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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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Jacke ab und geht zum Stammtisch.
    Als er sich an der Theke vorbeitastet, löst sich die Heiße Hexe aus dem Gestänge.
    Wastl : Heiße Hexe.
    I hädmas jo denga kiena.
    Weiber, des is nix fia mi.
    schwärmerisch
    Da Rudi, der kanns mid de Weiber.
    Fliesenleger, is grod in Garmisch.
    wie eine Offenbarung
    Da Rudi, des is scho a Hund.
    Garmisch, Disco, laut, Trachtenmutanten schütteln sich zur Musik.
    Rudi, der jüngste der drei Brüder, verströmt betont lässig seinen Bayerwaldcharme an eine » New Romantic Lady « ,
    Rüschenröckchen, Stiefelchen, Kaschmirpulli.
    Rudi : I moch in Fliese,
    Riesenjob grod im Nervenkrankenhaus.
    1000 qm Depperlbad, leck mich am Arsch, so is d’Weyd, oder!
    Und du, Baby Jane?!
    B.J. : EDV, Software,
    aber was zählt das schon.
    Rudi : Host recht, Baby Jane.
    Schau das a, de Affn,
    Olle den seybn Mikrochip im Hirn.
    Leck mich am Arsch, so is d’Weyd, oder!
    B.J. : Aber das ist doch schön. Die zeigen Gefühle.
    Ihr coolen Typen kotzt mich an.
    Rudi : Ah so.
    Rudi grinst verlegen und stehengelassen in die Runde.
    Hans zerreißt die Briefe.
    Die Wirtin legt ihren Kopf an Wastls Schulter.
    Wastl starrt auf das kreisende Grillhendl.
    Wastl : schwärmend
    Da Rudi, der wickelts olle umman Finger.
    Rudi, jetzt einer elegant gekleideten kühl Geschminkten gegenüber, diesmal engagiert.
    Rudi : Na woaßt du, da Woid varreckt,
    da Ozon bräslt zam,
    ’s Atom is in da Muich,
    de Banker vasaufan unsere Steuern,
    des is doch, dass i sog, aso is, oder?!
    Die Lady schweigt.
    Rudi : mit verstärktem Pathos
    In Indien foin eana Zähn aus,
    im Sahel brauchans scho gor koa mehr,
    da Dax saust in Keller,
    und da Mufti schprengtse in d’Luft.
    Des is doch, dass i sog, aso is, oder?!
    Die Lady drückt ihre Zigarette an Rudis Tigerkopfgürtelschnalle aus und geht wortlos zu einem anderen, wortlos bräsigen Luftlochstarrer.
    Hans sitzt im Herrgottswinkel und trinkt Schnaps.
    Wastl kippt auf dem Nachhauseweg von seinem Mofa.
    Sein Schnarchen erfüllt die dunkle Weite des Waldes.
    Rudi sitzt verloren und betrunken auf einer Bank in Garmisch.
    Ein Auto hält.
    Eine ältere Frau steigt aus.
    Vom Leben und der Lust gezeichnet.
    Sie zerrt Rudi in den Wagen.
    Rudi besucht seine Brüder.
    Rudi : schwärmend
    Marmorfliesn, goidane Armaturen und a Wosserbett.
    Do liegst im Wosserbett, a Riesenrohr in da Hosn und schaugst
    umme aufn Berg.
    Jeder an Audi, Uhrn, de se von seyba aufziang, sechs Bo Schi im Speicher
    und Trachtenjacken aus Italien.
    Des is Bayern.
    Hans : Bei uns is a sche.
    Rudi : Bei eich.
    Ausgfranste Wiesn, bigotte Weiber, Gichtfinger
    und fünfzig Prozent Arwatslosigkeit.
    Des is ned Bayern, des is Tschechei.
    Und Weiber gibts.
    Durchsichtige Gwanda, Cuba Libre, literweis.
    Hunderte, ned jeden Dog da seybe Kropf.
    Anlasser werden durchgetreten.
    Verrostete Auspuffe rauchen.
    Gashebel werden durchgezogen, Motoren krächzen.
    Vor Dösingried sitzen im Licht der tief stehenden Sonne drei abenteuerliche Gestalten und lassen ihre Mopeds an.
    Stahlhelm mit angeschraubter Schweißerbrille.
    Würste, Werkzeugkasten, bester Anzug.
    Sie starten.
    Im warmen Licht der Abenddämmerung rattern die drei Mopeds durch den Bayerischen Wald.
    Die Heiligen Drei Könige, mit ihren Gastgeschenken starten sie zur Fahrt in heilige Land.
    Wo sie niemand brauchen kann.
    Die nymphomanische Apothekerin schleppt die drei Könige sofort auf eine Vernissage und stellt sie als niederbayerische Glasblaskünstler vor.
    Wastl biegt zum Schrecken der Gäste und des Künstlers ein Kunstobjekt gerade, das er für einen deformierten Garderobenständer hält.
    Hans repariert den Heizungskessel.
    Rudi, diesmal einer kunstbeflissenen Bürgermeisterstochter gegenüber.
    Tochter : Ich liebe das Weite, das Einsame.
    Rilke, das ist doch pure Einsamkeit.
    Rudi : Grauenhaft einsam is der oft, der Rilke.
    I sog no ollawei zu eam:
    Rilke, sog i, wos bist denn du ollawei so einsam!?
    Na sogta,
    Kopulationsgeste
    gähtse nix.
    Da Rilke.
    Do huift nur der Schaffensrausch.
    Mia vakaufan jo bis in Orient.
    Da Wüstensepp, da Faisal, hod a Hafal von uns,
    da Khomeini hod se grod zwoa Massenurnen blosen loßn,
    und da Gaddafi a Schnupftabakdose.
    Tochter : Sie kennen die Welt, Herr Rudi.
    Ich schreibe da so kleinere Gedichte.
    Rudi : Moang muaß i eh noch Paris,
    Übermoang noch Rom, do kannt i moi nochfrong.
    Grod in Rom, do brauchans immer wieder amoi kleanare Gedichte.
    Ein Intellektueller tritt hinzu.
    Intell. : Ich hörte Rom.
    Dann kennen Sie

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