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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Vergangenheit?
    Wer hat das Buch?
    Die Marschierer versuchten sich vor Tiadba zu schieben, um sie zu verbergen, doch einer nach dem anderen wurde energisch zur Seite gedrückt. Khren und Frinna zeigten die größte Entschlossenheit, nicht von der Stelle zu weichen, doch gleich darauf wurden auch sie weggestoßen.
    Wieder einmal fand sie sich ganz allein in fahles Licht und tiefe Traurigkeit getaucht, wieder einmal war sie umringt von
schnell wechselnden weiblichen Gestalten, deren Züge sie fast zu erkennen glaubte. Ihre Umrisse sahen so aus, als hätte man verschiedene Bewegungsstadien eines realen Lebewesens in glänzendem Stein verewigt. Schließlich schoben sie sich übereinander, verschmolzen miteinander …
    Und verwandelten sich in eine einzige Frau, deren Gesicht von innen her wie eine Laterne leuchtete. Eine Haut, so weiß wie Schnee, Augen, die zwischen Silber, Grau und Grün changierten, der Körper in etwas eingehüllt, das wie eine Landschaft mit goldenen Strömen und grünen Weiden wirkte, die Glieder lang und anmutig. Um die Fingerspitzen wanden sich Blumen und dazwischen Buchstaben, Symbole und Zahlen in Flammenschrift, die sich ständig veränderten und ihren Lichtschein auf Tiadbas Gesicht warfen. Was in der Schrift aufloderte, war ein warmes, aber nicht verzehrendes Feuer.
    Obwohl Tiadba dieser Frau nie begegnet war, kam sie ihr bekannt vor.
    Tiadba hatte sie bereits Mutter genannt. Mütter, das wusste sie, waren so etwas wie Heger und Pfleger. Es sind Frauen, die vor dir zur Welt gekommen sind und ihre Geschichten unmittelbar an dich weitergeben. Und diese Geschichten verbinden sich dann so miteinander, dass deine eigene daraus entsteht. Es sind lange Ketten früherer Erfahrungen, und sie umfassen Fehler, die aus Angst oder vor Freude begangen wurden, Niederlagen und Triumphe. Und all das übermitteln die Mütter an die nächsten Experimente im Strom der Zeit: an die Kinder.
    In dieser Frau hatten sich auch andere verewigt: Männer, Frauen, Gruppen aus Männern und Frauen und hier und da auch Geschöpfe, deren Geschlecht Tiadba mangels persönlicher Erfahrungen nicht bestimmen konnte – Gestalter und
verschiedene Arten von Zwitterwesen. Sie alle hatten dem Nachwuchs ihre ganz persönliche Note verliehen und für Vielfalt gesorgt. Früher einmal hatten sogar ganze Städte ihre Geschichten zur Verfügung gestellt, um ein weibliches Wesen zum Leben zu erwecken, und sich später versammelt, um die Geburt eines einzelnen Kindes zu feiern, das sie hegten und pflegten, dann verdoppelten und verdreifachten, um die Kopien, die kostbare Geschenke darstellten, anderen Städten zu übermitteln …
    Eine Stadt wie die Kalpa ähnelte einer aus Geschichten geborenen Frau und Mutter.
    Aschuren und Devas – verschiedene Varianten der Gattung Mensch – hatten so viele eigene Formen der Partnerschaft und Mutterschaft hervorgebracht, dass sie kaum zu zählen waren. Auf jede denkbare Weise, entwickelt während einer Zeitspanne von hundert Billionen Jahren, verbanden sich ihre Geschichten miteinander und wurden weiterbefördert, damit andere sie lesen und neue Geschichten daraus machen konnten.
    Im Vergleich zu Tiadba war die Frau groß, größer als alle Geschöpfe, die sie in den Ebenen je gesehen hatte, sogar noch viel größer als Pahtun. Und sie hatte eine reizende, wenn auch sehr imposante Gestalt. Aber Tiadba hatte keine Angst vor ihr.
    Nur ich darf mich noch erinnern. Es ist die Strafe dafür, dass ich versucht habe, den Typhon zu vernichten. Früher einmal habe ich so viel mehr umfasst.
    Dies also war von Ishanaxade, der aus allen Geschichten geborenen, übrig geblieben. Unermessliche Träume strömten von ihr zu Tiadba, mehr als jedes Buch beinhalten konnte, und doch bestanden sie aus einzelnen Wörtern.
    Mein Kind. Du bist mein letztes Kind. Mein Vater hat dafür gesorgt, denn er hat die Kreisbewegung der Stränge geschaffen. Und jetzt ist das Ende da. Unser Leben ist nur noch ein Nachhall früheren Lebens. Ich bin verloren.
     
    Einst war Nataraja wunderschön gewesen, mit all seinen Altertümern eleganter als jede andere Stadt der Erde. Dass es sich der Geschichte der Menschheit stellte und sie bewahrte, sorgte für Vielfalt und einen besonderen Reiz. Nataraja hatte die Materiekriege bis zum Ende ausgesessen, jeden willkommen geheißen und versucht, neutral zu bleiben, bis die Fürsten der übrigen Städte, vor allem die der Kalpa, die Stadt gezwungen hatten, Partei zu ergreifen.
    Während das Chaos

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