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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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Taxifahrer gleichzeitig seine eigentlichen Lehrmeister seien.
    Alles habe er von ihnen gelernt.
    Dass sich menschliche Defizite rechnen.
    Das habe er von ihnen.
    Den ganzen Tag im Kreis fahren, tausend Meinungen haben, auf Migranten schimpfen und Geld dabei verdienen, das geht.
    Man müsse nur so tun, als sei man der Einzige, der den Weg kennt.
    Ordnung.
    Er wollte immer etwas ordnen, in Ordnung bringen.
    Das liege ihm.
    Straßenabsperrer auf Großbaustellen.
    Mit einer Fahne winken, den Menschen vor ihm sagen, wo es hingeht, ohne zu wissen, was hinter ihm geschieht.
    Er sei kein Nazi.
    Das betonte er ausdrücklich.
    Aber einen schönen deutschen Beruf hätte er gerne gelernt.
    Waffenhändler.
    Oder Geistheiler.
    Waffenhändler oder Geistheiler, was ziemlich das Gleiche sei, da es keinen Unterschied mache, ob man die Menschen erschieße oder ihnen einrede, mit Handauflegung Krebs heilen zu können.

Im Arsch vom Ackermann
    Sitzungsprotokoll 4
    Der Anfang dieser Sitzung war geprägt von einer ausgedehnten Geruchssuche. Aribert S. reckte seine opulente Nase immer wieder in Richtung Anwesende und stellte nach einiger Zeit ein intensives » oschloch’ln « fest.
    Er vermutete Banker im Raum, Anlageberater.
    Er sei im Arsch vom Ackermann.
    Dann überraschte er uns mit einem Schritt, der darauf hinwies, dass er sich langsam wieder von dem Schock der Strafverfolgung befreite.
    Er begann zu spielen.
    Er hielt plötzlich die Stablampe wie ein Sektglas.
    Schön, Sie hier zu treffen, Herr Staatssekretär.
    Sehr stilvoll hier.
    Ach, das sind Hämorrhoiden!
    Ich dachte, das seien die neuen Beleuchtungskörper von Philippe Starck.
    Deutsche Bank Design.
    Ja, finde ich auch, Herr Fraktionsvorsitzender,
    man fühlt sich wie zu Hause
    im Arsch vom Ackermann.
    Ja ja, Herr Bundespräsident, auf der Flucht wenn man ist, ideal.
    Hauptsache, es ist dunkel.
    Ging mir genauso.
    Wollt ich zunächst auch.
    Aber der Arsch von Olaf Henkel war schon voll.
    Kinderficker würden genauso schauen.
    Mit dieser aufgesetzten Harmlosigkeit.
    Wie Analysten, kurz bevor sie den Umschwung beim Dax erklären.
    Analysten und Kinderficker.
    Im Arsch vom Ackermann.
    Eine herbe Beleidigung.
    Aber Aribert S. drehte sich sofort wieder und bot die skurrile Entschuldigung gleich selber an.
    Es herrschte bis zum Schluss der Untersuchungen keine einheitliche Meinung über dieses Phänomen.
    Die Mehrheit neigte dazu, es als endogene Entscheidungsschwäche zu sehen, eine Minderheit hielt es für eine gezielt eingesetzte Dialektik.
    Eine der beiden Gruppen sollte sich elementar täuschen.
    In diesem Fall entschuldigte er die neue Bankergeneration, die heute zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahre alt sei, mit der Tatsache, dass sie Opfer der antiautoritären Erziehung sei.
    Man spreche hier über Menschen, bei denen noch geklatscht wurde, wenn sie unter den Tisch geschissen haben.
    Wie sollen diese jetzt begreifen, dass wir es nicht gut finden, dass sie auf unser Geld scheißen?
    Aber es sei wenigstens ein Beruf.
    Geld vernichten sei ein Beruf.
    Im Kreis fahren sei ein Beruf.
    Er selbst hatte lange Zeit keinen.
    Wos wiri, wos wari?
    Da Diri, da Dari?
    Heirat i d’Mari?
    Und dann, sagte er, gebe es diese Tage, die alles veränderten.
    Jener Tag, an dem er diese Annonce gelesen habe.
    Reißwolf!
    Aktenvernichtung im großen Stil.
    Bis zu 20 000 Einheiten am Tag,
    überparteilich, konfessionsübergreifend, weltweit.
    Sucht Fahrer.
    Zuverlässig.
    Integer.
    Belastbar.
    Er wusste sofort, dass er es gefunden hatte.
    Ordnung schaffen in der menschlichen Untiefe.
    Von Abgrund zu Abgrund fahren, die Schlechten hinunterstoßen, die Guten mitnehmen.
    Und plötzlich sieht man die Welt mit anderen Augen.
    Plötzlich is des kein Zufall mehr, dass se beim Schreddern des Sparbiachl vom Kare verhängt.
    Da Kare, der geborene Kassier.
    Immer scho mehr kassiert ois verdient.
    Keine Laune der Natur, dass i des Sparbiachl genauer aschaug.
    Bestimmung.
    I war erschüttert.
    Menschlich.
    Ein Schwarzgeyddepot von da Hacklberger Minenopferstiftung.
    Do sammelt da Kare Geyd fia weggrissane Kinderfiaß
    und duats dann aufs Schwarzgeydkonto von seiner Frau.
    Hebt oisse ob.
    So a Sparbuch is a Mine, hodase denkt.
    De gheat entschärft.
    Reißwolf, denktase.
    Heatse guad a.
    Sichere Sache.
    Is es auch!
    Im Prinzip.
    Solang nix hänga bleibt.
    Und a Idealist wia i des findt.
    Dann beschrieb er mit großer Begeisterung den Blick seines Bekannten, als er ihm unvermittelt mit dessen Sparbuch

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