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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Füße weh, obwohl sie noch gar nicht besonders weit gegangen waren. Sie fühlte sich eingeschlossen, von einer einzigen Falle umgeben, desorientiert und
musste sich wirklich bemühen, nicht zu weinen oder, noch schlimmer, einfach loszubrüllen.
    »Ihr spürt das auch, das weiß ich doch!«, schrie Nico, wälzte sich auf den Bauch und versuchte sich an einem Felsen festzuklammern, doch der war glatt und massiv.
    Auch Khren, Shewel und Macht machten sich auf den Weg in die Bodensenke. Herza und Frinna hatten sich inzwischen zu beiden Seiten von Nico aufgebaut, der sich zurückgelehnt hatte, und stupsten ihn an. Ihnen schien es recht gut zu gehen, auch wenn sie noch immer nicht viel redeten.
    »Wir sind ja noch nicht mal richtig losgegangen «, sagte Khren.
    »Mach’s nicht noch schlimmer«, erwiderte Nico kläglich.
    »Wir könnten ja mal die Rollen tauschen: Ich wälze mich auf dem Boden und tue eine Weile so, als hätte ich Angst, während du aufstehst, den Tapferen spielst und herauszufinden versuchst, in welche Richtung wir gehen müssen.«
    Je nachdem, ob sie sich an den richtigen Kurs hielten oder nicht, wurde der stetig summende tiefe Ton in ihren Helmen – das Signal des Leitstrahls – lauter oder leiser. Doch sie waren bereits auf zwei beschädigte Mauern gestoßen, die so hoch und lang gewesen waren, dass sie von ihrem Kurs hatten abweichen müssen. Nervös waren sie herumgeirrt und hatten Schleifen und Kreise beschrieben, bis sie das Signal des Leitstrahls wieder mit höchster Lautstärke vernommen hatten. In der Leere, die sich vor ihnen auftat, hatten sie auch zerbröckelnde Barrikaden gesehen, die im rötlichen Schein der Sonne, des Feuerrings, seltsame bläuliche Doppelschatten warfen. Tiadba hielt es für das Beste, dort nicht hinüberzusteigen, um Erkundigungen anzustellen, und die anderen pflichteten ihr bei. Die Neugier
war die erste aller Empfindungen, die der Gruppe auf ihrem Weg abhanden gekommen war. Also hatten sie einen Bogen um die Hindernisse geschlagen.
    Nun befürchtete Tiadba, sie könnten ihren Durchhaltewillen verlieren. In einer so kurzen Zeitspanne zwischen zwei Extremen, Hochgefühl und Furcht, hin und her zu schwanken, empfand sie als äußerst bedenklich. Dabei waren sie bis jetzt noch nicht einmal auf etwas besonders Entsetzliches oder Beängstigendes gestoßen, sondern nur auf das, was sie aufgrund ihrer Ausbildung erwartet hatten.
    »Ich glaube, ich gewöhne mich allmählich an manches«, erklärte Macht ohne große Überzeugungskraft. »Wirklich«, setzte er nach. »Komm schon, Nico, lass uns weiterziehen.«
    »Wir gehen noch ein paar Kilometer«, sagte Tiadba und musste mehrmals heftig schlucken, was inzwischen wehtat. Das hier vergiftet uns! Und doch war sie sich sicher, dass nichts von außen in den Schutzanzug gelangte. Bestimmt hatten die Hochgewachsenen sie so ausgerüstet, dass dergleichen nicht passieren konnte!
    Aber das Chaos verändert sich ständig. Wie hätten sie wissen können, welche Art Schutzanzug sie herstellen mussten?
    Sie sah Khren scharf an. Er zeigte nicht dieselben Symptome wie sie, auch keiner der anderen. Jeder reagierte auf eigene Weise.
    Nico wälzte sich auf den Rücken, ließ die Augen jedoch geschlossen. »Warum hängen wir immer noch hier fest, wenn im Chaos doch alles so anders ist? Wieso ändern wir die Regeln nicht einfach, steigen in die Lüfte und schweben davon?«
    Plötzlich empfand Tiadba so etwas wie Liebe für ihn. Ihr schossen Tränen in die Augen, denn das war eine Frage, die auch Jebrassy hätte stellen können.
    »Das geht nicht wegen dem, was man Schwerkraft nennt«, erklärte Khren. »Die herrscht überall, selbst hier draußen. Pahtun hat es uns gesagt, weißt du noch?«
    »Tja, und wo ist er jetzt?«, fragte Macht mit düsterer Stimme. »Ich weiß ja nicht mal, was Schwerkraft eigentlich ist. Oder auch Licht.«
    »Licht ist das, was uns Sehvermögen verleiht.« Shewel wiederholte, was man ihnen beigebracht hatte. Er war bestimmt nicht derjenige der Gruppe, der die schnellste Auffassungsgabe besaß, doch was er lernte, behielt er bis ins letzte Detail im Gedächtnis. »Und Schwerkraft ist das, was uns am Boden hält.«
    »Langweilst du dich nicht allmählich da unten?«, fragte Denbord Nico. Khren und Macht packten Nicos Hände und zogen ihn hoch. Mit wackligen Beinen blieb er stehen und streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. »Lasst uns zurückgehen. Ich glaube, wir könnten es schaffen.«
    Macht kletterte

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