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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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Gefühl habe, jetzt geht gleich die Tür auf, ein Pfleger kommt herein und wechselt mir die Gummistrümpfe.
    Das ist übrigens auch statistisch abgesichert.
    » Dahoam is dahoam « oder die » Abendschau « werden hauptsächlich gesehen von Jugendlichen bis 14 und Senioren ab 60.
    Das heißt, die Zielgruppen bewegen sich zwischen Infantilismus und Demenz.
    Das war also eine Zeit, da war der Rundfunkrat mehr Volksgerichtshof.
    Der hat die starken Redakteure nicht mehr lange kontrolliert.
    Der hat sie gleich gefeuert.
    Und so sah ich ihn wieder, diesen Blick, der besagte:
    Ich vertrete den Staat, also den Beamten, bin somit der gewählte Wächter des Mittelmaßes, der Einschaltquotensalieri.
    Dann der Fingerzeig nach oben.
    Dann der Satz: Wegen mir gerne, Herr Zimmerschied, aber …
    Fassen wir zusammen.
    Antiklerikalismus geht nicht.
    Beamtendestabilisierung geht nicht.
    Warum nicht einmal etwas vorsätzlich Unpolitisches.
    Ein Roadmovie.
    Ruhige Bilder.
    Langsame Erzählweise.
    Etwas Poetisches.
    Niederbayern – Oberbayern.
    Warum nicht.
    Einen Versuch ist es wert.
    Dösingried
    Drei Brüder im hinteren Bayerischen Wald.
    Sexueller Notstand.
    Hans, der älteste, der treue Handwerker, der bis zur Erschöpfung den kleinen Hof führt und alle anfallenden Pfarrgemeindearbeiten übernimmt.
    Wastl, das starke Riesenkind, der Traktoren aus dem Dreck hebt und Balken stemmt.
    Und Rudi, der jüngste, der weit weg arbeitet, dort, wo alles besser, schöner, edler und wertvoller ist, in Oberbayern.
    Wastl betritt eine alte Eisenbahnwirtschaft.
    Die Bilder an der Wand erzählen von Feierlichkeiten mit vielen Menschen.
    Die Wirtschaft ist fast leer.
    Die Wirtin, eine feste Frau mit aufgedunsenem Gesicht, zapft ein Bier.
    Ein einziges Hähnchen dreht in einem viel zu großen Grillautomaten seine Runden.
    Die Wirtin bringt einem alten, zittrigen Mann mit einer Schaffnermütze ein Bier an den Stammtisch.
    Der Mann schreckt hoch. Lauscht nach dem Zug.
    Es ist nichts zu hören.
    Nur das Quietschen des Hendlgrills, in dem sich Wastls Augen verfangen.
    Wirtin : ’s Hendl dauert no.
    Owa a Heiße Hexe hob i.
    Wastl : Wos? Wo?
    Wirtin : A Tütn is des.
    Eine in Ofa, aufbocha, fertig.
    Wastl : Wos? Wann?
    Wirtin : A hoaße Semme hoid mid Ketchup.
    Wastl : etwas enttäuscht
    Ah so, a Semme, bringstma sechse.
    Wirtin : Sechse?!
    Wastl : Host recht, bringstma zehne.
    Hans sitzt am Tisch und liest einen Brief.
    » Sehr geehrter Herr Hans,
    auf Ihre Annonce in unserer Rubrik ›Lebensglück‹ haben wir zwei Antwortschreiben erhalten.
    Wir hoffen, dass Sie auf diesem Weg die gesuchte liebe, treue, arbeitsame und hübsche, aber sparsame Lebenshälfte mit unserer Hilfe finden. «
    Hans öffnet eines der beigelegten Kuverts.
    Ein Bild fällt heraus.
    Auf Hans’ Gesicht spiegelt sich leises Entsetzen.
    Wastl bekommt von der Wirtin das Tablett mit den zehn Heißen Hexen.
    Entschlossen nimmt er eine der Tüten, schmerzhaft brennen seine Finger, er balanciert die Hexe auf den Fingerkuppen, bis sie ihm entgleitet, direkt in den Maßkrug des Alten.
    Bespritzt und angewidert zieht dieser die rotbraune Masse heraus und setzt sich etwas weiter weg.
    Die Wirtin nimmt eine zweite Tüte, reißt sie auf und gibt sie Wastl.
    Dieser hebt sie betrachtend hoch, die Heiße Hexe rutscht heraus und landet in Wastls Schoß.
    Panisch schleudert er die Heiße Hexe von sich, wieder in das Bier des Alten.
    Wieder zieht dieser den Baz heraus und rückt einen Tisch weiter.
    Hans liest einen der beiden Briefe.
    » Ich heiße Rosemarie und bin 46, was man mir aber nicht ansieht.
    Mitbringen tu ich nicht viel, aber Kinder könnte ich schon noch kriegen.
    Das ist ein schlechtes Foto von mir, und das Gebiss habe ich mir auch richten lassen.
    Hinlangen kann ich auch und gesund bin ich sehr. «
    Hans legt den Brief weg, betrachtet das Medaillon mit dem Foto seiner Mutter und seufzt tief.
    Wastl liegt auf dem Boden.
    Alles ist vermust, ketchupverschmiert.
    Der Alte hat sich in den äußersten Winkel der Wirtschaft verdrückt und lugt verschüchtert hinter einer Säule hervor.
    Beim Versuch aufzustehen rutscht Wastl abermals aus, stützt sich instinktiv auf dem leicht überstehenden Tablett ab, macht dieses zur Schleuder und katapultiert die letzte Tüte quer durch den Raum.
    Erschrocken taucht der Alte unter, seinen Bierkrug ängstlich umklammernd .
    Die Heiße Hexe jedoch verfängt sich im Gestänge über der Theke.
    Wastl sinkt erschöpft in einen Stuhl.
    Der Alte putzt seine

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