Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
Vom Netzwerk:
hod hoid an koam Hendl vorbeigeh kiena.
    Und wieder betonte er, nie etwas gesagt zu haben.
    Mit der gleichen Vehemenz, mit der die Kriegsgeneration noch bis in die Siebzigerjahre abstritt, etwas gehört zu haben.
    I hob nie wos gsogt.
    Wirklich.
    Des miaßtsma glaum.
    Nie.
    Oiso wenns ihr de Verwandtschaft seids vom Franz, bitte ich schwörs.
    Ich hob nie wos gsogt.
    Ich bin nicht schuld an dem, was passiert ist.
    I woaß doch, wos eam sei Verwandtschaft bedeutet hod.
    Des war fia ihn immer … wos … Bsonders.
    Aribert, hoda immer gsogt, so a Verwandtschaft,
    des is … wos Sicheres.
    Wia a Gummizelle.
    Do wirst a aufgfangt, wennst go ned springst.
    Selbst als er ihn anlässlich der Kommunion von dessen Tochter Anneliese mit einem Hendl im Hühnerstall überrascht habe, habe er nichts gesagt.
    Ganz im Gegenteil.
    Franze, hob i gsogt, du duast so vui fia mi.
    Iatzt kann i a amoi wos fia di doa.
    I sog nix.
    Er habe eigentlich nie viel sagen müssen.
    Der Wimmer Franz habe immer schon freiwillig so kleine Päckchen mitgebracht.
    Er war der älteste Sohn des örtlichen Metzgers.
    Dann schwärmte er von den saftigen Knackern und den Knöcherlsulzen mit Schwarteneinlage, und er gab zu, dass die Päckchen des Franz Wimmer nach der Sache mit dem Huhn etwas größer ausfielen.
    Aber er habe nie etwas gesagt.
    Auch nicht, als da die Sache mit dem Dackel war, in der Besenkammer, anlässlich der Firmung von Anneliese.
    Ja, es warn eigentlich immer die kirchlichen Feiertage, die eam sexuell erregt ham.
    Er räumte ein, dass nach der Causa Dackel sich der Inhalt der Päckchen weg vom gemeinen Aufschnitt mehr in Richtung Filet bewegte.
    Manchmal eine Hochrippe.
    Oder ein Hendlhaxl.
    An dieser Stelle der Sitzung bekam Aribert S. einen jener Heiterkeitsanfälle, die ihn des Öfteren befielen, wenn er sich an grenzwertige Situationen erinnerte.
    Offenbar ein Mechanismus, mit dem er die teilweise tragischen Folgen seines Handelns zum Witz transformierte und sie somit für sich und das Auditorium erträglicher machte.
    Dabei räumte er ein, in Gegenwart von Franz Wimmers Frau Rosi, die sehr tierliebend gewesen sei, ab und zu einmal einen Spaß gemacht zu haben, vor allem, wenn der Dackel wieder so komisch gegangen sei.
    Ein Spaßal!
    Gesagt habe er nichts!
    Nie!
    Er illustrierte seine edle Haltung dann noch mit der Schilderung der Situation, als in der Kühlung der Metzgerei Wimmer Salmonellen festgestellt wurden.
    Auch hier habe er angesichts der Tragödie, die eine Schließung der Metzgerei für die Familie seines Freundes bedeutet hätte, geschwiegen.
    Mehr noch.
    Sein Sohn habe damals das Gutachten für das Gewerbeaufsichtsamt gemacht.
    Und er habe ihn mit aller Kraft auf seine große Verantwortung hingewiesen.
    Iatzt vergiss du amoi, dass du Beamter bist.
    Und weng dem Kredit fia dein Coupé.
    Do red i mim Franz.
    Dann vergisst der a wos.
    Und wenn jeder wos vergisst, dann muaß se koana wos merka,
    und wenn se koana wos merkt, dann is eh nix passiert, und wenn eh nix passiert is, worüber redn mia dann eigantlich!?
    Ich wähle bei dieser Zitation absichtlich ein Frage- und ein Ausrufezeichen, da nur das dem ständig changierenden Unterton des Aribert S. gerecht wird.
    Es war nicht nur mir, sondern auch anderen Kollegen unseres Instituts fast nie möglich, eine eindeutige Gemütslage bei ihm zu attestieren.
    So fügte er dem Pathos und der Selbstverliebtheit, mit denen er seine lebensphilosophischen Erkenntnisse vortrug, sofort wieder eine melancholische, von grabrednerischer Stimmesdüsternis getragene Erinnerung hinzu.
    Da Franz.
    Springt der eines Tages von da Autobahnbruckn.
    Sogt nix.
    Und scho is passiert.
    Und de Rosi.
    Furchtbar.
    Am Dochbodn.
    Vor Weihnachten.
    Entsetzlich.
    Und a des Schicksal von da Anneliese.
    Grauenhaft.
    Hod an Polizisten gheirat.
    resümierend
    Nur da Dackel hod überlebt.
    Dem gähds iatzt guad.

Der Weg
    Sitzungsprotokoll 3
    In dieser verhältnismäßig kurzen Sitzung kam Aribert S. auf seinen brüchigen beruflichen Werdegang und seine Ordnungsambitionen zu sprechen.
    Da aufgrund seiner sich ständig ausbalancierenden Psyche jede Öffnung mit einer Attacke beginnt und umgekehrt, wendete er den Schein seiner Lampe zunächst gegen das Auditorium und beschimpfte es.
    Offensichtlich hatte es am Schicksal des Hendlficker Franz zu wenig Anteil genommen, zu wenig menschliche Rührung gezeigt.
    Er beschimpfte die Anwesenden als Taxifahrer.
    Die seien genauso.
    Dann allerdings gestand er, dass die

Weitere Kostenlose Bücher