Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear

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Kügelchen aufnehmen.
    »Ich verstehe das alles nicht«, klagte Denbold, als sie weitermarschierten.
    »Wir folgen dem Leitstrahl«, erwiderte Khren, der sich stoisch gab. Doch Tiadba war aufgefallen, dass er sich während der Ruhepause in der Blase die Füße gerieben und leise gestöhnt hatte.
    »Wo sind diese Wiedergänger?«, fragte Nico. Bis jetzt hatte er die meiste Zeit über geschwiegen, vielleicht um die Enttäuschung darüber zu kaschieren, dass sie die Sternenschiffe nicht aus der Nähe hatten betrachten können. »Man hat uns doch gefährliche Wiedergänger versprochen, stimmt’s? Und dass wir etwas Neues kennenlernen.«
    Niemand reagierte auf den dürftigen Scherz. Als sie über den Scheitelpunkt der Bodenerhebung stiegen und sich umwandten, sahen sie, dass das Tal in ihrem Rücken sich von innen nach außen gestülpt und in einen Höhenrücken, einen lang gestreckten Hügel verwandelt hatte und die Reihe riesiger Sternenschiffe samt Beförderungsschlitten wieder aufgetaucht war. Außerdem waren die zerstörten Städte vor ihnen verschwunden. An deren Stelle waren jetzt kleine dunkle Hügel zu sehen, übersät mit Gruppen kleiner Bäume, die funkelten.
    »Jetzt reicht’s«, murmelte Denbord.
    Einige Dutzend Schritte vor dem ersten Baum formierte sich die Gruppe zu einer Reihe, um die Möglichkeiten abzuwägen. »Sieht nicht gefährlich aus«, sagte Shewel, der sich in seinem Schutzanzug hin und her wand. Offenbar juckte sein Körper immer noch.
    »Ist es gefährlich?«, fragte Tiadba ihren Schutzanzug. Manchmal reagierte er auf eine direkte Frage, falls er die Antwort wusste. Diesmal brauchte er beunruhigend lange dazu, zumal sie zu sehen glaubte, dass sich kleine Objekte oder Wesen zwischen den Bäumen bewegten.
    »Hier vollzieht sich Evolution«, erwiderte ihr Helm schließlich. »Man sollte es melden.«
    »Na dann viel Glück«, bemerkte Shewel. »Ist dem noch gar nicht aufgegangen, dass wir das nicht können?«
    »Was ist Evolution?«, fragten Finna und Herza wie aus einem Mund.
    »Anpassungen, die das Überleben unter veränderten Bedingungen erleichtern. Hin und wieder stabilisieren diese Anpassungen die Lage.«
    Macht schnaubte verächtlich.
    »Und was heißt das in einfachen Worten?«, fragte Shewel.
    »Es könnten sich daraus gewisse Möglichkeiten ergeben. Die Bedingungen von Realität und Stabilität werden hier ohne Maschinen oder sonstige Hilfsmittel aufrechterhalten. Und das könnte entweder Störungen bei Schutzpanzern und Generatoren auslösen oder deren Wirkung verstärken.«
    »Endlich mal eine eindeutige Antwort.« Auch Shewel schnaubte jetzt.
    »Dreht euch um«, sagte Tiadbas Panzer.
    Als alle herumwirbelten, sahen sie in einiger Entfernung dreißig oder vierzig Gestalten in solchen Schutzanzügen, wie sie selbst sie trugen. Sie kamen den Höhenrücken herunter, beugten sich dabei aber so vor, als stiegen sie nicht nach unten, sondern hinauf, und näherten sich der Gruppe bis auf schätzungsweise hundert Schritte.
    »Da sind noch andere aus der Stadt unterwegs!«, freute sich Khren und wollte ihnen entgegenrennen, doch Tiadba hielt ihn am Arm fest.
    »Bereitet euch auf die Flucht vor«, riet ihnen der Schutzpanzer. »Die Gefahr in eurem Rücken ist größer als die vor euch.«
    »Wiedergänger?«, fragte Tiadba.
    »Ja.«
    Die anderen Marschierer, welcher Art sie auch sein mochten, bewegten sich mit langsamen, müden Schritten vorwärts, schienen aber trotzdem schnell zu ihnen aufzuschließen. Khren stöhnte auf. Inzwischen konnten sie recht deutlich erkennen, dass die Schutzanzüge dieser Nachgezüchteten bereits zerfielen. Die Kapuzen baumelten in Fetzen über die eingezogenen Schultern. Die Gesichter der Wiedergänger waren düster und verschrumpelt, die eingesunkenen Augen blickten erschöpft und verzweifelt in die Ferne.
    Sie schienen blind zu sein.
    Und trotz der Bewegungen, die sie endlos wiederholten, gelangten sie nirgendwohin. Wiedergänger.
    »Stellt den Generator so auf, dass er einen engen Radius bildet, und drängt euch aneinander«, befahl Tiadba. Plötzlich fiel ihr auf, dass der Panzer sich nicht mehr meldete, sie aber trotzdem Anweisungen erhielt – Bilder, die ihr durch den Kopf schossen. Ihre Gefährten befolgten ihre Instruktionen hastig und drängten sich in der kleinen schimmernden Halbkugel so eng zusammen, als wären sie neugeborene Hortkinder. Sie legten Hände, Arme und Beine umeinander und starrten nach draußen.
    Die blinden Wiedergänger zogen um die