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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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gegenüberstand.
    Er habe ihn allerdings sofort beruhigt.
    Kare!
    Des Ding is so guad wia weg.
    Des is des Schene an meim Beruf …
    De Vernichtung einer Akte ist gleichbedeutend mit ihrer Anlage.
    Des mocht mi fast gottgleich.
    Und de Heyfte von dem Geyd gibst mir a,
    dann is des a in Sicherheit.
    Hoda noa a wenig nochegschnobelt.
    Sog i: Kare, des erleichtert a dei Gewissen.
    Hoda gmoant, des woaß er ned …
    Kare, hob i gsogt, des woaßt du ganz genau.
    Wenn i iatzt mid dem Sparbiachl zum Finanzamt gäh,
    is oisse weg,
    zoist no an Haufa Steuern noch,
    woaßt ned wofür,
    womöglich kaufans neie Minen mid dem Geyd,
    reißts de Kinder de Fiaß wieder weg,
    muaßt du wieder sammeln,
    kimmst wieder in Versuchung,
    unterschlog i’s, unterschlog i’s ned,
    des is doch koa Lem.
    Und Selbstanzeige, des is doch würdelos.
    Wenn da Staat Reue sogt,
    dann moant a Dummheit.
    Wenns du zum Staat gähst und sogst:
    Ich habe unterschlagen.
    Dann sogt der:
    Brav isa, da Kare, und oisse is weg.
    Und der Beamte denktse:
    Do schau her, no fünfe und mir griang wieder a doppelts Weihnachtsgeyd.
    I nimm dir die Hälfte ab, von allem.
    Auch von der Schuld.
    Do bin i wia da Jesus.
    Gnädiger ois i is nur da Himme.

Ich bin es nicht
    Sitzungsprotokoll 5
    Durch die Berichte über seine Tätigkeit als Fahrer bei der Aktenvernichtungsfirma gewann Aribert S. immer mehr an Stabilität.
    Immer wieder betonte er, dass er diesen Beruf sehr ernst nehme.
    Er habe sich in der Folge sofort einen kleinen privaten Reißwolf gekauft.
    Einen effizienten kleinen Kerl, mit dem er auch nach Dienstschluss noch weiterarbeiten könne.
    Überhaupt gab Aribert S. immer mehr seine chiffrierte Zurückhaltung auf, man spürte die wachsende Sicherheit in der therapeutischen Anordnung.
    Respekt durch Angst.
    Dieser Gedanke stellte sich immer mehr als sein ihn prägendster heraus.
    Das hätten ihm wohl weder wir noch seine biographischen Begleitpersonen je zugetraut, dem kleinen, ungeschickten Aribert.
    Unterwerfungsbereitschaft unterstellte er unseren fassungslosen Gesichtern, mit denen wir teilweise seine Schilderungen verfolgten.
    Nicht ohne kokett hinzuzufügen, dass er es nicht sei.
    Er wisse, dass jeder Zehnte ihn suche, aber er sei es nicht.
    Freilich, er hätte eine Aura.
    Der Blick, sagen die meisten.
    Man fühle sich sofort durchschaut.
    Er hätte diesen Nacktscannerblick.
    Aber er sei es nicht.
    Er hätte einen großen Fehler.
    I bin vui zu weich.
    Mich rührt das Minderwertige.
    Des is a Fehler.
    Wenn i so heimatlose, ausgehungerte, verwaiste rumänische
    Welpen sähg, so einsame verstümmelte Hunderl,
    drei Fusserl, oa Augerl, koa Schwanzerl.
    Furchtbar.
    Do verlier i den Blick fürs Ganze.
    I hob scho a Härte, wenns ums christlich Abendländische gähd.
    Do schteyad i a amoi an Fundamentalisten an d’Wand.
    zu Wolfie
    Dann sanma nimmer nett
    zum Mohammed.
    Owa wenn i eam dann so aschaug,
    den Orientalen,
    wia a zittert an der Wand und ins Pluderhoserl tröpfelt,
    und mir vorstey,
    dass do vielleicht dahoam jemand auf eam wart,
    a kloans Hunderl, drei Fusserl, oa Augerl, koa Schwanzerl,
    dann griag i einfach a Exekutionssperre.
    Des gähd ned.
    So kamma koa Weltreich aufbaun.
    I bins ned.
    I bin nicht der Führer.
    Fürn Führer fehlt mir da fehlende Schulabschluss.
    Als Führer brauchtma a gewisse Grunddebilität, wos Zweifelresistentes, wos Schichtenübergreifendes.
    Des hob i ned.
    Des bin i ned.

Ein Puhh etwa?
    Sitzungsprotokoll 6
    In dieser Sitzung steigerte sich das wiedererwachende Selbstbewusstsein sogar in eine Art Kollegiumsbeschimpfung.
    Er amüsierte sich fast darüber, dass wir alle immer in eine Richtung schauten, nämlich zu ihm.
    Er parodierte fast unsere Haltungen, registrierte zwanghafte Lachanfälle, wachsenden Harndrang, litaneiartiges Murmeln.
    Er vermutete eine Bibelstunde, verwarf dies aber, weil dann wohl alle Anwesenden geschlafen hätten.
    Dann vermutete er einen Untersuchungsausschuss, verwarf aber auch das.
    Weil niemand sich wirklich übergeben musste.
    Das beruhige ihn, weil wenn irgendwo nichts passiere, dann in einem Publikum.
    Dann sang er, auf die Melodie von » Ein guter Freund « .
    Ein Puhh, ein Publikum, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
    Ein Puhh, ein Publikum …
    Dann war auch die letzte Hürde überwunden, die Ängste schienen völlig aufgelöst, und er forderte Licht, für ihn sei die Anordnung zu Ende.
    In der Therapie sei es nicht anders als im richtigen Leben.
    Wenn es dunkel ist, sieht man

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