als ich endlich wieder zu Hause ankam, bis aufs Mark erschöpft, setzte ich mich lange auf die Verandastufen, den Kopf gesenkt und Justice direkt neben mir. Ich erinnerte mich an die guten Zeiten mit meinem Dad, und die Tränen begannen wieder zu fließen und bildeten eine kleine Pfütze zu meinen Füßen. Diesmal tat ich nichts, um sie aufzuhalten.
    Als ich geduscht war, zog ich eine Jeans, ein T-Shirt und eines der Sweatshirts meines Vaters an und rollte mich auf der Couch zusammen. Ich hatte mich für fünf mit Chris im Beerdigungsinstitut verabredet. Wirmussten einen Gedenkgottesdienst planen, die Einzelheiten des Begräbnisses besprechen und eine Todesanzeige schreiben, aber ich wusste, dass das alles auch ohne mich passieren würde.
    Das Haus kam mir lebloser vor als jemals zuvor, und ich wehrte mich gegen den Gedanken, die Sachen meines

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