Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear

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bekümmert den Kopf. »Ich weiß nicht, wer ich bin oder wo ich mal landen werde. Deshalb bin ich ja überhaupt zu einer Sama gegangen.« Er schauderte.
    Tiadba kämpfte um die richtigen Worte. »Zwei Namen. Erzähl mir, was sie bedeuten. Ich sage dir einen Namen und du mir den anderen.«
    »Namen?«
    »Ginny.«
    Jebrassy fuhr zurück. »Jack«, platzte er ohne weiteres Nachdenken heraus.
    Sie sah ihn triumphierend und zugleich erschrocken an. »Zwei seltsame, hässliche Namen. Sie stammen nicht von den Ebenen. Wir kennen einander, Jebrassy. Wir kennen einander von einem anderen Ort her. Es ist so, als hätten wir uns schon immer gekannt. Das Gefühl habe ich bei jemand anderem noch nie gehabt.« Sie war so aufgewühlt, dass sie fast schielte. »Irgendwann wird einer von uns furchtbar in der Klemme stecken. Ich glaube, ich werde diejenige sein, die dich dann braucht. Und du wirst kommen, um mich da rauszuholen.«
    Jebrassy seufzte und kniete sich hin, weil er sich plötzlich schwach fühlte. Es stimmte: Schon jetzt spürte er den heftigen Schmerz des Verlusts. Er wusste, dass Tiadba ihm gehören
würde. Er würde dieser Frau treu und an sie gebunden sein, doch sie allzu schnell wieder verlieren.
    Aus der Zeit gerissen.
    Außer Kontrolle geraten.
    Unsere Leben gehören uns nicht.
    »Das ist doch völlig verrückt«, flüsterte er.
    Sie kniete sich vor ihn, legte die Stirn an seine, umfasste seine Schläfen mit beiden Händen, und er tat es ihr nach. »Versprich mir diese drei Dinge, dann weihe ich dich ein und zeig’s dir.«
    Der Besucher oder dessen nutzloses Überbleibsel in Jebrassys Kopf wollte ihn offenbar zu einer Entscheidung zwingen, denn er veranstaltete dort einen wahren Wirbel.
    Jebrassy streichelte Tiadbas Wange.
    Sie schworen so, wie sie es als Kinder gelernt hatten, wiederholten die Worte immer wieder, bis sie sich diese genau gemerkt hatten. Dann pfiff Tiadba kurz eine Melodie, die den Pakt besiegelte.
    Damit war die Sache entschieden. Jebrassy hatte keine Ahnung, was gerade eben passiert war. Nach und nach gewannen seine Augen den Fokus zurück. Tiadba hatte sich von ihm gelöst, stand nahe bei ihm und starrte nach oben. Sie deutete auf einen offenen Vorbau, der in den rechten Rand der Lichtwand hineinragte und im Vergleich dazu winzig wirkte. Er sah wie eine private Loge aus, bot im Amphitheater allerdings den schlechtesten Blick überhaupt. »Siehst du das?«
    »Ein Mauervorsprung. War schon immer da. Was ist damit?«
    »Früher nannte man das die Valeria «, erklärte Tiadba. »Von dort aus hat man die Vorführungen organisiert und gesteuert. Ich hab einen Weg gefunden, der hinter der Lichtwand hinaufführt. Möchtest du die Valeria sehen?«
    »Da oben ist bestimmt alles verdreckt, stimmt’s?«
    »Ich hab dort saubergemacht.«
    Es versuchte, Stimme und Verhalten wieder unter Kontrolle zu bringen. »Könnte interessant sein … Aber warum ist das so wichtig?«
    »Der große Schirm der Lichtwand ist kaputt. Aber da oben gibt es einen kleinen Schirm und Zugang zu einem Verzeichnis der Vorführungen, die sie früher in den Diurnen veranstaltet haben. Einige hab ich mir angesehen. Meiner Meinung nach erzählen sie eine bestimmte Geschichte, wenn auch nicht unbedingt unsere. Die Geschichte derjenigen, die vor uns hier waren.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, wie das den Marschteilnehmern weiterhelfen soll.«
    »Bist du denn gar nicht neugierig, nicht mal ein kleines bisschen? Neugierig darauf, Dinge zu sehen, die seit Millionen Schlaf-Wach-Zyklen kein anderer unserer Art oder sonst jemand gesehen hat? Willst du nicht erfahren, wie wir hier gelandet sind und … vielleicht auch … warum? Wir wissen so wenig«, seufzte sie. »Und das …«
    »… ist das Dritte, was wir gemeinsam haben«, bemerkte Jebrassy. »Außerdem muss ich dir sagen, dass ich impulsiv bin. Manche behaupten, ich sei dumm, aber eigentlich bin ich nur ein Sturkopf. Außerdem mache ich mir zu viele Gedanken.«
    »Vier, fünf und …«
    »Sechs Dinge, die wir gemeinsam haben, stimmt’s?«
    Als Tiadba sich aufrecht hinstellte, war sie ein bisschen größer als Jebrassy. Dass Frauen die Männer überragten, war bei der alten Art nicht ungewöhnlich. »Falls die Wächter uns erwischen oder erfahren, dass wir Bescheid wissen, ziehen sie uns
wahrscheinlich aus dem Verkehr und liefern uns den Hochgewachsenen aus, ist dir das klar?«
    Er nickte.
    »Na, dann komm mit. Vor einiger Zeit ist ein Teil der alten Empore eingestürzt, direkt neben