Die Stadt am Ende der Zeit
Max.«
»Sie könne gern hereinkommen, wenn Sie möchten, Sir. Meine Gefährtin habe ich im Griff.«
»Nett von Ihnen, Max, aber ich gebe nur meinen Bericht ab, leite die Aufforderung an Sie weiter, und dann sind wir für heute fertig.« Whitlow grinste. Seine Zähne waren perfekt, wie mit Elfenbein überzogen. »Schön zu wissen, dass es Ihnen gut geht. Das frischt so viele Erinnerungen auf.«
»Allerdings, Sir.«
Während Whitlow sich zu voller Größe aufrichtete, löste sich sein verkrampftes Lächeln. »Man hat uns alle hierhergebracht – alle .«
Glaucous kalkulierte auf der Basis seiner jahrelangen Spekulationen und Beobachtungen schnell durch, wie viele das sein mochten. Sicher Dutzende, wenn nicht Hunderte.
»Ansonsten hat man mir wenig verraten. Aber ich gehe davon aus, dass uns allen jetzt klar ist, wie wichtig Ihr Territorium geworden ist, und das ist ein Glück für Sie. Wir verfügen über Berichte, genau wie die anderen.«
»Die anderen?«, fragte Glaucous. Penelope, die hinter der Schlafzimmertür lauschte, räusperte sich.
Whitlow schüttelte feierlich den Kopf. »Wir haben beide den Saum unserer Gebieterin geküsst, und der streicht jetzt nahe an uns vorbei. Wie viel wissen Sie bereits, Mr. Glaucous, als der durchtriebene junge Nimrod, der Sie sind?«
Glaucous’ kleine Augen weiteten sich, allerdings reichten sie nicht an Whitlows große Augen heran. »Ist es vorbei?«, fragte er mit trockener Kehle.
»Es könnte bald ein Endpunkt erreicht sein.«
»Sind die Integralläufer hier?«
»Mir wurde gesagt – und ich spüre es auch –, dass eine Mindestzahl von ihnen unsere Zeit demnächst in Anspruch nehmen wird. Deshalb bitte ich Sie, junger Shikari : Beseitigen Sie keine weiteren Kollegen! Ihr Lebensfaden ist auch meiner, und meiner ist unauflöslich mit dem des Nachtfalters, unseres großen Übermittlers, verwoben. Uns beide vereint dasselbe Schicksal. «
Während er sich verbeugte und zurückzog, ließ er Glaucous nicht aus den Augen. »Muss schnell weiter, muss noch viele Pfandleihen besuchen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
»Schließen und verriegeln Sie die Tür, Max. Ich will hören, wie der Riegel einrastet.«
»Ja, natürlich. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte.« Er schloss die Tür, verriegelte sie und lauschte auf das vertraute, ungleichmäßige Aufsetzen von Whitlows Füßen, als er die Treppe hinuntereilte.
Selbst in diesem Augenblick juckte es Max in den Fingern, dem alten Mann etwas Böses anzutun.
28
Wallingford
Nach einem vierstündigen Gespräch im Wohnzimmer – vorher hatte man Daniel einen Teller Hühnerbrühe, ein Glas Milch und ein Glas Rotwein angeboten, und er hatte alles dankbar angenommen – zog Mary Fred im Gang zur Küche auf die Seite. »Was, zum Teufel, tust du da?«, flüsterte sie ihm unwirsch
ins Ohr. »Der Mann ist krank, er hat uns verfolgt und hält sich für meinen Bruder, um Gottes willen – für meinen toten Bruder. «
Freds Ohren liefen rot an. Er war sichtlich verärgert über ihre Einmischung und konnte sich kaum bremsen. »Stimmt ja alles, aber du solltest mal hören, was er sagt. Ich schreibe es auf. Womöglich ist er der brillanteste Mensch, dem ich je begegnet bin.«
»Und was ist so brillant?«
»Die Fourier-Transformation – phi von k und r –, die maximalen Abweichungen von Nullenergie-Zuständen einander überlappender diskreter variabler Systeme …«
»Verrücktes Geschwätz.«
»Ach ja?« Fred zog sich empört zurück. »Er fühlt sich jetzt besser, Mary. Deine Suppe hat ihm wieder auf die Beine geholfen. Er hat schwere Zeiten durchgemacht, seitdem er hierhergekommen ist.«
» Hierher? Zu uns nach Hause?«
»Seitdem er von einer Welt in die andere hinübergewechselt ist. Jetzt hat er sich entspannt und gerade angefangen, mir die Sache zu erklären. Sie könnte wirklich wichtig sein.«
»Er redet von Parallelwelten , Fred.«
Fred setzte eine ironische Miene auf. »Ist in der Physik nichts Neues. Und es mag verrückt sein, aber es ist Mathematik. Entweder er hat Einzigartiges gelesen oder aber die Arbeiten selbst durchgeführt, Konzepte und Lösungen entwickelt, von denen ich noch nie gehört habe. Manches davon ist sogar brillanter als Sütős Lösung für das erforderliche Minimum an Gesamtenergie. Stell dir ein unendliches Raster aus sich verzweigenden und abzweigenden Linien vor, die alle fähig sind, ein weiteres
Raster zu erzeugen. Man würde meinen, das wäre überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen, aber
Weitere Kostenlose Bücher