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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Denbord kniete auf einem riesigen Wellenkamm im Steinmeer und blickte nach unten. Die anderen gesellten sich zu ihm.
    Im Tal der versteinerten Welle lagen, so weit ihr Blick in dem trüben rötlichen Licht reichte, unzählige Reihen zylinderartiger Objekte in ungefähren Parallelen neben ihren ominösen Beförderungsschlitten. Es sah so aus, als hätten sich Sprossen aus einer umgestürzten Leiter gelöst.
    »Sehen gar nicht so groß aus«, bemerkte Nico.
    »Groß genug«, erwiderte Shewel.
    Perf nahm mal wieder seinen Oberlehrertonfall an. »Schwierig, Größe und Entfernung von hier aus abzuschätzen. Aber ich wette, wenn wir dort hinuntergingen, wären wir im Vergleich dazu winzig.«
    Tiadba versuchte sich an das zu erinnern, was Sangmer in den Geschichten beschrieben hatte, die sie ihren Gefährten
vorgelesen hatte, um sie von dem langen Marsch und den allzu kurzen Ruhepausen abzulenken. Und von dem Stress, den vom Leitstrahl vorgegebenen Kurs einzuhalten. Was immer das hier auch sein mochte, es blockierte den Weg, den der Leitstrahl ihnen vorgezeichnet hatte. »Das sind Schiffe«, sagte sie schließlich. »Solche wie in der Nauvarchia des Hochwasserkanals.«
    »Sie haben aber keine Segel«, bemerkte Denbord.
    »Die brauchen sie auch nicht. Es sind Raumschiffe. Sie reisen durch den Raum – oder taten es früher, als es noch Raum gab, den man durchqueren konnte.«
    Langsam begriffen die anderen, was sie meinte. »Sternenschiffe«, sagte Perf. »Aus der Zeit, als es noch Sterne gab.«
    Bis jetzt war der Marsch zwar seltsam gewesen, aber sie waren stetig vorangekommen, quer durch eine eintönige graue Landschaft. Der Boden war übersät mit winzigen Poren, die pulsierende grüne Kügelchen ausstießen, sobald man sich ihnen näherte, und sich danach schnell wieder ins Felsgestein zurückzogen. Ringsum sah es so aus, als ob die Felsen schwitzten, aber natürlich waren es keine Schweißtropfen, die heraussickerten, sondern Licht.
    Tiadba blickte an beiden Seiten des Wellenkamms entlang und danach ins Tal. »Es hilft nichts, wir müssen da durch.«
    »Und was ist, falls diese Dinger uns unter sich begraben?«, fragte Shewel.
    Denbord legte den Finger an sein Visier. »Wir müssen eben schnell und vorsichtig sein.«
    »Und was ist, wenn da unten die Schweigenden sind?«
    »Keiner hat sie je gesehen«, erwiderte Nico. »Niemand weiß, wo sie sich aufhalten oder wie sie aussehen. Vielleicht sind sie ja verschwunden. Jedenfalls hat der Schutzanzug bisher keinen
Pieps von sich gegeben. Also liegen wir offenbar nicht völlig falsch.«
    »Zumindest sind wir bisher über keinen Passweg gestolpert«, sagte Perf.
    »Fast würde es mir ja gefallen, so was mit eigenen Augen zu sehen. Oder auch einen der Schweigenden«, meinte Denbord. »Nur um zu erfahren, was sie sind, was wir zu erwarten haben und was wir vermeiden müssen.«
    Wie Nico erwähnt hatte, waren ihre Schutzanzüge die meiste Zeit über stumm geblieben. Nur einmal wurde Perf ermahnt, den pulsierenden Kügelchen keinen Fußtritt zu versetzen.
    Tiadba blickte zur anderen Seite der Mulde hinüber, auf den Kamm gegenüber, der anscheinend vier oder fünf Kilometer entfernt lag. Die Luft zwischen den beiden Kämmen klarte immer mehr auf. Schon früher war ihr aufgefallen, dass das Licht hin und wieder auf unvorhersehbare Weise stärker und kohärenter wurde, so dass sie weitere Entfernungen überblicken konnten.
    Es war schon seltsam: Je niedriger ihr Standort, desto weiter konnten sie sehen. Offenbar wich das Licht in diesem Teil des Chaos Hindernissen aus, zog um sie herum oder über sie hinweg und schlug einen Bogen, bis es sie erreichte. Das war seit der Durchquerung der Zone der Lügen eines der Phänomene, die sie am meisten beunruhigten. Vom Fuße des Tals aus würden sie möglicherweise Hunderte oder Tausende von Kilometern des Chaos überblicken können. Falls die Entfernungen hier überhaupt konstant blieben und Längenmaßstäbe noch galten.
    Nico stellte sich neben Tiadba, obwohl sie sich auch aus der Distanz hätten verständigen können. »Was sollen wir tun?«
    »Hinuntersteigen und das Tal durchqueren.«
    »Können wir nicht erst diese Objekte erkunden?«, fragte Perf. »Ich würde mir gern mal ein Raumschiff von innen ansehen. «
    Macht, der links von ihnen gegangen war, gesellte sich wieder zur Gruppe. »Die müssen alt sein«, bemerkte er. »Da liegen Tausende davon herum.«
    »Falls die Schutzanzüge uns nicht davon abhalten, sehen wir uns dort mal

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